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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Seite - 1362 -
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1362 Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg Heinz-Dieter Pohl durch bis ins 14. Jh. fassbare urkundliche Erwähnun- gen slawischer →  Personennamen (zur materiellen Hinterlassenschaft siehe →  karantanisch-Köttlacher Kulturkreis). Lit.: M. Mitterauer : Slawischer und bayrischer Adel am Ausgang der Ka- rolingerzeit. In : Car I, 150 (1960), 693–726 ; F. Tremel : Der Slavenze- hent als Quelle der Siedlungsgeschichte. In : Das östliche Mitteleuropa in Geschichte und Gegenwart. Annales Instituti Slavici I/2. Wiesbaden 1966, 109  ff.; F. Lochner Hüttenbach : Das vorslawische Element in den Ortsnamen der Steiermark. In : Österreichische Namenforschung (1976), Heft 1, 9–22 ; H. Wolfram : Conversio Bagoariorum et Carantanorum. Wien/Köln/Graz 1979 ; O. Kronsteiner : Die alpenslawischen Perso- nennamen. Österreichische Namenforschung- Sonderreihe 2. Wien 1981 ; H. Dopsch : St.  Peter als Zentrum der Slawenmission. In : Katalog zur Ausstellung : St.  Peter in Salzburg. Salzburg 1982, 60  ff.; O. Kron- steiner : »Alpenromanisch« aus slawistischer Sicht. In : Das Romanische in den Ostalpen (Hg. D. Messner). Veröffentlichungen der Kommis- sion für Linguistik und Kommunikationsforschung 15. Wien 1984, 73–93 ; B. Mader : Die Alpenslawen in der Steiermark, Schriften der Balkankommission 31. Wien 1986. Brigitta Mader Toponyme slawischer bzw. slowenischer Herkunft in Osttirol und in Salzburg. Der größte Teil von Ost- tirol war im 6./7. Jh. von →  Slawen besiedelt worden. Laut Gründungsurkunde des Stiftes →  Innichen bil- dete entlang der Drau/Drava der Anraser Bach die westliche Grenze slawischer Besiedlung, der linguisti- sche Befund weist jedoch auf die Lienzer Klause (bei Leisach < slawisch *Ľubišachъ zum frühslowenischen Personennamen *Ľubišь) hin ; die wenigen westlich davon auftretenden slawischen →  Ortsnamen sind se- kundär und weisen auf Beziehungen ins slawische Ge- biet hin, so z. B. Assling < slawisch *asenьnikъ ›Eschen- gegend‹ (vor der Errichtung einer eigenen Pfarre war Assling nach Dölsach eingepfarrt [< slawisch Lokativ *dьlžachъ, entweder ›bei/an den langen (Feldern)‹ oder vom Einwohnernamen *Dьlže ›Längenfelder‹, zu sla- wisch dьlgъ ›lang‹] ; auch dialektologisch finden sich Spuren einer alten Zusammengehörigkeit mit dem Iselraum). Im Osttiroler Gailtal sowie im Villgraten- und Winkeltal finden sich ebenfalls keine slawische Ortsnamen (→  Namenkunde). All diese Gebiete wur- den von den aus dem Pustertal eingedrungenen Baiern zuerst in Besitz genommen und konnten sich erst spä- ter auch im Lienzer Becken festsetzen. Das dichteste Verbreitungsgebiet slawischer Topo- nyme liegt um Matrei in Osttirol (bis 1921 Windisch- Matrei [→  Windisch]) sowie im Virgen- (urkundlich Virge, -a zu slawisch *bergъ ›Ufer, Böschung, Abhang, Berg‹, woraus dann slow. breg), Debant- (urkundlich Dewin(o) < slawisch *děva + -inъ/-ina/-ino ›Jungfrau- engegend‹, nimmt Bezug auf einen alten Jungfrauen- kult) und Defereggental (< frühslowenisch *Dobrik’e, Siedlungsname zu einem mit slawisch *Dobr- ›gut‹ be- ginnenden →  Personennamen – alle drei Namen sind also slawischer Herkunft). Auf slawische Ortsnamen stößt man auch im Kalser und Tauerntal. Die Slawen drangen bis in die hintersten Talabschnitte vor und legten Siedlungen an, die noch heute zu den höchst- gelegenen Dauersiedlungen zu zählen sind. Im Kalser Tal haben sie romanisches Siedlungsgebiet überlagert (→  Altladinisch), von den rund zwölf Siedlungsnamen des Kalser Tales sind je drei romanischer (Glor, Elle- parte und Pradel) und deutscher (Burg, Haslach und Großdorf), aber immerhin sechs slawischer Herkunft (Kals [urkundlich Calce < slawisch kalьcь zu kalъ ›Kot, Schlamm ; Lache, Pfütze ; Viehtränke‹, Ködnitz [s. u.], Arnig, Peischlach, Staniska und Lesach). Dazu kommen dann noch zahlreiche Berg-, Hof- und →  Flurnamen (→  Vulgoname). Das Verhältnis zwischen den drei ver- schiedenen Namensschichten in Kals weist darauf hin, dass das romanische Element nur teilweise slawisch überschichtet wurde und sich im oberen und mittleren (fruchtbareren) Abschnitt behaupten konnte (→  Kon- tinuität). Dies zeigen einige typisch romanische Laut- entwicklungen in Namen slawischer Herkunft (z. B. der Lautwandel -t- > -d- im →  Bergnamen Foledíschnitz über *voletiščnica ›Ochsenpferch‹ < *volьja tiščьnica) und einige Übersetzungsnamen (z. B. Ködnitz < *kǫtьnica ›Gegend im Winkel bzw. Winkelbach‹ zu slawisch *kǫtъ ›Winkel‹ wie der Nachbarort Glor, urkundlich Ang[u]lar < rom. angulare,im Winkel gelegen‹). Weiters spricht dafür die Tatsache, dass slawische Benennungen vorwiegend in den semantischen Bereichen »Boden- beschaffenheit« und »Pflanzen« vorkommen, hingegen (v. a.) »Topographie«, »Verkehr und Wege« und »Klima und Witterung« meist romanische Etyma aufweisen, also die typischen Benennungsfelder von bereits An- sässigen. Im unteren Abschnitt konnte sich jedoch das Slawische durchsetzen, bis schließlich beide Sprachen dem Deutschen erlagen (spätestens um 1500). Die Struktur des Kalser Namengutes setzt eine Siedlungs- kontinuität und Kohabitation aller drei Sprachvölker voraus : Offensichtlich haben sich die Neuankömm- linge jeweils zunächst dort niedergelassen, wo noch Platz war, ohne die bereits anwesende Bevölkerung zu verdrängen, sie haben hier friedlich nebeneinander ge- rodet, gewirtschaftet und gelebt. Dass die Slawen nicht
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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