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BIBLIOTHEK UND
ORDNUNG370
doch das hängt wohl nicht alleine mit dem Ausfall Casellis zusammen, wie
sich bereits aus dem Umstand erahnen lässt, dass es sich nicht um die letzte,
sondern um die vorletzte Klasse handelt.
Denn der Großteil der „Juridica“, die die Privatbibliothek besaß, stammte
aus der Bibliothek des Juristen und Reichshofrates Peter Anton Freiherr
von Frank, welche 1819 erworben wurde.1511 Der Umstand, dass diese
Sammlung wegen Platzmangels nicht aufgestellt und folglich nur mit gro-
ßer zeitlicher Verzögerung erschlossen werden konnte, hatte zur Folge, dass
Young bis zu seinem Tod (1829) kein systematisches Verzeichnis der juristi-
schen Literatur erstellen konnte.1512 Die relevanten Hinweise zu dieser Prob-
lematik findet man zerstreut in unterschiedlichen Quellen.
Zur Frank’schen Bibliothek existiert ein zweibändiger Katalog, der die
Werke alphabetisch verzeichnet und ebenfalls von Caselli abgeschrieben
wurde. Das Titelblatt trägt die Jahreszahl 1819; doch kann es sich dabei nur
um den Beginn der Abschrift handeln, da aus anderen Quellen hervorgeht,
dass die Bände erst 1828 fertiggestellt und gebunden wurden.1513 Bereits
Anfang März 1821 hatte der Skriptor Wenzel Kißler die Verzettelung der
Werke aus dieser Sammlung beendet.1514 Nicht nur im Hinblick auf die sepa-
rate alphabetische Katalogisierung gleicht der Umgang mit der Frank’schen
Bibliothek jenem mit der rund zehn Jahre früher erworbenen Büchersamm-
lung der Erzherzogin Maria Elisabeth, sondern auch hinsichtlich der Moda-
litäten ihrer Verzeichnung im Standortrepertorium. Denn auch in diesem
Fall wurde ein entsprechend langer Abschnitt (die Nrn. 20.001–27.0001515)
leer gelassen, um die Titel (gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt) in
geschlossener Folge eintragen zu können. Die Aufstellung der Frank’schen
Bibliothek konnte noch bis zum Ende des Jahres 1831 nicht vollständig
1511 Siehe dazu Kapitel 6.5.3.
1512 In einem Bericht zum Zustand der Privatbibliothek, den Khloyber als provisorischer Ku-
stos am 15. März 1829 an den Kaiser abfasste, merkt er an, dass die „im Jahr 1819 von
dem Reichs-Referendar Baron Frank erkaufte Sammlung erst catalogisirt und dann auf-
gestellt werden [muss]; indem dieselbe bis jetzt bloß in zusammengebundenen Haufen
dort und da ohne beabsichtigte Ordnung untergebracht ist.“ Gleichzeitig wird auch fest-
gehalten, dass im Rahmen des Systematischen Kataloges nur die Klasse der „Jurispru-
dentia“ noch nicht bearbeitet ist. [ÖSTA, HHStA, HausA, Handarchiv Kaiser Franz I. 20,
Vortrag vom 15. März 1829, fol. 1v].
1513 FKBR1828/42.
1514 FKBA04011, fol. 1v: „Ich fange jetzt die Zettel, über die akademischen Abhandlungen und
Flugschriften zu schreiben [an], nachdem ich mit den, in dem gedruckten sowohl als ge-
schriebenen Katalog angeführten Werke[n] der frankischen Büchersammlung fertig bin“.
1515 Tatsächlich besteht die Frank’sche Büchersammlung nur aus 5.827 Werken; das „Leer-
lassen“ von 7.000 Nummern im Standortrepertorium wurde hingegen von Young nach
der Auskunft Khloybers tatsächlich angeordnet (vgl. S. 294 ).
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630