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GESCHICHTLICHE GROSSEREIGNISSE IM SPIEGEL DER BIBLIOTHEK 433
Von gänzlich anderem Charakter ist eine Gruppe von grafischen „Denk-
mälern“ für Schlachten und Generäle der Befreiungskriege, die vom sächsi-
schen Verleger Ludwig von Kleist herausgegeben wurden (Tafel V–VI und
Abb. 58–60).1631 Dieser hat spätestens seit 1817 in mehreren Lieferungen
eine Serie von malerischen Ansichten Deutschlands an die Privatbibliothek
des Kaisers geliefert, auf welche dieser vorgeblich bei einem Aufenthalt in
Sachsen im Jahr 1813 subskribiert haben soll.1632 Der Ertrag der Unterneh-
mung würde den „verwundeten Kriegern“, also Veteranen der Befreiungs-
kriege zugutekommen. Gleichzeitig belegt der Akt, dass mit den Prospekten
auch zwei Abdrucke des „von Sr. Majestät dem König von Bayern, und Sr.
K. H. dem Großfürsten von Toskana allergnädigst begünstigten Denkmal[s]
von S. Felio“ mitgesendet wurden, für die der Dresdener Verleger die ver-
gleichsweise hohe Summe von 18 Talern verrechnet und sie auf dem Rech-
nungsbeleg als pränumeriert ausweist.1633 Der weitere Briefverkehr wirft ein
wenig Licht auf die Geschäftspraktiken Kleists. Am 3. 12. 1820 bittet er den
Kaiser, ihm ein „Denkmal“ des Fürsten Karl Philipp zu Schwarzenberg wid-
men zu dürfen, das in einer beiliegenden Anzeige angekündigt und dessen
Ertrag „zum Besten der Hausdamen in Leipzig“ verwendet werden soll. Die-
ses sei das letzte Blatt einer „Reihe solcher patriotischer Denkmäler, wovon
der Ertrag zu wohlthätigen Zwecken bestimmt worden“ und durch den kurz
zuvor eingetretenen Tod des Feldherrn motiviert.1634 Das beiliegende Ankün-
digungsblatt beschreibt den Inhalt des „Denkmals“ ausführlich; aus ihm
erfahren wir auch, dass es als Pendant zu dem unmittelbar zuvor erschiene-
nen, zunächst als Abschlussblatt der Serie gedachten „Monument“ auf den
Tod des Fürsten Blücher von Wahlstadt gedacht war.1635
In seinem Vortrag an den Kaiser referiert Bibliothekar Peter Thomas
Young zunächst das Ansuchen Kleists. Sogleich kommt er aber auf die oben
erwähnten Ansichten zu sprechen, deren angebliche Subskription durch
den Kaiser er wenigstens in Frage stellt. Diese „fabrikmässig erzeugten An-
sichten“ hätten die Sammlung bis dato über 2.000 fl. C.M. gekostet; Herzog
Albert von Sachsen Teschen, dem Kleist ebenfalls Exemplare davon zuge-
schickt hat, hätte diese mit dem Verbot weiterer Sendungen zurückfolgen
lassen. Außerdem sei in der Subskriptions-Ankündigung nur von Ansichten
der „Reuss-Schaumburgischen Landschaften“ die Rede gewesen, da „Kleist
aber nach vollendeter Lieferung derselben die Fabrikation auf Ansichten
1631 BAG, Pk 3003, 296–307.
1632 FKBA02041.
1633 FKBA02041, fol. 7r und fol. 8r-v.
1634 FKBA03049, fol. 1r-v.
1635 FKBA03049, fol. 3r–4r.
Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. von Österreich 1784-1835
- Subtitle
- Bibliotheks- und Kulturgeschichte einer fürstlichen Sammlung zwischen Aufklärung und Vormärz
- Authors
- Thomas Huber-Frischeis
- Nina Knieling
- Rainer Valenta
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2015
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 644
- Keywords
- Austrian History, Book History, Library History, 18th Century, 19th Century, Emperor Francis I, Österreichische Geschichte, Buchgeschichte, Bibliotheksgeschichte, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Hofburg, Kaiser Franz I.
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 15
- 2. Zur Vorbildfunktion der Privatbibliothek von Pietro Leopoldo und Maria Luisa. Erwerbungsstrategien und Buchlektüre am florentinischen Hof (NK) 27
- 2.1 Pietro Leopoldo als Großherzog von Toskana 28
- 2.2 Meilensteine der florentinischen Privatbibliothek der Großherzoge 30
- 2.3 Akquisitionspolitik und Benutzung 36
- 2.4 Sapere aude – Das Buch als Eckpfeiler der aufgeklärten Erziehung und seine mediale Rezeption 49
- 2.5 Spurensuche nach dem Nukleus der franziszeischen Privatbibliothek 62
- 3. Vom Kaiser bis zum Bibliotheksadjunkten. Die Akteure der Privatbibliothek 70
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 3.1.1 Die Prinzenerziehung in Wien und der prägende Einfluss von Erziehern und Lehrern (NK) 70
- 3.1.2 Franz II. als letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reichs (NK) 76
- 3.1.3 Franz I. als Kaiser von Österreich (TH-F) 77
- 3.1.4 Die Privatbibliothek im administrativen Gefüge des erzherzoglichen bzw. kaiserlichen Hofstaats bis 1806 (NK) 81
- 3.2 Personal der Institution Privatbibliothek (TH-F) 83
- 3.2.1 Mathias Braunbeck 84
- 3.2.2 Peter Thomas Young 89
- 3.2.3 Michael Brunner 116
- 3.2.4 Alois Hofmann 121
- 3.2.5 Franz (Xaver) Thein 123
- 3.2.6 (Johann) Eduard Frister 128
- 3.2.7 Wenzel (Maximilian) Kißler 135
- 3.2.8 Leopold Joseph Wilhelm von Khloyber 140
- 3.2.9 Georg Thaa 151
- 3.2.10 Giuseppe Caselli 156
- 3.2.11 Joseph Ott 166
- 3.2.12 Philipp Held 176
- 3.1 Stationen im Leben eines Kaisers als Bibliothekar 70
- 4. Die Bibliothek als architektonischer Ort. Rekonstruktion und Entwicklung der Privatbibliothek Kaiser Franz’ I. (RV) 178
- 5. Finanzpolitische Aspekte der Privatbibliothek (TH-F) 208
- 6. Vom Buchmarkt zum Bibliotheksbestand . Erwerbungsmechanismen und Bestandsaufbau 229
- 6.1 The Marketplace of Ideas – Akquisitionspolitik 1784 bis 1791 (NK) 229
- 6.2 Ein Handapparat entsteht – Bestandsaufbau und unktionswandel der Privatbibliothek 1784 bis 1791 (NK) 244
- 6.3 Handelspraktiken des Buchmarktes 1792 bis 1806 im Spiegel der Privatbibliothek (NK) 252
- 6.4 Erwerbungen bei in- und ausländischen Buchhändlern 1806 bis 1835 (TH-F) 266
- 6.5 Ankauf geschlossener Sammlungen von 1806 bis 1835 (TH-F) 280
- 6.5.1 Die ererbte Bibliothek Erzherzogin Maria Elisabeths (1808) 283
- 6.5.2 Die Manuskriptsammlungen des Joseph von Sartori (1809, 1813) 287
- 6.5.3 Die Bibliothek des Peter Anton Freiherrn von Frank (1819) 292
- 6.5.4 Die Inkunabelsammlung des Ferdinand Freiherrn von Ulm (1824) 296
- 6.5.5 Sammlung chinesischer Handzeichnungen des Generalkonsuls Edward Watts (um 1826) 304
- 6.5.6 Die physiognomische Studiensammlung des Johann Caspar Lavater (1828) 307
- 6.5.7 Aus dem Nachlass des ehemaligen Leibarztes Nikolaus Thomas Host (1834) 314
- 6.6 Erwerbungen im Rahmen von Auktionen von 1806 bis 1835 (TH-F) 320
- 6.6.1 Aus der Privatbibliothek des Franz Freiherrn von Prandau (1811) 322
- 6.6.2 Aus der Privatbibliothek des Johann Melchior Edlen von Birkenstock (1812) 327
- 6.6.3 Aus der Privatbibliothek der Grafen Apponyi (1818) 338
- 6.6.4 Aus der Privatbibliothek des Prosper Fürsten von Sinzendorf (1823) 339
- 6.6.5 Aus der Privatbibliothek König Maximilian I. Josephs von Bayern (1826) 347
- 6.6.6 Aus dem Nachlass des Wiener Erzbischofs Leopold Maximilian Graf Firmian (1832) 352
- 6.6.7 Aus der Bibliothek der Grafen Auersperg im Schloss Wolfpassing (1834) 356
- 6.7 Der Bestandsaufbau der Privatbibliothek 1806 bis 1835 im Überblick (TH-F) 359
- 7. Bibliothek und Ordnung 363
- 8. Die Sammlungsbestände im historischen Kontext. Exemplarische Analysen 394
- 9. Die Privatbibliothek im Vergleich. Einblicke und Ausblicke 489
- 10. Resümee 537
- Bildteil 545
- 11. Anhang 561
- 11.1 Werke der Büchersammlung aus Florenz in der kaiserlichen Privatbibliothek 561
- 11.2 Werke der Büchersammlung aus Florenz im Prunksaal 568
- 11.3 Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter 571
- 11.4 Ahnentafel Kaiser Franz’ I 574
- 11.5 Beschreibung der Lebensweise Kaiser Franz’ I 574
- 11.6 Wiener Buchhändler als Lieferanten der Privatbibliothek 577
- 11.7 Edition des von der Zensur verbotenen Eipeldauerbriefs 579
- 11.8 Prandau’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen bzw. nicht erworbenen Werke 579
- 11.9 Birkenstock’sche Auktion: Listen der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 582
- 11.10 Sinzendorf’sche Auktion: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen und nicht erworbenen Werke 590
- 11.11 Auktion der Bibliothek Maximilians I. von Bayern: Liste der für die Privatbibliothek erworbenen Werke 592
- 12. Abbildungs-, Quellen- und Literaturverzeichnis 595
- 13. Register 630