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VOM KAISER BIS ZUM
BIBLIOTHEKSADJUNKTEN106
„Zur Abwendung des in den Zimmern der kaiserlichen Bibliothek so lästigen
und schädlichen Rauches, wollen die vom Bauamte beauftragten Maurer, die
an das geheime Gemach stoßende Wand des kleinen Cabinets im obersten
Stocke, beyläufig an der Stelle, wo Hofer’s Bildniß hängt, durchbrechen; und
von da aus, eine Art von gemauerter Röhre von geringem Umfange in die ge-
genüberstehende Mauer ziehen.“404
Anstatt einer allmählichen Verbesserung bleibt Youngs Zustand unverän-
dert schlecht. Khloyber bedauert in seinem Schreiben vom 15. September,
„daß Sie Herr Hofrath noch immer das Bett hüten müßen. Indessen sind die
minder heftigen und kürzeren Paroxismen [Fieberschübe] ein Zeichen der
allmählichen Besserung. Euer Hochwohlgeborn komme ihr schon dadurch
sehr entgegen, wenn Sie sich in der Ihnen zur Natur gewordenen Anstren-
gung mäßigen wollten.“405
Das Arbeitspensum, das sich Young während seines Aufenthalts in Baden
trotz gravierender Krankheit zumutete, dürfte allerdings der Grund für die
nichteingetretene Rekonvaleszenz gewesen sein. Neun Tage später kündigt
er eine neuerliche Reise nach Wien an: „Da mich der unangenehme Gast,
das Fieber nicht verlassen will, und mich fleißig tagtäglich besucht, so habe
ich beschlossen, mich morgen nach Wien mit allen möglichen Vorsichten
transportiren zu lassen. Möge das Wetter günstig seyn. Ich gedenke, um ½ 9
Uhr früh von hier aufzubrechen, um vor 11 Uhr in Wien einzulangen“.406
Wahrscheinlich brach Young seine Kur ab und ließ sich nach Hause trans-
portieren. Alle folgenden von ihm stammenden Schreiben des Korresponden-
zaktes tragen lediglich ein Ausstellungsdatum, jedoch keinen Ort, weshalb
anzunehmen ist, dass Young von zu Hause aus arbeitete.
Am 14. Februar 1829 stirbt Peter Thomas Young in seiner Wohnung im
65. Lebensjahr. Bereits zwei Tage später, am 16. Februar, wird er „in dem
Gottesacker407 ausser der Matzleinsdorfer Linie“408 beerdigt. Am 17. Februar
wird sein Tod in der Wiener Zeitung unter Angabe der Todesursache „am
Zehrfieber“409 verlautbart.
Noch am Todestag kommt eine offizielle Abordnung unter Führung des
Kabinettsekretärs Alexius von Varady in die Wohnung des Verstorbenen,
404 FKBA11029, fol. 39r.
405 FKBA11030, fol. 45r.
406 FKBA11030, fol. 49r.
407 Heute Waldmüllerpark.
408 Wien, Pfarre St. Augustin, Sterbematriken Bd. 1815–1829, fol. 131.
409 Wiener Zeitung Nr. 38 v. 17.02. 1829, 170 „Hr. Thomas Young, k. k. wirklicher Hofrath, ge-
heimer Cabinetts-Secretär, Vorsteher der Privat-Bibliothek Sr. Majestät und Schatzmeis-
ter des Ordens der eisernen Krone, alt 64 Jahr, im Bürgerspital Nr. 1100, am Zehrfieber“.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630