Page - 24 - in Tonka
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sich rührend wie ein zu enges Kleid um ihren Körper; sein Fleisch war
menschlicher und klüger als das jugendlich überkluge Denken, und Tonka, als
ob sie vor ihm flüchten wollte, der in diesem Augenblick auffuhr, schob sich
mit einer merkwürdig ungeschickten und ungewohnten Bewegung ins Bett.
Er erinnerte sich dann nur noch, daß er im Vorbeigehen empfand, das
Vertrauteste sei auf dem Sessel geblieben, mit den Kleidern, die er so gut
kannte; als er daran vorbeikam, stieg der liebe, frische Geruch daraus auf, den
er immer als das erste empfunden hatte, wenn sie sich sahen; im Bett
erwartete ihn das Unbekannte und Fremde. Er hielt noch einmal ein, und
Tonka lag im Bett mit geschlossenen Augen und zur Mauer gewandtem Kopf,
endlos lang, in fürchterlich einsamer Angst. Als sie ihn endlich neben sich
fühlte, waren ihre Augen warm von Tränen. Es kam dann eine neue Welle der
Angst, Entsetzen über ihre Undankbarkeit, ein sinnloses, Hilfe suchendes
Wort, durch einen endlosen, einsamen Gang hervorstürzend, verwandelte sich
in seinen Namen, und dann – war sie sein geworden; er begriff wohl kaum,
wie zauberhaft, wie kindlich tapfer sie sich in ihn stahl, welche einfache List
sie sich ausgedacht hatte, um auch alles zu besitzen, was sie an ihm
bewunderte: man braucht bloß ganz ihm zu gehören und dann gehört man
dazu.
Er erinnerte sich später gar nicht mehr, wie das geschehen war.
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Tonka
- Title
- Tonka
- Author
- Robert Musil
- Date
- 1922
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.8 cm
- Pages
- 46
- Categories
- Weiteres Belletristik