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VOM BUCHMARKT ZUM
BIBLIOTHEKSBESTAND282
ber als auch der vor Ort agierende k. k. Generalkonsul in Leipzig, Lothar
von Berks, rieten vom Ankauf dieser Sammlung jedoch ab, da dieselbe aus
größtenteils „veralterten Landkarten“1173 bestünde und „für den Allerhöch-
sten Gebrauch von minderem Nutzen seyn möchte“.1174 Khloyber berichtet
weiters: „Ohne dem Verkäufer – dem geheimen Rathe [Justus Christian]
Güntz nur im geringsten merken zu lassen, in welchen hohen Aufträgen
diese Nachfragen geschehen; hat […] [dieser] den von Berks ersucht, ihm
längstens binnen 3 Wochen eine bestimmte Antwort zu geben.“1175
Dem Kaiser war demnach also an zur aktiven Verwendung tauglichem,
verhältnismäßig aktuellem Kartenmaterial und nicht einer Sammlung
kartografischer Rara gelegen. In diese Richtung ist auch Khloybers weite-
res Argument zu deuten, dass die Adelung’sche Sammlung nämlich nur bis
1806 gedruckte Karten (dem Todesjahr Adelungs) enthalten könne, obgleich
die Privatbibliothek „ohnehin […] so ziemlich alles, was die neueste Zeit an
Landkarten Gutes und Treffliches hervorgebracht hat“1176, besitze. Trotz ei-
ner Reduktion des Verkaufspreises auf 4.000 bis 4.700 Talern lehnt Franz I.
den Ankauf der Sammlung schließlich ab und befiehlt: „Sie werden jedoch,
nicht als geschehe es auf Meinen Befehl [hin], den [Präfekten der Hofbib-
liothek] Grafen Dietrichstein von dem Verkaufe dieser Sammlung und den
darauf Bezug habenden Umständen in Kenntniß setzen“.1177 Doch auch diese
erwirbt den Nachlass Adelungs nicht. Erst 1880 findet die bedeutende Kar-
tensammlung in der Sächsischen Landesbibliothek1178 eine neue Eigentü-
merin.1179
Alle anderen angebotenen Sammlungen, die auf Grundlage der Quellen
ausgemacht werden konnten, sind von Franz I. angeschafft worden. Jeder
Erwerbungsvorgang ist individuell und in seinen Dimensionen unterschied-
lich gewichtet. Keiner entspricht einem Schema. Manche dieser angekauf-
ten Sammlungen bestehen nicht aus Büchern, sondern aus Grafiken oder
gar Handzeichnungen. Sie wurden, obwohl der Fokus auf dem Buchbestand
der kaiserlichen Privatbibliothek liegt, in die Beobachtungen integriert, da
im Hinblick auf die Erwerbungspolitik des Kaisers, primär das „wie“ und
1173 FKBA18027, fol. 16r.
1174 FKBA18027, fol. 17v.
1175 FKBA18027, fol. 16v – 17r.
1176 FKBA18027, fol. 17v.
1177 FKBA18027, fol. 19v.
1178 Heute Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden.
1179 Nach Fabian erfolgte der Ankauf bereits 1880, gemäß dem aktuellen Webauftritt der Bi-
bliothek erst 1883; vgl. Fabian, Handbuch Deutschland, Bd. 17, 99; http://www.slub-dres-
den.de/sammlungen/karten/bestand-der-kartensammlung/geschichte-der-kartensamm-
lung (abger. am 10.02.2015)
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630