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Gedanke erscheinen, wenn du nach, dem Schmerze, den
dir, dem Lebenden, der Tod eines geliebten Wesens bereitet,
die Realität des Todes selbst bemißt und nicht zugleich
in diesem Schmerze selbst die Nichtigkeit des Todes und
die Realität des Lebens erkennst. Der Tod eines bestimm-
ten Wesens ist für dich wohl, den Bestimmten, der in
engem Zusammenhange mit dem Verstorbenen stand,
auch eine bestimmte Verneinung oder hat zur Folge
bestimmte Verneinungen; aber kannst du denn dich, den
Bestimmten, den Lebenden mit seinen Angelegenheiten
und Empfindungen, zum Maße der Realität des Todes
selbst machen? Was heißt nun aber dies, daß der Tod
keine andere Existenz hat als Relation und Augenschein,
daß er selbst aber sich selbst vernichtende Vernichtung,
nichts ist, anders als: Dem Dasein allein kommt Dasein,
dem Leben allein Leben zu? Und was heißt dies wieder
anders als: Das Dasein, das Leben, das Individuum —
denn die Individualität ist ja allein die Form, in der das
Leben und Dasein Existenz hat — ist unbedingt, schranken-
und verneinungslos wirkliche Wirklichkeit, ist die ihrer
selbst gewisseste und versichertste, allmächtigste, all-
gegenwärtigste Bejahung seiner selbst, ist absolute Wahr-
heit, Wesenhaftigkeit, Unendlichkeit selbst?1 Das Leben
wäre endlich? Der Tod wäre die Schranke, das Ende des
Lebens2? Etwas nur begrenzt etwas. Endlich ist nur
dasjenige, welches in dem, woran oder worin es endet,
sein wahres Wesen hat; so ist die Welt endlich, denn das
Ende und die Grenze der Welt ist ihr wahres Wesen, Gott;
so ist3 das Kind endlich, denn seine Grenze und Ende ist
sein wahres Wesen, der erwachsene Mensch, dessen Exi-
stenz eine dem Wesen des Menschen gleiche Existenz ist.
Bestimmte Dinge sind endlich, weil das, worin sie enden,
im Verhältnis zu ihnen unendlich, ein höherer Grad
von Wirklichkeit ist. Der Tod wäre also die Grenze und
das Ende 4 des Lebens? Wäre er dies, so müßte er nicht
1 Wenn der Tod keinen Gehalt, keine Bedeutung, [vgl. Seite
396] . . . Unendlichkeit selbst? Fehlt in B, wo mit dem fol-
genden ein neuer Absatz beginnt.
2 wäre die . . . des Lebens: der Beweis dieser Endlichkeit B
3 die Welt endlich . . . so ist Fehlt in B.
4 die . . . Ende: eine positive Grenze B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften