Seite - 1232 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Slawenkongresse
Slawen oder Winden …
nach Megiser, Das fünfte
Buch der Chronik, S. 354
die unterschiedlichen slawischen Völker (West-, Ost-
und Südslawen).
Zu beachten ist, dass bisweilen im deutsch-(und ita-
lienisch-)sprachigen Kontext der Begriff S. (it. Slavi)
politisch und mit wertenden Konnotationen besetzt
ist und im Sprachgebrauch veraltet erscheint. Im mo-
dernen deutschen Sprachgebrauch wohl am ehesten als
Oberbegriff verwendbar bzw. analog zum wissenschaft-
lich angemessenen Gebrauch der Begriffe Germanen
und der historischen → Ethnonyme Baiern (→ Bagoa-
ria), Franken, Sachsen oder Karantaner (→ Carantani).
Am zentralen Denkmal zur → Volksabstimmung
1920 im Klagenfurter Landhaushof steht etwa eine
Gedenktafel aus jüngerer Zeit mit der Aufschrift »Die
Kärntner Windischen Kämpften und stimmten nach
der Besetzung des Landes durch die Slawen am 10.
Oktober 1920 für ihre Kärntner Heimat. Bund der
Kärntner Windischen«. Dies ist ein anschauliches Bei-
spiel eines solchen mehrfach veralteten und ideologisch
motivierten deutschen Sprachgebrauchs des Begriffs S.
(→ Windisch ; die →
Windischen ; → Windischenthe-
orie). In Analogie kann festgestellt werden, dass 1938
→ Ostarrichi ebenso wenig von ›germanischen‹ Trup-
pen besetzt wurde. Daraus ergibt sich auch die wissen-
schaftliche Kritik am ungenauen Gebrauch der Begriffe
S., Alpenslawen und →
alpenslawisch in wissenschaft-
lichen Texten, wo genauere Begriffe eine wissenschaft-
lich-terminologisch richtigere Aussage vermitteln :
etwa Slowenen, Karantaner, → karantanerslowenisch,
die Kärntner slowenische Mundart des → Klagenfurter
Feldes/Celovško polje. Analog dazu werden Begriffe
wie Baiern, Tiroler oder Österreicher verwendet und
nicht der Begriff Germanen, um Erstere zu bezeichnen.
Ebenso wenig werden weder die einen noch die ande-
ren als »Alpengermanen« bezeichnet und deren Spra-
che ist nicht (zentral- oder ost-)»alpengermanisch«.
Durch den historischen Sprachwandel und die politi-
sche belastete Verwendung des Begriffs (insbesondere
im Umfeld deutschnationaler Ideologieträger) hat sich
das Bedeutungsfeld des Begriffs S. verändert, und dem
trägt auch die moderne wissenschaftliche → Termino-
logie Rechnung (vgl. dazu auch →
Deutschnationale
Vereine, →
»Entethnisierung«, → Geschichtsschrei-
bung und kognitive Dissonanz, → Kulturgeschichte,
→ Name und Identität).
Lit.: O. Kronsteiner : Die alpenslawischen Personennamen. Wien 1975,
²1981 [Österr. Namenforschung, Sonderreihe, 2] ; O. Kronsteiner :
Sind die slawischen Ortsnamen Österreichs slawisch, alpenslawisch oder slowenisch ? In : Die Slawischen Sprachen 58 (1998) 81–99 ; O. Kron-
steiner : »Voreinzelsprachlich«. Romanisch oder Ladinisch, Slawisch oder
Slowenisch, Germanisch oder Bairisch oder Deutsch ? In : Nichts als Na-
men. Ljubljana 2003, 48–59 ; P. Štih : Slovansko, alpskoslovansko ali
slovensko ? O jeziku slovanskih prebivalcev prostora med Donavo in Jad-
ranom v srednjem veku (pogled zgodovinarja). In : ZČ 65 (2011) 8–51.
Bojan-Ilija Schnabl
Slawenkongresse, slow. slovanski bzw. vseslovanski
kongresi [slawische bzw. allslawische Kongresse], Ver-
sammlungen der Vertreter von österreichischen und
außerösterreichischen → Slawen. Der erste S. wurde im
Juni 1848 in →
Prag abgehalten und sollte die »Ant-
wort« der österreichischen Slawen auf die Einberufung
des Frankfurter Parlaments sein. Die österreichischen
Slawen befürchteten nämlich, dass das Frankfurter
Parlament in seiner Arbeit, insbesondere im deutschen
Teil der Monarchie, für sie zu einer Bedrohung wer-
den würde (→ Revolutionsjahr 1848). Auch Slowenen,
z. B. Franz → Miklosich/Miklošič unterschrieben
den Aufruf zur Teilnahme am Kongress in Prag. Der
Vorsitzende des ersten S. war František → Palacký.
Am ersten S. beteiligten sich nur die Slawen der Habs-
burgermonarchie : Tschechen, Mährer, Schlesier, Slo-
waken, Polen und Ruthenen sowie Slowenen, Kroaten,
Serben und die Slawen aus Dalmatien und Slawonien.
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602