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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Seite - 1271 -
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1271 Sprachenzählung Sprachenzählung nach Martin Wutte, 1900 (NUK – Z 282.4-98) Gegen Ende der Monarchie schien sich eine Natio- nalitätenerhebung anzubahnen. Dagegen leistete die amtliche Statistik Widerstand, auch gegen eine Erhe- bung der →  Muttersprache, die »nicht von amtlichem Interesse« sei. Es überwog schließlich die Tendenz, sich am ethno-nationalen Bekenntnisprinzip zu orientieren und nicht an der sprachlichen Herkunft. In der allerersten Nachkriegszählung von 1920 wurde keine Sprachenfrage gestellt, da es nur um Grundinformationen (Zahl der Einwohner) ging. Die zweite Nachkriegszählung von 1923 ist außerordent- lich schlecht dokumentiert und wegen fehlender Mittel nur teilweise aufgearbeitet. An der Sprachenfrage war man jedoch interessiert. Die Fragestellung zeugt vom Interesse an den tatsächlichen Sprachverhältnissen. Die Frage ging nach der »Denksprache« : »Sprache, die die zu zählende Person am besten spricht und in der sie denkt.« Dieser Frage wurde im letzten Moment eine nach der »Rasse« hinzugefügt ; sie sollte die jüdische Bevölkerung erfassen. Sie wurde jedoch von dieser boy- kottiert, sodass keine Auswertung vorgenommen wurde. Die sprachlichen Minderheiten wiesen auf eine unfaire Durchführung der Volkszählung hin. Wieder standen die Zählkommissäre, ihre Auswahl und ihr von den Landesbehörden gedecktes Vorgehen im Mittel- punkt der Beschwerden. Klagen kamen hauptsächlich aus Kärnten/Koroška und aus Wien, kaum hingegen aus dem Burgenland. 1934 wurde die Frage nach der Sprache jener nach der Zugehörigkeit im Ministerrat vorgezogen, um nicht Gelegenheit für nazideutsche Propaganda zu bieten. Die Formulierung vermied die Frage nach der Mutter- sprache, aber auch der Umgangssprache ; sie ging nach der »Kulturkreiszugehörigkeit«, nach der »Sprache, zu deren Kulturkreis der Befragte sich zugehörig fühlt«. Dollfuss wollte auch mit Blick auf Kärnten/Koroška vermeiden, »dass die Ergebnisse der Volksabstimmung in Frage gestellt würden«. Bei der Veröffentlichung der Ergebnisse (Österreichisches Statistisches Zentralamt 1935, 26) zur Volkszählung hieß es : »Die Fassung der Fragestellung nähert sich somit einem Volkszugehörig- keitsbekenntnis, nur dass dieses nicht frei und losgelöst von der objektiven Grundlage einer Sprache gegeben werden konnte. Mit dieser Begriffsbestimmung hat Österreich […] dem subjektiven Zugehörigkeitsgefühl zu einer Volks- gemeinschaft bestimmenden Einfluss eingeräumt. Maßgebend hierfür war, dass die Sprache nur dort als gültiges Merkmal der Volkszugehörigkeit genommen werden durfte, wo objektive sprachliche Zugehörigkeit und Volkszugehörigkeitsgefühl sich deckten. Besonders bei vorhandener Gemischtsprachigkeit richtet sich das Volkszugehörigkeitsgefühl häufig nicht nach dem Volks- tum der Abstammungssprache, sondern nach dem einer neu hinzugelernten Sprache [→  Gemischtsprachig]. In solchen Fällen verliert die Sprache die Aussagekraft für die Volkszugehörigkeit, die ihr normaler Weise zu- kommt, und gibt ein unrichtiges Bild der Zugehörig- keitsverhältnisse. So lagen in Österreich die Dinge be- sonders in Kärnten/Koroška, wo ein erheblicher Teil der Personen slowenischer Herkunft sich zur deutschen Volksgemeinschaft bekannte […]«. Es war Wilhelm Winkler, der dies betrieb, obwohl als Autor u. a. Os- kar Gelinek genannt wurde – systemkonformer Leiter der NS-Volkszählung nach der Zwangspensionierung Winklers wegen seiner jüdischen Frau im Jahr 1939.
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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