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VOM KAISER BIS ZUM
BIBLIOTHEKSADJUNKTEN136
1816 versieht Kißler seinen Dienst als Kanzlist im k. k. Hofkriegsrat.
Auf Befehl Kaiser Franz’ I. wird er am 12. September 1816 als Nachfolger
Franz Theins, der wegen der Veruntreuung von Bibliotheksgeldern seinen
Dienst quittieren musste, als Skriptor mit einem Gehalt von 1.200 fl. samt
Teuerungszuschüssen „und dem Genuße der bis Hälfte October von Franz
Thein zu räumenden Naturalwohnung in der Hofburg“572 aufgenommen. Im
Schreiben an Young vom 9. September 1816, in dem er seinen Dank für diese
Beförderung zum Ausdruck bringt, führt er an, dass er bereits seit 20 Jah-
ren im Staatsdienst stehe und bisher ein jährliches Gehalt von 800 fl. samt
120 fl. Quartiergeld bezogen habe. Der Wechsel in die kaiserliche Privatbib-
liothek ist für ihn also auch in finanzieller Hinsicht ein Aufstieg.573
Oberstkämmerer Rudolf Graf Wrbna-Freudenthal teilt Young am 15.
September mit, dass Kißler sein Gehalt erst ab dem Zeitpunkt seiner Eides-
ablegung beziehen könne, weshalb er sich „bey Euer Wohlgeborn als deßen
unmittelbaren Herrn Vorgesezten, welchem er zur Dienst und Folgeleistung
zugewiesen wird, auch zur Eidesablegung geziemend zu melden habe“.574 Die
dem Schreiben beigelegte Eidesformel lautet:
„Sie werden zu Gott dem Allmächtigen schwören und bey Ehre, Pflicht, und
Gewissen angeloben, dem allerdurchlauchtigsten Fürsten und Herrn Franz
dem Ersten Kaiser von Oesterreich, König von Hungarn, Böhmen, der Lom-
bardey und Venedig, von Galizien, und Lodomerien, Erzherzoge von Oester-
reich etc. etc. unseren allergnädigsten Landesfürsten und Herrn, wie auch
höchstdesselben rechtmässigen Nachfolgern und Erben getreu zu seyn.
Nachdem Seine Kaiserlich Königlich apostolische Majestät Sie zum Skriptor
der Allerhöchsten Privatbibliothek aufzunehmen geruhet haben, so werden Sie
diesen Ihren Dienst treu und fleissig verrichten, die Bücher, Schriften, Kupf-
erwerke und Sammlungen, und überhaupt alles Eigenthum der Allerhöchsten
Privatbibliothek auf das sorgfältigste vor Schaden bewahren, darinn ohne Vor-
wissen und Befehl des Herrn Vorstehers der Allerhöchsten Privatbibliothek
nichts verändern, oder verwechslen [sic!], auch ohne höhere Erlaubniß kein
einziges Stück, was es immer seyn möge, hinausgeben, ausleihen, abschreiben,
oder kopiren lassen, vielmehr ist es im Allgemeinen Ihre Pflicht, sorgfältig zu
wachen, damit von diesen kostbaren Denkmählern des menschlichen Wissens
kein unrechter Gebrauch gemacht, oder ihnen einiger Schaden zugefügt werde.
Ferner haben Sie Seiner Kaiserlich Königlich apostolischen Majestät,
Herrn Oberstkämmerer, und dem Herrn Vorsteher der Allerhöchsten Privat-
572 FKBA02011, fol. 3r.
573 FKBA02011, fol. 1–2.
574 FKBA02011, fol. 3r–v.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630