Seite - 1299 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Steljeraja
Anja Benko Form des Selbst-Versteckens zählt zu den Hauptcha-
rakteristika für versteckte Minderheiten.
Dass die Steiermark 1955 Eingang in den österrei-
chischen Staatsvertrag fand, wurde in der Steiermark
gern als Irrtum bezeichnet. In den 70er-Jahren und
dann in den 80er-Jahren des 20. Jh.s wurde diese Frage
wieder diskutiert und führte zur Gründung des Artikel
VII Kulturvereins, der sich um eine Anerkennung als
Minderheit bemühte.
Quellen : Volkszählungsergebnisse 1939 in : SI-AS-1164, Bestand :
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(Hg.) : Blatten. Ein Dorf an der Grenze. In : Kuckuck Sonderband
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handbücher, Steirische Slowenen, Band 9, hg. Österreichisches Volks-
gruppenzentrum. Wien 1996 ; M. Scheuermann : Minderheitenschutz
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Pavlova hiša, Red. S. Weitlaner. Laafeld/Potrna 2015.
Andreja Haberl-Zemljič Steljeraja [gemeinschaftliches Streurechen]. Die S. war
eine bäuerliche Tätigkeit, die gemeinsam von den Mit-
gliedern eines bäuerlichen Anwesens und den Nach-
barn verrichtet wurde. Dabei wurde durch das Abästen
und die Lichtung des Unterholzes (slow. košutenje), aus-
nahmsweise auch durch das Fällen von Fichten, Streu
für die Tiere beschaffen. Diese Tätigkeit verlief jeweils
einen ganzen Tag bei einem Bauern, bis alle Bauern der
Nachbarschaft ihre Streu für den Winter eingefahren
hatten. Diese Art der organisierten Nachbarschaftshilfe
war vor allem in der → Mežiška dolina (Mießtal) und im
→ Jauntal/Podjuna verbreitet, teilweise auch im oberen
Savinja-Tal und im westlichen Pohorje (Bachergebirge).
Mancherorts (in der Mežiška dolina) wurde an dieser
Tradition bis in die 60er-Jahre des 20. Jh.s festgehalten,
und zwar meist jeweils in der zweiten Oktoberhälfte.
Meist wurden auch zusätzliche Helfer dazu eingeladen,
sodass regelmäßig zwanzig oder dreißig, ausnahmsweise
auch bis zu fünfzig Hilfskräfte mitwirkten.
Die Arbeit begann frühmorgens, in der Regel im
Morgengrauen, mit einem Feuer und einem gemeinsa-
men Gebet im entsprechenden Waldstück. Die zu spät
Kommenden waren dem Gelächter preisgegeben. Die
Arbeit endete mit der Abenddämmerung und war re-
lativ beliebt wegen des geselligen Beisammenseins und
der reichlichen und besseren Verpflegung während und
nach der Arbeit. Bei größeren Gruppen konnten nach
einigen Quellen die nachfolgenden Abendessen auch
bis zu fünf Stunden dauern, da mit bis zu 20 verschie-
denen Gängen aufgewartet wurde.
Beim geselligen Beisammensein wurde getanzt und
es wurden verschiedene Gruppenspiele gespielt. Ei-
nes der häufig gespielten Spiele war das sog. rajcl pipat
[Fichtwurzelziehen]. Rajcl war eine bis zu drei Meter
lange, geschälte und gekochte Fichtenwurzel oder ein
Fichtenast, die bzw. der zusätzlich eingeseift wurde.
Danach wurde die Wurzel in die Gruppe von Männern
geworfen, die an ihr zogen. Gewonnen hatte der, dem
es gelungen war, das rajcl an sich zu reißen und den
anderen aus den Händen zu ziehen. Ein ähnliches Spiel
spielten oft auch die Frauen, die jedoch an einer ein-
geseiften Weißrübe zogen. Oft wurde statt der Rübe
auch ein ausgehöhlter Kürbis verwendet, in den zuerst
eine Katze oder ein Igel gesetzt wurde. Gewinnerin war
diejenige, die, nachdem der Kürbis geborsten war, das
Tier auch eingefangen hatte. Als Belohnung erhielt der
Gewinner oder die Gewinnerin einen šarkelj bzw. šartelj
[Hefekuchen], Schnaps, einen Strauß Blumen, Zigaret-
ten, ein Kopftuch oder Ähnliches. Am Ende bekamen
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602