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einzelnen Töne bald kurz oder lang sind, sie wird nicht
ewig fortgespielt; aber ich frage dich, wie würdest du
einen solchen nennen, der, während die Sonate gespielt
wird, nicht hörte, sondern nur zählte, die Dauer der Töne
vom Inhalte absonderte, in dieser Absonderung die Zeit¬
lichkeit für sich selbst zum Objekte machte und, wenn die
Sonate vorüber ist, die Viertelstunde, die sie gedauert hat,
zum Prädikate seines Urteils über die Sonate machte und,
während die andern, hingerissen von der Bewunderung
ihres Inhalts, ihre Bedeutung in bestimmten Worten zu
bezeichnen suchten, die Sonate als eine viertelstündige
Sonate charakterisierte? Du würdest zweifelsohne selbst
das Prädikat „Narr" noch zu gut finden, um einen solchen
zu bezeichnen. Wie soll man also1 diejenigen nennen,
die die Vergänglichkeit zu einem Prädikate dieses Lebens
machen, die da glauben, sie sagen etwas, sie fällen ein
Urteil über das Leben, wenn sie sagen: Es ist zeitlich, es ist2
vergänglich? Womit man nichts sagt, nichts denkt, nichts
bezeichnet, das ist selbst nichts. Wie soll man die3 nennen,
die, was nichts ist, zum Gegenstande für sich selber
machen und, indem sie das Nichts zu ihrem Gegenstande
machen und ihm folglich so Bedeutung und Realität geben,
das Etwras, das wirklich Wirkliche zunichte machen oder
aus dem Auge verlieren4? Sie selbst nennen sich5 Fromme,
Rationalisten, wohl auch Philosophen. Laß die Toten bei
den Toten6! Gott ist das Leben, die Liebe, das Bewußtsein,
der Geist, die Natur, die Zeit, der Raum selbst, alles wie
in seiner Einheit, so in seinem Unterschiede. Als Liebender
bist du in der Liebe Gottes selbst, als Bewußter im Bewußt-
sein Gottes, als Denkender im Geiste Gottes, als Lebender
im unendlichen Leben selber, in der Zeit über aller Zeit,
1 nun ß
2 zeitlich . . . ist: endlich, zeitlich, B
3 also diejenigen B
4 , was nichts ist . . . verlieren: das Nichts zu etwas und dafür
das Etwas, das Wirkliche, den Inhalt des Lebens zunichte
raachen B
5 In B folgt Zusatz: Christen,
6 Philosophen. Laß . . . den Toten: Philosophen; du aber
nenne sie Toren und bestätige noch mit deinen letzten
Atemzügen die Wahrheit dieses Lebens B
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften