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Die Landschaft
[âŠ] in der NĂ€he einer mĂ€Ăigen Tagesreise [von der Residenzhauptstadt Wien], eine Alpe von sechsthalb
tausend Fuà Seehöhe, eines der schönsten Panoramen bietet [...] bis auf deren halbe Höhe eine vortreff-
liche Chaussee fĂŒhrt, und bis auf deren Gipfel man von zwei Seiten sogar mit Ochsen bequem fahren
kann, [âŠ]26
(Schmidl, S. 620f.)
Auf einen nicht unwesentlichen Aspekt der TrassenfĂŒhrung fĂŒr die neu gebaute WechselstraĂe
verweist 1880 Pfarrer Josef SchÀnzl in seiner Pfarrchronik von SchÀffern:
Die StraĂe von Aspang nach Friedberg ist erst in den Jahren 1828â1830 gebaut worden, ĂŒber Mönich-
kirchen, mit Beiseitelassung eines niedrigeren Uibergangspunktes, um den Sonderinteressen des dorti-
gen steinreichen Gastwirthes Wiedner zu dienen.27
(Pfarrchronik SchÀffern 1880, S. 250)
Die neue StraĂe erleichterte den Knechten und begleitenden âWeibspersonen, die sich um die
WĂ€sche zu kĂŒmmern hattenâ, den Weg âzur Mahd ins Ăsterreichischeâ, um Geld zu verdienen. Pfar-
rer SchĂ€nzl ist besorgt ĂŒber âUnsittlichkeit unter den nicht Verheirateten und Zuzug von Gesindelâ.
Ăber den Semmering war bereits 1728 unter Kaiser Karl V. eine mit groĂen Kosten verbundene âneue
und bequeme StraĂe [...] ĂŒber den semianus monsâ erbaut worden, um die LĂ€nder âOesterreich und
Steyermarkâ zu verbinden.28 Ihre Bedeutung als StaatsstraĂe blieb lange Zeit erhalten, wĂ€hrend die
StraĂe ĂŒber den Wechsel wenig genutzt und dessen âVergessene Landschaftâ29 erst durch den Bau der
Eisenbahn bei der reisenden Gesellschaft Beachtung fand. Mit dem Ausbau des ersten TeilstĂŒcks der
âAspangbahnâ, der bereits 1869 von Baron Hirsch projektierten âWienâSalonikiâBahnâ30, erhielt auch
der Wechsel eine Anbindung an die sich entwickelnde Industrie, die gesellschaftlichen Kreise der Resi-
denzhauptstadt Wien und â vor allem â an die k. u. k. KronlĂ€nder. Der Wechsel wurde Ziel eines bisher
noch nicht gekannten Tourismus. Aus GasthÀusern wurden Hotels und die Gemeinden verstanden
den Zustrom an GĂ€sten fĂŒr einen wirtschaftlichen Aufstieg zu nutzen. Die Eröffnung des Teilabschnit-
tes âAspangbahnâ im Jahre 1881 sowie die Fertigstellung der âWechselbahnâ im Jahre 1910 brachten
neben grundlegenden VerÀnderungen durch die industrielle Nutzung der Natur auch die Entdeckung
der Landschaft als idyllisches Wander- und Ausflugsziel. Industrielle wie Stephan Mautner (Tratten-
bach), Louis Freiherr Haber von Linsberg (Mariensee) oder FĂŒrst Sulkowski (Feistritz)31 kamen ins
26 Anton Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen auf 20 Stunden im Umkreise, 3 BĂ€nde, Wien 1835â1839, Bd. 2 (1838), Kap. 20,
S. 620â633.
27 Pfarrchronik SchÀffern 1880, S. 250.
28 Friedrich Wilhelm Weiskern: Topographie von Niederösterreich, in welcher alle StÀdte, MÀrkte, Dörfer, Klöster, Schlösser,
Herrschaften, LandgĂŒter, Edelsitze, Freyhöfe, namhafte Oerter u.d.g. angezeiget werden, welche in diesem Erzherzog-
thume wirklich angetroffen werden, oder sich ehemals darinnen befunden haben, Wien 1768â1770, Bd. II, S. 183; Georg
MatthĂ€us Vischer (Wenns, Tirol 1628â1696 Linz) â Topograph, Geistlicher, u. a. Landkarte âStyriae Ducatus Fertilitissimi
Nova Geographica Descriptio â ,Fertilissimaâ, 1678â. SteiermĂ€rkisches Landesarchiv, Landkartensammlung, siehe auch
Schloà Aichberg; Ansichten von Kirchberg am WeXel, Burg Feistritz und Schloà Aspang; Ludwig WÀchtler (St. Pölten
1842â1916 Wien) â Architekt (SchloĂ und Pfarrkirche Aspang, Villa Haber Mariensee).
29 Ferdinand Krauss: Die nordöstliche Steiermark. Eine Wanderung durch vergessene Lande. Mit 68 Illustrationen gröĂten-
teils nach Naturaufnahmen von Karl OâLynch und einer Spezialkarte von Alfons Egle, k. k. Hauptmann, Graz 1888.
30 Elmar Oberegger: Der âGroĂe Aufbruchâ in die ĂgĂ€is. Das gescheiterte Eisenbahnprojekt WienâSarajevoâSaloniki (1874â
1914), Sattledt 2009, S. 37; âDie östlichste und leichteste unter allen Alpenbahnen, welche sich die Erreichung der Adria
oder des Mittelmeeres zum Ziel gesteckt hatâ. In: Eisenbahn AspangâHartberg, Wien, 1891, S. 5.
31 Stephan Mautner (Wien 1877 â Juli 1944 vermutlich Auschwitz?) â Webereien in Trattenbach; Baron Louis Haber-Lins-
berg (Karlsruhe 1804 â 1879 Mariensee?), spĂ€ter Hermann Schenker â Gutsbesitzer in Mariensee und Linsberg; FĂŒrst Lud-
wig Johann Sulkowski (1814 â 1879) und sein Sohn Joseph Maria Sulkowski (1848 â 1920). Friedrich Jeitler: Ortschronik
Feistritz am Wechsel, Feistritz 2002; Mautner-Chronik, Trattenbach 1918; Franz Scheibenreif: Orts- und Hauschronik von
Trattenbach, 1934; Erika Sieder: BĂŒrger â Bauer â Edelmann. Karl und Franz RieĂ, WienâBadenâMariensee, Weitra 2005
(= Sieder / Erol-RieĂ); ⊠tout Vienne! Gustav Orglmeister, der letzte Wiener k. u. k. Hofbaumeister 1861â1953, Weitra
2011 (= Sieder 3).
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Das Geistliche Lied, Volume 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- WeXel oder Die Musik einer Landschaft
- Subtitle
- Das Geistliche Lied
- Volume
- 1
- Authors
- Erika Sieder
- Walter Deutsch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79584-1
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 648
- Keywords
- Wechselgebiet, Geistliches Lied: LeichhĂŒatlieder, bĂ€uerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
- Category
- Kunst und Kultur
Table of contents
- AbkĂŒrzungen 10
- Zum vorliegenden Band 12
- Die Landschaft 18
- Der Totenbrauch 24
- 1. Die Totenwache 26
- 2. Das BegrÀbnis und das Totenmahl 33
- 3. Das Singen 38
- 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
- 5. Die Liedgattungen 47
- Die Sammlung: Lei(ch)hĂŒat- / LeichwĂ„cht-Liadln â Lieder zur Totenwache 59
- Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
- Johannes Leopold Mayer
- Zusammenfassung
- Register fĂŒr das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
- Allgemeines Register
- a) Ortsregister 601
- b) Personenregister 607
- Sachregister 613
- Register der LiedanfÀnge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
- Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
- SĂ€ngerinnen, SĂ€nger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
- Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
- Autoren und Mitarbeiter 640