Page - 66 - in Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835 - Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Image of the Page - 66 -
Text of the Page - 66 -
ZUR VORBILDFUNKTION DER PRIVATBIBLIOTHEK VON PIETRO LEOPOLDO
66
aus größere Anteil der Werke, nämlich insgesamt 28 Titel, ist mit einem
Besitzvermerk der ältesten Schwester von Erzherzog Franz, der 1767 gebo-
renen Maria Theresia, versehen.240 Er lautet ganz einheitlich „Archiduchesse
Therese“. Sie verließ Florenz 1787 nach der Heirat mit dem späteren König
Anton von Sachsen. Der Besitzvermerk ist also ein klarer Hinweis auf die
Verortung der Werke nach Florenz, Erzherzog Franz hat diese bis spätes-
tens 1787 nach Wien überführen lassen, da für dieses Jahr ein Werk in den
Buchbinderrechnungen aufscheint.241
Bemerkenswert ist, dass Erzherzogin Maria Theresia offenbar keine
Buchbestände mit der aufgeprägten Systematik mit nach Dresden genom-
men hatte. Der sächsische Bibliothekar Julius Petzold vermerkt im Jah-
resbericht 1846, dass etwa 8.000 Bände von König Anton bzw. seiner Frau
Maria Theresia in die Sekundogeniturbibliothek eingegangen waren, keines
dieser Werke enthält allerdings den spezifischen Bucheinband mit der Buch-
staben-Zahlenkombination.242
Bei einem Abgleich mit den Buchbeständen der Privatbibliothek in Flo-
renz stellte sich ebenfalls heraus, dass keine Exemplare mit der Prägung der
Systematik nachgewiesen werden konnten. Obwohl auch der zweitgeborene
Sohn und spätere Großherzog Ferdinand seine Erziehung in Florenz erhielt,
ging offenbar kein dieser Büchersammlung zugehöriges Werk in dessen Pri-
vatbibliothek über.243
Herkunft und Verbleib der übrigen Werke dieser Sammlung sind somit
schwer rekonstruierbar. Ein Ankauf als Teil einer geschlossenen Bücher-
sammlung eines adeligen Vorbesitzers kann im Grunde genommen wegen
der Supralibros der bereits genannten Mitglieder des Kaiserhauses ausge-
schlossen werden. Auch eine Überprüfung von namhaften Bücherverstei-
240 Auch hier kann festgehalten werden, dass es sich weder um die gleichnamige Großmutter,
noch um die zweite Frau von Kaiser Franz II. handelt. Für eine Übersicht der Verwand-
schaftsverhältnisse vgl. den Habsburger-Stammbaum im Anhang.
241 FRANZ 1189, vgl. ÖStA, HHStA, HausA, Handarchiv Kaiser Franz 2, Rechnung von Buch-
binder Georg Kapler 30.03.1787
242 SLUB Dresden, Mscr.Dresd.App.556, Julius Petzholdt, Zur Geschichte der Prinzlichen
Sekundogenitur Bibliothek zu Dresden, Jahresbericht 1846. Ich bedanke mich bei der
SLUB Dresden recht herzlich für die Recherche in den relevanten Bibliotheksbeständen.
Hier ist festzuhalten, dass die Rekonstruktion von Sammlungsbeständen immer einen
gewissen Unsicherheitsfaktor enthält, da beispielsweise ein zu einem späteren Zeitpunkt
durchgeführter Austausch des Bucheinbands bei einer Autopsie zu einem falschen Ergeb-
nis führt.
243 An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei Maria Mannelli Goggioli und Paola
Gibbin bedanken, die mir wertvolle Anregungen zur Privatbibliothek von Pietro Leopoldo
gegeben haben und mir auch bei der Überprüfung der Werke behilflich waren.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630