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VOM BUCHMARKT ZUM
BIBLIOTHEKSBESTAND232
sultat verdeutlicht, dass beinahe alle in Wien ansässigen Buchhändler als
Lieferanten der erzherzoglichen Privatbibliothek fungierten. Über ein gro-
ßes Liefervolumen verfügten Johann Georg Binz, Johann David Hörling und
die Gebrüder Gay, aber nicht minder häufig Rudolf Gräffer, Lukas Hohen-
leithner, Christian Friedrich Wappler und Jodokus Weiss.953
Verwunderlich erscheinen mag, dass der zu dieser Zeit sehr erfolgreiche
Buchdrucker und -händler Johann Thomas von Trattner,954 welcher in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Wien ein wahres Buchimperium
aufbaute, nur äußerst spärlich als Buchhändler bzw. Verleger in den Rech-
nungen bis 1791 vertreten ist. Erst ab 1792 wird Trattner seiner Bedeutung
auf dem Wiener Buchmarkt gerecht, die er zweifelsohne schon zuvor besaß:
„Von Görz bis Hermannstadt, von Innsbruck bis Königgrätz, von Kremsier
bis Lemberg, wo Trattner Filialen bzw. Geschäftsverbindungen unterhielt
(und ich nenne nur einige wenige), konnten die Leser die deutsche Literatur
der Aufklärungszeit in ihren wichtigsten Werken aufnehmen.“955
Es bleibt unklar, warum Trattner den Erzherzog kaum belieferte, zumal
er als einer der bedeutendsten Buchhändler angesehen werden kann, die
den Wiener Markt mit französischen Druckschriften versorgten.956 Sein Pro-
duktions- und Distributionsimperium konnte Trattner auch auf andere Län-
der der Monarchie ausweiten.957 In der Privatbibliothek der Großherzoge in
Florenz war Trattner als Verlagshaus signifikant vertreten.958 Für die Pri-
vatbibliothek des Erzherzogs deckten jedoch andere in- und ausländische
Buchhändler das Segment des französischen Buchimports ab, immerhin de-
ren 16 an der Zahl.959
Über den genauen Ablauf der Buchauswahl und -erwerbung in den Wiener
Buchhandlungen ist wenig bekannt. Prinzipiell ist festzuhalten, dass Erzher-
zog Franz die Freiheit besaß, in Begleitung des Ajos oder seiner Generalad-
judanten die Hofburg zu verlassen. Joseph II. hatte bereits in seinen „Beob-
achtungs-Punkten“ festgelegt, dass der Thronfolger „in alle öffentliche und
private oerter hingehen“ durfte, er verbietet nur den Aufenthalt in „particu-
lar häuser und Gärten, besonders wenn die Eigenthümer oder Inwohner da-
953 Die vollständige Liste der Buchhändler 1784–1791 befindet sich im Anhang.
954 Frank/Frimmel, Buchwesen, 198–200.
955 Bachleitner/Eybl/Fischer, Buchhandel, 141.
956 Barbier, Buchhandelsbeziehungen, 32.
957 Dular, Trattner.
958 Vgl. Catalogue.
959 Es sind folgende Buchhändler in alphabetischer Reihenfolge: Artaria, Binz, Garttner (vgl.
Kap. 6.3.2 ), Gay, Gräffer, Hörling, Kurzböck, Mangot, Mausberger, Mechel, Sammer, Wal-
lishausser, Wappler, Weiss, Wohl und Zierch’s Erben.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630