Seite - 1312 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Bild der Seite - 1312 -
Text der Seite - 1312 -
1312
Svoboda, Kulturno društvo
Grad sowie 1898 bis zu seinem Tod in → Bleiburg/Pli-
berk. Obwohl das Deutsche die einzige → Amts- und
Rechtssprache in Kärnten/Koroška war, konzipierte S.
seine Rechtspapiere stets auf Slowenisch, da er dafür
im Dekret für seine Anstellung ausdrücklich Erlaub-
nis erhalten hatte. Dies führte jedoch zu regelmäßigen
Unannehmlichkeiten mit Richtern und 1915 sogar zu
einer Anklage, die mit dem Vorwurf erhoben wurde,
S. schicke seinen Notariatsangestellten Janez Silan
zu seinen Kunden, um Testamente aufzusetzen. Zeit
seines Lebens hatte sich S. rege am kulturpolitischen
Geschehen in seiner Heimat beteiligt, war Mitglied
des Bezirksschulrats in Völkermarkt/Velikovec und der
Bezirks- und Gemeindevertretung in Vransko, darüber
hinaus Bürgermeister von Gornji Grad. Aufgrund sei-
nes Engagements für die Slowenen in Kärnten/Koroška
ernannte man ihn zum Ehrenbürger von Gornji Grad,
Feistritz im Rosental/Bistrica v Rožu, Moos/Blato und
Loibach/Libuče. Nach seinem Tod kehrte seine Fami-
lie nach Vransko zurück, wo S. bestattet wurde.
Lit.: SBL ; ES. – A. Svetina : Iz pliberške kronike. Prvi slovenski notar v
pliberku. In : KSK. Celovec-Borovlje 1954, 73–78 ; S. Vilfan : Dr. An-
ton Svetina. In : ZČ 42 (1988) 3, 458–460.
Maja Francé
Svoboda, Kulturno društvo, → Šentjanž v Rožu –
Katoliško slovensko izobraževalno društvo za Št. Janž in
okolico.
Svoboda, Slovensko prosvetno društvo, → Kot,
Katoliško slovensko izobraževalno društvo [Katholischer
slowenischer Bildungsverein Winkl].
Šafařík, Pavol Jozef (* 13. Mai 1759 Kobeliarovo
[Slowakei], † 26. Juni 1861 Prag), Slawist, Historiker,
Dichter.
Š. war einer der Protagonisten der slowakischen
und tschechischen nationalen Bewegung. Während
seiner Studienzeit in Jena hatte er Ján Kollár und
František Palacký kennengelernt, die einen entschei-
denden Einfluss auf die Herausbildung seines nationa-
len Identitätsbewusstseins ausgeübt hatten. Er sollte in
weiterer Folge stets für die »slawische Wechselseitig-
keit« eintreten. 1819–1833 war er Lehrer in Novi Sad.
Anschließend ging er nach Prag, wo er als Übersetzer,
Zensor und Kustos am Magistrat sowie als Direktor
der Universitätsbibliothek tätig war. Als Mitbegrün-
der der Slawistik wird ihm neben Fran → Miklosich, Jernej B. → Kopitar und Josef → Dobrovsky eine
tragende Bedeutung zuteil (obwohl Vatroslav Jagić
mit Ausnahme von Dobrovsky alle drei negativ be-
wertet hatte), ebenso als herausragender Repräsentant
der tschechischen und slowakischen Philologie. Š. hatte
wesentlichen Anteil bei der Erforschung des → Altkir-
chenslawischen, der südslawischen Literaturen und der
südslawischen mittelalterlichen Geschichte.
Seine Geschichte der slawischen Sprache und Literatur
nach allen Mundarten (1826) stellt die erste biografisch-
bibliografische Übersicht der Literatur der Südslawen
dar. Umfangreiches, teils aufbereitetes Material für sein
1831 zusammengestelltes, jedoch erst posthum erschie-
nenes Opus Geschichte der südslawischen Literatur I–III
(1864, 1865) bekam er von Matija → Čop, der die slo-
wenische Literatur bearbeitet hatte. Darin befand sich
eine chronologisch-biografische Auflistung sloweni-
scher Schriftsteller (von Primus → Trubar bis Anton
→ Šerf), gefolgt von einer Beschreibung slowenischer
Publikationen aus dem Bereich Sprachwissenschaft,
Literatur, Geschichte und Gesetzgebung, Philosophie
und Pädagogik, Mathematik, Naturwissenschaft sowie
Wirtschaft, Medizin, Theologie. Besonderer Erwäh-
nung bedarf, dass Š. als einer der ersten Kritiker France
→ Prešeren positiv rezensierte und somit dem slo-
wenischen Nationaldichter noch vor Josip → Stritar,
Fran → Levstik und Josip → Jurčič einen adäquaten
Platz unter der slowenischen Schriftstellerelite einge-
räumt hatte. Weiters pflegte er Kontakte zu sloweni-
schen Kulturarbeitern aus Kärnten/Koroška, wie Urban
→ Jarnik und Anton Martin → Slomšek, kom-
mentierte ihre Zusammenarbeit bei der Entstehung
eines »deutsch-windischen« Wörterbuchs und lobte
Jarnik sowohl für seine guten wissenschaftlichen als
auch dichterischen Leistungen sowie für die exzel-
lente Beherrschung seiner Muttersprache. Š. schöpfte
außerdem aus den Forschungserkenntnissen Johann
Weichhard → Valvasors, Valentin →
Vodniks, An-
ton Tomaž → Linharts, Marko → Pohlins, Franz
Seraphin → Metelkos u. a.
Quellen : ÖNB ; M. Čop, P. J. Šafařík : Čop Šafaříku. Laibach 1834.
Werke : Památky drěvního pisemství Jihoslovanů, Prag 1851 ; Památky
hlaholského pisemnictvi. Prag 1853 ; Geschichte der südslawischen Lite-
ratur I–III (1864, 1865). Faksimile Klagenfurt [e. a.] 2003 ; Geschichte
der slawischen Sprache und Literatur nach allen Mundarten. Pest 1826 ;
Sebrané spisy P. J. Šafaříka 1–3. Praga 1862–1863 + 1865 ; Spisy Pavla
Josefa Šafaříka 1. Bratislava 1938.
Lit.: OTTŮV ; EJ ; PSBL ; ES ; OVSBL ; ÖBL. – M. Murko : Die
Literatur zum hundertjährigen Jubiläum J. P. Šafařík’s. In : AfsPh 18
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602