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VOM KAISER BIS ZUM
BIBLIOTHEKSADJUNKTEN134
ziehen zustande gebracht seyn wird, werde ich mich erkühnen Eure Majestät
zu bitten, den Frister besonders bei dem Verzeichnen der Katastral-Mappen
verwenden zu dürfen. Eurer Majestät Huld und Gnade empfehle ich diesen
bereits durch 17 Jahre in Allerhöchst-Dero Diensten befindlichen Diener.“557
Der sich in Laibach befindliche Kaiser bewilligt am 19. Mai 1832 weitere
100 fl. C.M. und fügt dem Vortrag Khloybers, der neben Lob auch kritische
Bemerkungen über dessen zahlreiche und ausgedehnte Krankenstände ent-
hält, die lakonisch verfasste und an Frister gerichtete Botschaft hinzu, „daß
er sich fleissig verwende und seine Schuldigkeit erfülle“.558
Frister stirbt am 12. April 1836559 und wird zwei Tage später „dem katho-
lischen Gebrauche gemäß in den Friedhof ausser der Mätzleinstorfer Linie560
zur Erde […] bestattet“.561 In der Meldung Khloybers an Kaiser Ferdinand I.
hält dieser fest, dass Frister vor seinem Tod noch um finanzielle Unterstüt-
zung angesucht habe, worüber noch nicht entschieden worden sei.
Bereits einen Monat nach Fristers Ableben bringt seine Gattin Maria ein
Ansuchen um Verleihung einer Pension sowie um Auszahlung des Sterbe-
quartals ein. Sie begründet ihre Bitte mit ihrer eigenen gesundheitlichen
Verfassung sowie dem Umstand, dass ihre drei Kinder allesamt unversorgt
seien. Khloyber schlägt vor, der Witwe eine Gnadenpension in der Höhe ei-
nes Drittels der von Frister bezogenen Besoldung zu bewilligen, und den
Töchtern Amalia und Blanca, 16 und 18 Jahre alt, jeweils einen jährlichen
Betrag von 50 fl. C.M. zuzuerkennen. Der namentlich nicht genannte 23-jäh-
rige Sohn Fristers könne sich seiner Einschätzung nach „durch seine Kunst-
fertigkeit im Schnitzen zur Noth sein Brod verdienen“.562
Um den in dieser Hinsicht unerfahrenen Kaiser Ferdinand I. die Verfü-
gungen seines Vaters in einer vergleichbaren Angelegenheit als Entschei-
dungsgrundlage zu unterbreiten, verweist Khloyber darauf, dass Franz I.
einst „den beiden schon erwachsenen Töchtern des k. k. Hofarchitecten
Aman nach dessen Ableben, ungeachtet ihrer wenn auch gerade nicht
günstigen, doch zum wenigsten noch immer besseren Lage als die der Fris-
ter’schen Töchter es ist – großmüthig[s]t einen lebenslänglichen Gnadenge-
halt von angeblich 60 fl. jährlich aus der k. k. Privatkasse zu verleihen ge-
557 FKBA16072, fol. 3r–4r.
558 FKBA16072, fol. 4r.
559 Verlautbart in der Wiener Zeitung Nr. 87 v. 16.04.1836, 490 „Den 12. April. […] Hr. Johann
Eduard Frister, Garde d’Estampes der Privat-Bibliothek Sr. Majestät des Kaisers, alt 45
Jahr, auf der Wieden Nr. 334, an der Brustwassersucht“.
560 Heute Waldmüllerpark.
561 FKBA21002, fol. 11r.
562 FKBA21002, fol. 6r.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630