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Schranke ist ja ĂŒberhaupt, wenn sie wirkliche Bestimmung
und Beschaffenheit ist, der Begriff wie das Leben eines
Dings, sein Grund wie sein Wesen; indem daher in der
Schranke eines Dings sein Wesen enthalten ist, so ist in
ihm zugleich die Aufhebung der Schranke, Unendlichkeit.1
Wenn nun aber der Tod nur eine sich selbst verneinende
Verneinung ist, so ist auch die Unsterblichkeit im ge-
wöhnlichen Sinne als der bloĂe Gegensatz einer Nichtigkeit
eine unwirkliche, unbestimmte Bejahung des Individuums,
des Lebens und Daseins. Wenn ich von dir sage, du bist
ein lebendiges, empfindendes, liebendes, wollendes, erken-
nendes Wesen, so sage ich unendlich mehr viel2 Reelleres
und Bestimmteres und Tieferes von dir aus, als wenn ich
von dir sage, du bist unsterbliches Wesen. Jede gute Hand-
lung, jede Erkenntnis und Gedanke, jede Empfindung,
sei sie selbst eine sinnliche, ist mehr als Unsterblichkeit;
in 3 jeder Handlung, Empfindung, Erkenntnis hegt mehr
Wesen, mehr RealitÀt, mehr Wirklichkeit als in der Un-
sterblichkeit. Vor dem Inhalt, dem Wesen, dem bestimm-
ten und bestimmenden Begriff verschwindet, als bloĂer
Schein, Sterblichkeit und Unsterblichkeit. Bestimmtheit,
Beschaffenheit ist nicht nur Unsterblichkeit, sondern mehr
als diese, denn diese bestimmt nicht, erzeugt keinen Be-
griff, ist nicht einmal ein PrÀdikat.4 Sowenig ich etwas
Wirkliches von der Pflanze aussage, wenn ich sage, sie
ist vergÀnglich, sowenig ich eine Blume bestimme, wenn
ich behaupte, sie vergeht, sowenig5 die PrÀdikate Ver-
gÀnglichkeit, Sterblichkeit ein Wesen affizieren, ergreifen
und berĂŒhren, sowenig affiziert und trifft das PrĂ€di-
kat der UnvergÀnglichkeit oder Unsterblichkeit die Seele
oder das6 Individuum; aber ein nicht affizierendes, ein
affektloses PrÀdikat ist kein PrÀdikat, denn das PrÀdikat
rĂŒhrt, begeistert, versetzt in Leidenschaft, Das PrĂ€dikat
ist ja Definition und Spezifikation, und jede Begrenzung
1 Sie kommt nie [Seite 399] . . . Schranke, Unendlichkeit.
Fehlt in B. In A folgt Leerzeile vor dem nÀchsten Absatz.
2 , unendlich B
3 Jede gute . . . Unsterblichkeit; i n : In B
4 Vor dem Inhalt, dem Wesen . . . ein PrÀdikat. Fehlt in B.
5 In B folgt Zusatz: ĂŒberhaupt
ö die . . . das: das Leben oder B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften