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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Volume 1
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der Wirkung und Überzeugungskraft eines Blickes, eines Lippen- oder Händedrucks gegenüberstellt und aus dem Gewicht dieses materiellen Druckes die Unzulänglichkeit oder gar die Kraft- und Seelenlosigkeit des idealen Wortes beweisen will? Erkennt jedes Wesen in seiner Wirkungs- sphäre, und ihr werdet nicht mehr seine Vorzüge für Mängel halten. Wo nicht Geist dem Geiste, sondern Person der Person gegenübersteht, da sind natürlich auch nur per- sönliche Mittel der Mitteilung die sach- und zeitgemäßen, folglich von Wirkung, da gilt es, sich zum unmittelbaren Leibeigenen des andern zu machen, als zuverlässige Hy- pothese seiner Liebe und Verehrung die ganze Barschaft seiner Gesinnungen und Empfindungen ihm in die Hände zu drücken. Es gibt natürlich eine unzählige Menge von Dingen, die wir entweder allein oder doch leichter und unendlich besser durch die sinnliche Anschauung erkennen als durch die Lektüre. Aber es ist töricht, deswegen das Wesen und den hohen Wert des Buches zu verkennen. Der Mensch wird sowohl in der Lektüre als in der Schriftstellerei von einer Menge unwesentlicher Eindrücke und Affektionen frei, die bei der sinnlichen Anschauung mit in sein Urteil einfließen und seine Reinheit trüben; seine Seele wird leidenschafts- loser, ruhiger und ebendadurch fähiger, eine Sache zu er- kennen und zu beurteilen, wie sie ist. Das Leben ist die Frühlingszeit unsrer Gedanken und Empfindungen; es ist bereits Spätsommer, ja Herbst, wenn sie auf das Papier kommen. Freilich ist jetzt der Reiz der Blüte, der reiche Blätterschmuck, das lebhafte Grün dahin, aber dafür sind sie nun auch zeitig und zu vollendeten Früchten an dem Lichte der Wahrheit herangereift. Es ist nun einmal so: Die Erkenntnis wird nur durch den Verlust der Unschuld des Lebens erkauft. Wenn Adam einmal die Feder ergreift, so seid gewiß, daß er bereits aus dem Paradiese des Lebens heraus ist, schon von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen gekostet hat. Darum trägt auch Mephistopheles eine Feder auf seinem Kopfe. 5 4 i
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
Title
Ludwig Feuerbach
Subtitle
Gesammlte Werke
Volume
1
Editor
Werner Schuffenhauer
Publisher
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Date
1981
Language
German
License
PD
Size
11.6 x 17.8 cm
Pages
468
Category
Geisteswissenschaften

Table of contents

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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