Seite - 1329 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Tabula Peutingeriana
wurden abgedrängt und Zarnik konnte die Versamm-
lung in Ruhe zu Ende führen.
Nach dem T. in Vižmarje, an welchem nach slowe-
nischen Angaben 30.000 Menschen teilgenommen
haben sollen, beschäftigte sich auch der Ministerrat
mit diesen slowenischen politischen Massenversamm-
lungen in mehreren Sitzungen. Anlässlich eines Zwi-
schenfalls, den man als Folge des genannten T. inter-
pretierte, überlegte der Ministerrat eine Verstärkung
der Militärpräsenz im Kronland → Krain/Kranjska.
Von dieser Maßnahme wurde schließlich nach Einho-
lung der Meinung Kaiser Franz Josephs I. abgesehen.
Das gesteigerte politische Interesse der slowenischen
Bevölkerung in Kärnten/Koroška nutzte die liberale
Führung der Trdnjava nicht zur Bestärkung ihrer Poli-
tik. Die wichtigsten Exponenten dieser Politik wurden
seitens der deutschsprachigen Landespresse stark ange-
griffen und denunziert. Die politische Bühne hingegen
betrat der Katholisch konstitutionelle Volksverein für
Kärnten, auf dessen Initiative im slowenischen Teil von
Kärnten/Koroška eine Reihe von lokalen katholischen
konstitutionellen Vereinen mit slowenischen Statuten
gegründet wurde. Zum Teil waren die Versammlungen
dieser Vereine kleinere T. und mussten wiederholt un-
ter freiem Himmel abgehalten werden. Diese kleineren
Versammlungen hatten auch kulturelle Rahmenpro-
gramme. Ab der Tabor-Bewegung kann die sloweni-
sche Bewegung auch in Kärnten/Koroška als politische
Massenbewegung bezeichnet werden.
Lit.: ES (V. Rajšp : Taborsko gibanje). – J. Vošnjak : Slovenski tabori.
Maribor 1869 ; V. Melik : Slovenski tabori. In : Kronika 16 (1968) 65–
76 ; V. Vrbnjak : Prvi slovenski tabor v Ljutomeru. In : Svet med Dravo
in Muro. Maribor 1968, 382–473 ; A. Malle : Tabori na Koroškem. In :
ZČ 41 (1987) 599–622 ; B.-I. Schnabl : Celovško polje, neznani za-
klad osrednje slovenske kulturne pokrajine. In : KK 2013. Celovec 2012,
114–115.
Avguštin Malle
Tabuisierung (damnatio memoriae), →
»Entethnisie-
rung« ; → Geschichtsschreibung und kognitive Disso-
nanz.
Tabula Peutingeriana ist die älteste Straßenkarte
Europas und das einzig erhaltene itinerarium aus der
Römerzeit. Die T. wurde erstmals im 1. Jh. gezeichnet,
öfter kopiert und geändert. Die erhaltene T. geht auf
eine Kopie aus dem 5. Jh. zurück, von der es eine → ka-
rolingische Abschrift aus dem 9. Jh. und davon eine
weitere aus dem 12. Jh. gab. Sie ist benannt nach dem Berater der Kaiser Maximilian I. und Karl V., dem
Augsburger Stadtschreiber Conrad Peutinger (1465–
1547), der die letzte Fassung erworben und aufbewahrt
hat. Heute befindet sie sich als kostbarer Schatz in der
Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.
Auf der T. sind alle Hauptstraßen viae principa-
les des Imperiums eingezeichnet, ob via strata (»mit
Platten«, italienisch strada, dt. Straße) oder via rupta
(»mit Aufschüttung«, französisch route, englisch road),
außerdem die Namen von Orten, Flüssen, Provinzen
in volkssprachlichem (→ Altladinisch) Latein (Ivavo
statt Ivavum für Salzburg, Ivaro statt Ivarus für die Sal-
zach) und die Entfernungen in Meilen milia passuum
zwischen den Stationen. Die T. ist nicht wie heutige
Landkarten genordet. Zentrum aller Straßen war der
milliarium aureum, der goldene Meilenstein in Rom.
Hunderte Meilensteine wurden von Archäologen ent-
deckt, die die Angaben der T. bestätigen, allein über
150 in Österreich.
Für die → Kontinuität im karantanischen Raum und
zum Verständnis der kulturellen und sprachlichen Inf-
rastruktur sind die Angaben über die Provinzstraßen in
Noricum mediterraneum mit der Hauptstadt Virunum 1
(Magdalensberg/Štalenska gora), Virunum 2 (→ Zoll-
feld/Gosposvetsko polje, → Maria Saal/Gospa Sveta)
und Noricum ripense mit der Hauptstadt Ovilabis/Wels
von unschätzbarem Wert, insbesondere auch wegen der
Erkennbarkeit des leichten Vordringens (mit Pferden)
der → Awaren/→
Slawen im 6. und 7. Jh., in der po-
stimperialen Zeit. Diese Infrastruktur mit »bequemen«
Straßen erklärt die ungewöhnlich rasche Ausbreitung
des Slawischen.
Die wichtigen Süd-Nord-Straßen führten von
→
Aquileia (Oglej) aus durch das → Val Canale/Ka-
naltal/Kanalska dolina über Carnia, Meclaria (Maglern/
Megvarje), Bilachium (Villach/Beljak) nach Virunum.
Eine Passstraße von Virunum über Noreia, den Triebe-
ner Tauern und Pyhrnpass nach Ovilabis/Wels. Eine
andere, die via Iulia Augusta, von Virunum über die
Gurktaler Alpen (Krške alpe), Obertauern (in alpe),
Radstatt (Ani), den Pass Lueg nach Ivavum (Ivavo/
Salzburg) und eine Ost-West-Verbindung von Celeia
(→ Celje/Cilli) über Iuenna (→ Jauntal/[Pod]Juna)
nach Virunum. Die Hauptstadt von Noricum mediterra-
neum war ein wichtiges Verkehrszentrum mit mehreren
Nebenstraßen viae vicinales, von denen Sa(u)mpfade
calles in Gebirgstäler und Übergänge führten.
Für biologische und sprachliche → Kontinuität der
einheimischen Bevölkerung spricht, dass die meisten
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602