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Ludwig Feuerbach - Gesammlte Werke, Band 1
Seite - 626 -
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junge Katzen mit ihren Schwänzen, als wäre der Mensch nur ein zufälliges und überflüssiges, zu ihm selbst gar nicht gehöriges Anhängsel von ihm. Wofür konnte wohl z. B. selbst ein Archimedes, in dem Momente, wo er, versenkt in seine mathematischen Anschauungen, sich ohne Wider- stand niederhauen ließ, seinen Menschen ansehen? Doch nicht für seinen Diener, nicht für seinen Hofnarrn, ja nicht einmal für seinen Affen, denn diesen beweist ihr Herr doch mehr Aufmerksamkeit; nein, für nichts anders konnte er den Menschen ansehen als für einen überflüssigen Zusatz und Auswuchs des Mathematikers. Oder endlich — und das ist, traun, das schönste und zugleich das wahre Verhält- nis — der Schriftsteller war der innige Lebensgefährte, der Seelenfreund des Menschen. Eine vollkommne, eine wahre Ehe zwischen Mensch und Schriftsteller — und ebendiese existiert nur im wahrhaft vollendeten Autor — findet nur dann statt, wenn das Weib, der Mensch, an den wesentlichen Grund-Anschauungeni, Gedanken und Gesinnungen des Mannes, des Schriftstel- lers, Anteil nimmt, in sie eingeht und sie sich zu eigen macht. Eine Ehe, wo das Gegenteil stattfindet, ist eigent- lich immer eine Ehe zur linken Hand; denn Mann und Weib sollen sich decken wie zwei kongruente Dreiecke; es soll eine vollständige Gütergemeinschaft zwischen beiden sein. Gelehrt soll freilich die Frau nicht sein; aber ist sie wahrhaft unser, wenn sie nur an Leib und Herz, nicht auch an Geist unser ist, wenn sie ausgeschlossen ist von dem Mitgenusse unseres besten und höchsten Gutes? Aber, ach, der gute Kopf kommt eben immer und überall in der Welt, so auch fast bei jedem Ehebündnis, zu kurz. Wir hören fast immer nur auf die Stimme unsers vorlauten Herzens, aber nicht auf den ernsten, jedoch freundschaftlichen Rat der be- scheidnen Vernunft. Wir befriedigen nur die Forderungen des Herzens, weil es wie ein zudringlicher Gläubiger uns beständig über den Hals läuft und mit seinen beleidigenden Drohungen uns verfolgt, nicht die der Vernunft, weil sie aus Dehkatesse nur kurze Billetts an uns schreibt, um uns an unsre Schuld zu ermahnen. 1 Grundanschauungen C 626
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Ludwig Feuerbach Gesammlte Werke, Band 1
(Gemeinfreie Teile)
Titel
Ludwig Feuerbach
Untertitel
Gesammlte Werke
Band
1
Herausgeber
Werner Schuffenhauer
Verlag
AKADEMIE-VERLAG BERLIN
Datum
1981
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
11.6 x 17.8 cm
Seiten
468
Kategorie
Geisteswissenschaften

Inhaltsverzeichnis

  1. Gedanken über Tod und Unsterblichkeit 175
    1. Vorsprüche 177
    2. Demütige Bitte 179
    3. Vorwort des Herausgebers 180
    4. Einleitung 183
      1. I. Gott 203
      2. II. Zeit, Raum, Leben 241
      3. III. Geist, Bewußtsein 318
      4. IV. Reimverse auf den Tod 360
      5. V. Schluß 388
      6. VI. Anhang: Xenien 407
  2. Der Ursprung des Bösen nach Jakob Böhme 517
  3. Abälard und Heloise oder Der Schriftsteller und der Mensch 533
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