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ERWERBUNGEN BEI IN- UND AUSLÄNDISCHEN BUCHHÄNDLERN 1806 BIS 1835 267
der Besetzung der Stadt Wien 1805 und 1809 zu rechnen hatten, die französi-
schen Besatzer forderten von ihnen auch enorme Entschädigungszahlungen.
Der Staatsbankrott von 1811 und die damit einhergehende Inflation verhin-
derten nicht nur eine Regeneration dieses Gewerbes, sondern führten darüber
hinaus durch die Einführung der Wiener Währung zu einer Beeinträchtigung
des Warenaustausches, vorwiegend mit dem deutschen Buchhandel.1088
Neben diesen außerösterreichischen Hemmfaktoren wurde die besonders
restriktive inländische Zensur als weiterer unangenehmer und einen flo-
rierenden Handel drosselnder Umstand gesehen, der dem österreichischen
Buchhandel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts klare Wettbewerbs-
nachteile gegenüber den ausländischen Anbietern bescherte. Die Zensur
diente Kaiser Franz I. dabei als probates Mittel gegen die Ausbreitung re-
volutionären Gedankenguts in seinen Ländern. So sehr sie jedoch aus politi-
schem Kalkül ihre Wirkung als kontrollierendes Instrument nicht verfehlte,
stellte sie für die österreichischen Buchdrucker und -händler in mehrfacher
Hinsicht eine teilweise existenzbedrohende Barriere im täglichen Geschäft
dar. Zum einen sank die Zahl der im Inland publizierten Werke angesichts
des mühsamen und oftmals langwierigen Prüfungsverfahrens durch die Zen-
sur-Hofstelle aufgrund der erforderlichen Abgabe des zu veröffentlichen Tex-
tes als Manuskript in zweifacher Ausfertigung. Dies hatte zur Folge, dass
viele inländische Autoren ihre Werke entweder trotz strengen Verbots im
Ausland erscheinen ließen oder für den Erhalt einer Druckgenehmigung
ihre Texte derart an die Zensurbestimmungen anglichen, dass der Inhalt
für das Zielpublikum, im besonderen für das ausländische, uninteressant
wurde und der Absatz vergleichsweise gering blieb. Zum anderen bedeutete
das eingeführte System mehrstufiger Zensurgrade auch für ausländische
Werke1089 einen zusätzlichen Aufwand ohne entsprechenden Mehrgewinn,
da der Grad für jedes importierte Buch durch die Behörden ermittelt, dem
Buchhandel zur Kenntnis gebracht1090 und die Konsequenzen daraus auch
im täglichen Verkaufsgeschäft beachtet werden mussten.
Die Zensurbestimmungen sahen weiters vor, dass Werke aus dem Aus-
land, sofern sie nicht als unbedenklich und mit „admittitur“ eingestuft
1088 Vgl. Bachleitner/Eybl/Fischer, Buchhandel, 158f.
1089 Die Zensurgrade; „admittitur“ (frei verkaufbar), „transeat“ (keine Bewerbung oder ge-
werbliche Verleihung dieser Werke erlaubt) „erga schedam“ (kann nur mit Genehmi-
gungsschein [scheda] bezogen werden) „damnatur“ (darf nicht verkauft werden) vgl.
Bach
leitner/Eybl/Fischer, Buchhandel, 160f.
1090 Vgl. bspw. Verzeichniß der im Militär-Jahre … bey der k. k. Central-Bücher-Censur in
Wien zugelassenen in- und ausländischen Werke, Journale, Handschriften, Landkarten,
Zeichnungen, Musikalien […] 3 Bde. (Wien 1810–1817). Exempl. der Privatbibliothek:
FRANZ 10667.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630