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junge Katzen mit ihren Schwänzen, als wäre der Mensch
nur ein zufälliges und überflüssiges, zu ihm selbst gar nicht
gehöriges Anhängsel von ihm. Wofür konnte wohl z. B.
selbst ein Archimedes, in dem Momente, wo er, versenkt
in seine mathematischen Anschauungen, sich ohne Wider-
stand niederhauen lieĂź, seinen Menschen ansehen? Doch
nicht fĂĽr seinen Diener, nicht fĂĽr seinen Hofnarrn, ja nicht
einmal fĂĽr seinen Affen, denn diesen beweist ihr Herr doch
mehr Aufmerksamkeit; nein, fĂĽr nichts anders konnte er
den Menschen ansehen als fĂĽr einen ĂĽberflĂĽssigen Zusatz
und Auswuchs des Mathematikers. Oder endlich — und das
ist, traun, das schönste und zugleich das wahre Verhält-
nis — der Schriftsteller war der innige Lebensgefährte,
der Seelenfreund des Menschen.
Eine vollkommne, eine wahre Ehe zwischen Mensch und
Schriftsteller — und ebendiese existiert nur im wahrhaft
vollendeten Autor — findet nur dann statt, wenn das Weib,
der Mensch, an den wesentlichen Grund-Anschauungeni,
Gedanken und Gesinnungen des Mannes, des Schriftstel-
lers, Anteil nimmt, in sie eingeht und sie sich zu eigen
macht. Eine Ehe, wo das Gegenteil stattfindet, ist eigent-
lich immer eine Ehe zur linken Hand; denn Mann und Weib
sollen sich decken wie zwei kongruente Dreiecke; es soll
eine vollständige Gütergemeinschaft zwischen beiden sein.
Gelehrt soll freilich die Frau nicht sein; aber ist sie wahrhaft
unser, wenn sie nur an Leib und Herz, nicht auch an Geist
unser ist, wenn sie ausgeschlossen ist von dem Mitgenusse
unseres besten und höchsten Gutes? Aber, ach, der gute
Kopf kommt eben immer und ĂĽberall in der Welt, so auch
fast bei jedem Ehebündnis, zu kurz. Wir hören fast immer
nur auf die Stimme unsers vorlauten Herzens, aber nicht
auf den ernsten, jedoch freundschaftlichen Rat der be-
scheidnen Vernunft. Wir befriedigen nur die Forderungen
des Herzens, weil es wie ein zudringlicher Gläubiger uns
beständig über den Hals läuft und mit seinen beleidigenden
Drohungen uns verfolgt, nicht die der Vernunft, weil sie
aus Dehkatesse nur kurze Billetts an uns schreibt, um
uns an unsre Schuld zu ermahnen.
1 Grundanschauungen C
626
Ludwig Feuerbach
Gesammlte Werke, Volume 1
(Gemeinfreie Teile)
- Title
- Ludwig Feuerbach
- Subtitle
- Gesammlte Werke
- Volume
- 1
- Editor
- Werner Schuffenhauer
- Publisher
- AKADEMIE-VERLAG BERLIN
- Date
- 1981
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 11.6 x 17.8 cm
- Pages
- 468
- Category
- Geisteswissenschaften