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Radetzkymarsch
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5Kapitel Eine Woche später verließ Carl Joseph seinen Vater. Sie umarmten sich im Hausflur, bevor sie den Fiaker bestiegen. Nach der Meinung des alten Herrn von Trotta durften Zärtlichkeiten nicht auf dem Perron, vor zufälligen Zeugen, stattfinden. Die Umarmung war flüchtig wie immer, umweht vom feuchten Schatten des Flurs und vom kühlen Atem der steinernen Fliesen. Fräulein Hirschwitz wartete schon auf dem Balkon, gefaßt wie ein Mann. Vergeblich hatte Herr von Trotta ihr zu erklären versucht, daß es überflüssig sei zu winken. Sie mochte es für eine Pflicht halten. Obwohl es nicht regnete, spannte Herr von Trotta den Regenschirm auf. Leichte Bewölkung des Himmels schien ihm ein hinreichender Grund dazu. Unter dem Schutz des Regenschirms stieg er in den Fiaker. Also konnte ihn Fräulein Hirschwitz vom Balkon aus nicht sehen. Er sprach kein Wort. Erst als der Sohn schon im Zug stand, hob der Alte die Hand, mit ausgestrecktem Zeigefinger: »Es wäre günstig«, sagte er, »wenn du krankheitshalber abgehn könntest. Man verläßt die Armee nicht ohne wichtige Ursache! … « »Jawohl, Papa!« sagte der Leutnant. Knapp vor der Abfahrt des Zuges verließ der Bezirkshauptmann den Perron. Carl Joseph sah ihn dahingehen, mit straffem Rücken und den zusammengerollten Regenschirm mit aufwärtsgerichteter Spitze wie einen gezogenen Säbel im Arm. Er wandte sich nicht mehr um, der alte Herr von Trotta. Carl Joseph bekam seinen Abschied. »Was willst denn jetzt machen?« fragten die Kameraden. »Ich hab’ einen Posten!« sagte Trotta, und sie fragten nicht mehr. Er erkundigte sich nach Onufrij. Man sagte ihm in der Regimentskanzlei, daß der Bursche Kolohin desertiert sei. Der Leutnant Trotta ging ins Hotel. Er kleidete sich langsam um. Zuerst schnallte er den Säbel ab, die Waffe und das Abzeichen seiner Ehre. Vor diesem Augenblick hatte er Angst gehabt. Er wunderte sich, es ging ohne Wehmut. Eine Flasche Neunziggrädiger stand auf seinem Tisch, er mußte nicht einmal trinken. Chojnicki kam, um ihn abzuholen, schon knallte unten seine Peitsche; jetzt war er im Zimmer. Er setzte sich und sah zu. Es war Nachmittag, drei Uhr schlug es vom Turm. Alle satten Stimmen des Sommers 272
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Radetzkymarsch
Title
Radetzkymarsch
Author
Joseph Roth
Date
1932
Language
German
License
PD
Size
21.0 x 29.7 cm
Pages
294
Keywords
Roman, Geschichte, KUK, Österreich, Ungarn
Categories
Weiteres Belletristik

Table of contents

  1. Teil 1 3
    1. Kapitel 1 5
    2. Kapitel 2 20
    3. Kapitel 3 31
    4. Kapitel 4 45
    5. Kapitel 5 53
    6. Kapitel 6 69
    7. Kapitel 7 81
    8. Kapitel 8 100
  2. Teil 2 111
    1. Kapitel 1 112
    2. Kapitel 2 122
    3. Kapitel 3 136
    4. Kapitel 4 153
    5. Kapitel 5 167
    6. Kapitel 6 178
    7. Kapitel 7 191
  3. Teil 3 202
    1. Kapitel 1 203
    2. Kapitel 2 219
    3. Kapitel 3 236
    4. Kapitel 4 251
    5. Kapitel 5 272
    6. Kapitel 6 281
  4. Epilog 288
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