Seite - 1345 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Terminologie
Terminologišče auf das Deutsche), ermöglicht das zudem eher mögli-
che sprachspezifische Denkmuster zu überwinden und
somit die negativen Auswirkungen von kognitiven Dis-
sonanzen zu begrenzen (so z. B. slow. poljanščina/pol-
janski govor Celovškega polja, dt. die slowenische Mundart
der Poljanci im Klagenfurter Feld/Celovško polje, engl. the
Slovenian dialect of the Poljanci in the Klagenfurt/Celo-
vec plain, fr. le dialecte slovène des Poljanci de la plaine
de Klagenfurt/Celovec, it. il dialetto sloveno dei Poljanci
della pianura di Klagenfurt/Celovec, bosn./kroat./serb.
slovenački dialekt Celovačkog polja).
Eine teilweise neue Begriffsbestimmung in termino-
logischer Hinsicht erfuhr die Benennung des Gegend-
namens → Klagenfurter Feld/Celovško polje und sei-
ner Einwohner, Poljanec (Sg.)/Poljanca (Dual)/Poljanci
(Pl.) bzw. weiblich Poljanka (Sg.)/Poljanki (Dual)/Pol-
janke (Pl.). Die Einwohner des Gebietes scheinen noch
im SEL unter dem Lemma Rožani [Rosentaler] auf.
Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass in der slo-
wenischen ethnologischen Regionalisierung der Ter-
minus → Rož (Rosental) den gesamten → Südkärntner
Zentralraum/Osrednja južna Koroška umfasst und weit-
gehend mit dem Dialektbereich des literaturüblich als
→
Rosentaler Dialekt (rožanščina) bekannten Dialek-
tes übereinstimmt (Benko bezeichnet diesen als »os-
rednje oziroma rožansko narečje« [zentraler bzw. Rosen-
taler Dialekt], Schnabl 2013 als »osrednje južnokoroško
narečje« [slowenischer Dialekt des Südkärntner Zent-
ralraumes bzw. Zentralsüdkärntner Dialekt]). Beide
literaturüblichen Begriffe, der ethnologische sowie
auch der dialektologische Terminus, sind aus termi-
nologischer Sicht in der oben diskutierten transkultu-
rellen Perspektive nicht zufriedenstellend (als Termini
mögen sie durchaus definiert sein). Einerseits spiegeln
die Begriffe per se nicht die historische Ausdehnung
des Dialektbereiches (dieser umfasst nämlich neben
den Mundartbereichen Oberes und Unteres Rosental/
Rož sowie der →
Sattnitz/Gure auch das Klagenfurter
Feld/Celovško polje, Bereiche des → Jauntales/Pod-
juna, des →
Völkermarkter Hügellandes/Velikovško
podgorje, der → Ossiacher Tauern/Osojske Ture, eines
Gutteils der →
Karawanken/Karavanke sowie in der
historischen Dimension aufgrund der Logik von Dia-
lektkontinua auch das → Zollfeld/Gosposvetsko polje,
das Moosburger Hügelland/Možerško gričevje am
nördlichen Ufer des Wörthersees/Vrbsko jezero und
den → Krähwald/Hrebelja). Andererseits sind sie im
transkulturellen Dialog und in einer interdisziplinären
Perspektive teilweise irreführend. Die sich anbietende Erstübersetzung ins Deutsche des slowenischen Be-
griffes Rož (Rosental) müsste in jedem Fall mit einer
deskriptiven Anmerkung (etwa Rož im Sinne der slo-
wenischen ethnologischen Regionalisierung) versehen
werden, um als slowenischer ethnologischer Begriff in
dessen spezifischen Konnotationen verstanden zu wer-
den. Hingegen kann der slowenische Begriff Poljanci
auch so im Deutschen übernommen werden (»die Pol-
janci vom Klagenfurter Feld«), da der deutsche → Ge-
gendname wenig geeignet ist, die slowenischen Ein-
wohner zu benennen.
Die Verwendung und Rezeption der Begriffe → Kla-
genfurter Feld bzw. slowenisch Celovško polje spiegelt
im Übrigen ihre unterschiedliche kulturhistorische
Perspektiven und somit terminologische Bedeutung für
beide Sprachbereiche, zumal dieser geografische Raum
in seinen ländlichen Gebieten bis ins 20. Jh. weitge-
hend als Teil des slowenischen Sprachgebietes galt und
dessen Zentralort Klagenfurt/Celovec als eine durch-
aus zweisprachige Sprachinsel aufgefasst wurde, wäh-
rend im Deutschen eher der Begriff »Umgebung von
Klagenfurt« eingebürgert scheint. In der Terminologie
spiegelt sich dies etwa im beschriebenen historisch au-
tochthonen Begriff Poljanci für die slowenischen Ein-
wohner, während im Deutschen für die Einwohner des
Gebietes »nur« eine Umschreibung besteht (die Ein-
wohner des Klagenfurter Umlandes, der Umgebung
von Klagenfurt/Celovec, vielleicht Mittelkärntner, wo-
bei dieser Raum über das eigentliche Klagenfurter Feld/
Celovško polje hinausreicht).
Eine Diskrepanz aus translationswissenschaftli-
cher Sicht ergibt sich im Gebrauch gefestigter histo-
riografischer Termini, die in der einen oder anderen
Sprache zwar einander ähnlich sind, jedoch eigentlich
andere Bedeutungsfelder haben. So bedeuten die par-
allel verwendeten Begriffe → Kronland im deutschen
(slow. kronovina) und → zgodovinske dežele [historische
Länder] jeweils etwas anderes, wobei der slowenische
literaturübiche Begriff nicht die spezifische rechtshis-
torische Dimension der Kronländer als Rechtsbegriff
der → Oktroyierten Märzverfassung erfasst.
Terminologie und Staatlichkeit. Aus terminolo-
gischer Sicht zu diskutieren sind die in neuerer Zeit
offensichtlich in Verbindung mit der staatlichen Ei-
genständigkeit 1991 auftretenden, mit neuen inhaltli-
chen Schwerpunkten und Konnotationen versehenen
Konzepte »slowenische Geschichte« im Sinne von
»Geschichte der Republik Slowenien« in ihren heu-
tigen Grenzen und der Begriff »Geschichte der Slo-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602