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ZUR VORBILDFUNKTION DER PRIVATBIBLIOTHEK VON PIETRO LEOPOLDO
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überein, in dem Erzherzog Franz in Florenz unterrichtet wurde, und endet
mit der Abrechnung für den Mai 1784. Ende Juni wechselte der Thronfolger
bereits nach Wien.
Die Buchhändler sind in den seltensten Fällen mit Namen ausgewiesen.
Als beinahe einziger Buchhändler wird Giuseppe Molini genannt, der regel-
mäßig alle zwei Monate Bücher für die Erzherzoge lieferte. Renato Pasta
bezeichnet Molini als einen der bedeutendsten Buchhändler im Florenz der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Sein breit gefächertes Sortiment er-
streckte sich vom Import rezenter Literatur aus Frankreich und England bis
zum Handel mit antiquarischen Werken. Ermöglicht wurde ihm dies durch
seine weitreichenden Kontakte, vor allem durch Zweigstellen seines Fami-
lienunternehmens in London und Paris, welche von seinen Brüdern Pietro
und Giovan Claudio geführt wurden. Giuseppe Molini trat in dieser Zeit
auch als einer der Hauptlieferanten der beiden öffentlichen florentinischen
Bibliotheken, der „Magliabechiana“ und der „Marucelliana“, auf.216 Neben
Molini wird im Einnahmen- und Ausgabenbuch für die Erzherzoge im Jahr
1781 einmalig der Florentiner Buchhändler Bouchard genannt, der bereits
als Sortimenter französischer Bücher Erwähnung fand.217 Abgesehen von
den Buchhändlern vor Ort sticht als einziges weiteres Buchhandelszentrum
Wien hervor. Im Einnahmen- und Ausgabenbuch wiederkehrend belegt sind
„von Wien gebrachte Bücher“.218 Es ist jedoch nicht bekannt, bei welchen
Buchhändlern die Werke erworben wurden.
Die Anschaffung der Werke erfolgte wiederum durch die Eltern, Erzieher
und Lehrer der Erzherzoge. Neben Pietro Leopoldo219 und Manfredini220 wer-
den in den Abrechnungen auch namentlich die Lehrer der Erzherzoge ver-
zeichnet, die Werke für den Unterricht anschaffen ließen. Dazu zählen Sigis-
mund Graf von Hohenwart als Lehrer der Geschichte,221 Andreas Zach als
216 Vom Anfang der 1760er Jahre bis in das Jahr 1804 leitete Giuseppe Molini seine Buch-
handlung, welche danach von seinem Sohn gleichen Namens übernommen wurde. Vgl.
Pasta, Giuseppe Molini. Zu Molini jun. vgl. Anm. 1042.
217 Vgl. Anm. 118. Zu Buchhandel und Verlagswesen im Florenz des 18. Jahrhunderts vgl.
Pasta, Editoria; Timpanaro Morelli, Autori.
218 Handbuch, Rechnungen der folgenden Monate: 12.1777, 10.1780, 09.1782, 09.1782,
12.1782, 07.1783.
219 Handbuch, 08.1783.
220 Handbuch, 02.1782.
221 Graf Sigismund Anton von Hohenwart (1745–1825) wurde 1777 als Lehrer für Geschichte
eingestellt und konnte die Erzherzoge für sein Fach sehr begeistern. Er folgte Leopold II.
1790 nach Wien und wurde 1805 von Franz II. zum Fürsterzbischof von Wien ernannt.
Hohenwart selbst war mit seinem für ihn gewählten weiteren Lebensweg nicht zufrieden.
„Kaiser Leopold hat mich gezwungen, ihm zu folgen und einen Weg anzutreten, der mich
von meinen Lieblingsgeschäften ganz entfernen mußte; Franz II. zwang mich weiter [… zu]
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630