Page - 22 - in Hanadi & Christian - German

5 10 15 20 25 30 35 22 „Okay!“, sagt José, der sich beruhigt zu haben scheint, „Bedeu- tet dies, dass Hanadi, die fremd ist, nicht das Recht hat, irgendetwas an unserer Kultur zu kritisieren, obwohl sie hier lebt?“ Maite scheint überrascht zu sein und schweigt. Ich bin genau- so schockiert über Josés Reaktion wie sie. Aber das überrascht mich nicht wirklich. Ich beginne plötzlich zu weinen. Episode 6: Das Treffen mit dem Schafhirten Während des Frühstücks an diesen Morgen kommt Pedro ins Camp, um uns zu sagen, dass der Fluss wieder voll mit Wasser ist. Er teilt uns auch mit, dass er und ein paar andere vom Dorf schwimmen gehen würden und so fragt er uns, ob wir mitkommen wollen. Auf unserem Weg zum Fluss treffen wir auf einen alten Schafhirten, der ein paar Schafe hütet. „Ein Schafhirte! Aber er hat nur ein paar Schafe. So wenige? Es könnte sein, dass er gar kein wirklicher Schafhirte ist“, sagt Silvia. „Vielleicht ist es Pedros Onkel?“, sagt Mohamed, „Wenn er es wäre, könnte er uns etwas über den Verkauf von Rufinos Land und über den Damm erzählen.“ Mohamed hat nicht vergessen, wie un- fair die Situation mit dem Wasser schien. Ohne nochmals darüber nachzudenken (sie hat vielleicht ein bisschen Angst, im Freien zu schlafen, aber das bringt sie nicht in Verlegenheit) läuft Silvia zu dem Mann hinüber und sagt: „Entschul- digen Sie bitte, sind Sie Pedros Onkel?“ Der Schafhirte lächelt zurück. „Ja, der bin ich. Und ihr müsst die Gruppe von der Stadt sein. Mein Neffe hat mir davon erzählt.“ „Wir kommen jeden Tag hier vorbei, aber das ist das erste Mal, dass wir Sie hier sehen. Sie kommen normalerweise nicht über die- sen Weg oder?“ José versucht interessiert zu wirken, während er sich unauffällig den Schafen nähert. „Nein. Bevor wir von dem Ort, an dem die Schafe grasen, zu je- nem Ort, an dem wir sie über Nacht unterstellen, gehen, überqueren wir für gewöhnlich Rufinos Land, aber das können wir nicht mehr.