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Schwester, was er denn mit dem Prinzen Mazarre an-
fangen sollte. (Dieser Prinz war nämlich ein Held in
dem Roman „Cyrus" von Monsieur und Mademoiselle de
Scudery.) Nach langem Hin- und Herreden wurden sie
endlich einig, daß sie ihn [erjmorden lassen wollten. Kauf-
leute, die sich in der anstoßenden Stube befanden, hörten
dieses letzte Wort und glaubten, daß hier über die Er-
mordung eines Großen beratschlagt würde. Sie setzten
daher die Polizei von dem vermeintlichen Komplott in
Kenntnis, und unsere Reisende[n] wurden gefangengesetzt;
erst nach befriedigenden Erklärungen ließ man sie wieder
frei. Nicht wahr, das ist ein amüsantes Histörchen? Ich
mein's auch. Aber nicht weniger amüsant, ja lächerlich
ist es, in welchem plumpen, rohen Sinne ihr von jeher
eure größten Schriftsteller, namentlich die philosophischen,
verstanden und behandelt habt, weil sowohl eure Faul-
heit und euer schmutziger Geiz, dem das Honorar zuviel
war, als die alte, euch unbequeme Gewohnheit der Phi-
losophen, keine bloßen Hospitanten bei sich zu dulden,
euch von dem Besuche ihrer Vorlesungen abhielten und
ihr daher, um eure Neugierde, die ihr gleichwohl nicht
gänzlich unterdrücken konntet, zu befriedigen, nur von
außen durch das Schlüsselloch an der Türe ihrer Hörsäle
lauschtet und so natürlich nur einzelne, unzusammenhän-
gende, sinnlose Worte aufschnappen konntet. Ja, wahr-
lich, es gibt nichts Amüsanteres, als wenn man euch so
außen, wo man nichts mehr deutlich vernehmen kann und
überdem oft der größte Straßentumult ist, vor den Lehr-
sälen der großen Philosophen mit der Neugierde ver-
leumdungssüchtiger Stadtklatschen lauschen und dann das
alberne Zeug, das euch in den Ohren sumst, mit brennen-
den Köpfen und siedheißem Amtseifer als corpus delicti
vor den säubern Gerichtshof eurer verdorbnen, bestochnen
Urteilskraft schleppen sieht, um hier vor der versammelten
leichtbetrüglichen Volksmenge ihnen einen Injurienprozeß
an den Hals zu hängen wegen grober Verletzung eures Ver-
standes, den ihr den gesunden Menschenverstand nennt,
weil er, euch verschonend mit der anstrengenden Sorge
und Arbeit des Denkens, noch nie1 die Suppe verdarb, der
1 In C folgt Zusatz: euch
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Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften