Page - 153 - in Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835 - Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
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PERSONAL DER INSTITUTION PRIVATBIBLIOTHEK 153
7. Oktober 1834 erinnert Khloyber den Kaiser allerdings an den im Novem-
ber 1831 getroffenen Beschluss, Thaa als Kanzlisten mit 800 fl. C.M. Gehalt
und weiteren 100 fl. C.M. Quartiergeld einzustellen, die Skriptorenstelle
jedoch unbesetzt zu belassen. Der Bibliothekar lobt Thaas Fleiß, seine Ge-
schicklichkeit sowie die daraus resultierende mannigfaltige Einsetzbarkeit.
Selbst an Sonn- und Feiertagen erscheine er vor- und nachmittags in der Bi-
bliothek. Nach der Fertigstellung des bereits auf 33 Foliobände angewachse-
nen (Stände-)Porträtkataloges sei er nun mit der Reinschrift und Umsignie-
rung der etwa 18.000 Blätter umfassenden Sammlung von Regentenporträts
und des dazugehörigen Kataloges beschäftigt, wo er bereits bei der Hälfte
angelangt sei. Vermutlich werde er diese Arbeiten bis zum Sommer 1835
abschließen können. Hinsichtlich der Tatsache, dass der Bibliotheksdiener
Brunner trotz des gleichen Grundgehalts von jährlich 800 fl. C.M. aufgrund
einiger Natural- oder Geldzuschüsse selbst Kustos Eduard Frister mit sei-
nen Bezügen übertreffe, referiert Khloyber, was die beiden letzten Skrip-
toren der Privatbibliothek, nämlich Kißler und er selbst, in dieser Stellung
bezogen hatten.657 Der Vortrag des Bibliotheksvorstehers bleibt von Franz I.
ebenso unbeantwortet wie ein neuerliches Gesuch Thaas in gleicher Angele-
genheit vom 3. Februar 1835.658 Der Kaiser sah anscheinend keine Notwen-
digkeit für diesen Schritt.
Die Situation ändert sich erst, als bald nach dem Tod des Kaisers im März
1835 auch der Kustos der Kupferstichsammlung Eduard Frister im April
1836 verstirbt und man den neuen Besitzer der Privatbibliothek, Kaiser Fer-
dinand I., zum Handeln bewegen kann. Obwohl sich von den zahlreichen
Bewerbern659 um den vakanten Posten eines „Garde d’Estampes“ zweifellos
der ehemalige Direktor der Esterhazy’schen Kupferstich- und Gemäldes-
ammlung Anton Rothmüller die größten Hoffnungen machen durfte, hütet
657 FKBA19046, fol. 3–5. Khloyber gibt an sich zu erinnern, dass Kißler einst 1.200 fl. W.W.
samt einem 150-prozentigen Zuschlag [tatsächlich erhielt er jedoch bloß einen 135-prozen-
tigen Zuschlag (= 1.620 fl.)] und eine Naturalwohnung erhalten habe, er selbst [Khloyber]
als Skriptor das gleiche Grundgehalt wie Kißler jedoch mit einem bloß 135-prozentigen
Aufschlag samt 120 fl. Quartiergeld bewilligt bekommen habe. Im Endeffekt erhielten Kiß-
ler und Khloyber unter Ausblendung des Quartiers dasselbe Gehalt.
658 FKBA19046, fol. 6r–v.
659 Die zwölf Bewerber sind: der pensionierte k. k. Major Kohl von Kohlenegg, der Buchhand-
lungsbuchhalter Anton Gräffer, der ehemalige fürstlich-esterhazy’sche Direktor der Kup-
ferstichsammlung und Bildergalerie Anton Rothmüller, der Skriptor der Wiener Universi-
tätsbibliothek Gottfried von Dreger, die akademischen Kupferstecher Joseph Axmann und
Ignaz Krepp, der akademische Maler Friedrich Treml, der Graveur und Landschaftsmaler
Aloys von Saar, der Xylo- und Lithograf Ferdinand Cosandier, der Lithograf des k. k. Kata-
sters Jakob Morcrette, der Kunsthandlungsbuchhalter Franz Hütter, der Akzesisst der k. k.
vereinigten Hofkanzlei Joseph Winkler [FKBA21003, fol. 1–6].
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630