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MEILENSTEINE DER FLORENTINISCHEN PRIVATBIBLIOTHEK DER GROSSHERZOGE 31
erwähnte Öffnung der Mediceisch-Lothringischen Hofbibliothek58 unter
Franz Stephan von Lothringen für die breite Öffentlichkeit, andererseits die
1771 von Pietro Leopoldo angeordnete Übersiedelung und Inkorporation der
Bestände der Hofbibliothek in jene der öffentlichen Bibliothek Magliabechi-
ana,59 welche parallel zum Aufbau der neuen Privatbibliothek der Großher-
zoge stattfand.
Im Rahmen der schließlich im Dezember 1772 erfolgten Absiedelung der
Hofbibliothek wurden insgesamt 17.710 Druckschriften60 und 699 Kodizes61
vom Palazzo Pitti an die Magliabechiana überstellt. Neben dem symbo-
lischen Wert gibt Renato Pasta als Begründung in erster Linie praktische
Überlegungen wie die Raumnot an, die in der Herrscherresidenz durch das
Anwachsen der Herrscherfamilie entstanden war.62 Für die weiteren Zu-
sammenhänge der Bibliotheksgeschichte in Florenz und Wien sollen vor al-
lem die drei erstgeborenen Kinder Pietro Leopoldos genannt werden: Maria
Theresia,63 Franz64 und Ferdinand.65 Die Räumlichkeiten des Palazzo Pitti,
58 Die Bibliothek der Großherzoge befand sich seit dem Jahr 1666 im zweiten Stock des Pa-
lazzo Pitti, nachdem Cosimo III. de’ Medici die auf mehrere Residenzen verstreute Biblio-
thek seines Urgroßvaters Kardinal Carlo de’ Medici geerbt hatte. Nach dem Tod des Gian
Gastone de’ Medici im Jahr 1737 zählte die Bibliothek rund 20.000 Bände, im gleichen Jahr
erfolgte die Inkorporation jener der Herzoge von Lothringen aus Lunéville, vgl. Pasta, Bib-
lioteca aulica, 352–356.
59 Pasta, Biblioteca aulica, 359. Die öffentliche Bibliothek Magliabechiana geht auf die Pri-
vatbibliothek ihres Namensgebers, Hofbibliothekar Antonio Magliabechi, zurück, welcher
der Stadt Florenz die 30.000 Bände umfassende Sammlung in seinem Testament 1714 ver-
macht hatte.
60 12.285 Bände stammten aus der mediceischen Hofbibliothek und 4.725 aus der lothringi-
schen Bibliothek in Lunéville. Diese Angaben beziehen sich auf den Bibliotheksbestand
mit Doubletten. Es waren in erster Linie die letzteren, die an andere Institutionen wie
die Universität von Pisa abgegeben wurden, vgl. Mannelli Goggioli, Biblioteca palatina,
137–144. Ein systematischer Katalog der Bibliothek von Lunéville, welcher von Valen-
tin Jamerai-Duval und Jean-François de Tervenus erstellt wurde, befindet sich im ÖStA,
HHStA, LHA 217, Inventaire des Livres de la Bibliotheque de S.A.R. de Luneville. Mit dem-
selben Datum (29.01.1737) hat sich auch ein gleichlautender Katalog in der BNCF erhal-
ten: BNCF, Magl. x.76 bis, Innocenti 145, vgl. Arduini, Documenti, 92.
61 Pasta, Biblioteca aulica, 354.
62 Pasta, Biblioteca aulica, 369.
63 Maria Theresia (14.01.1767–07.11.1827) ging 1787 durch die Heirat mit dem Prinzen und
späteren König Anton von Sachsen nach Dresden. Vgl. Wurzbach, Biographisches Lexikon,
Bd. 7, 82. Vgl. dazu auch den Habsburger-Stammbaum im Anhang.
64 Kaiser Franz II./I. (12.02.1768–02.03.1835).
65 Ferdinand (06.05.1769–18.06.1824) folgte 1791 als Großherzog von Toskana auf Pietro Le-
opoldo, nachdem dieser 1790 als Leopold II. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs
gekrönt wurde. Vgl. Nidia Danelon Vasoli, Ferdinando III. In: DBI http://www.treccani.it/
enciclopedia/ferdinando-iii_(Dizionario-Biografico)/ (abger. am 14.01.2014).
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630