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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Seite - 1373 -
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1373 Trubar, Primož Primož Trubar, Kupferstich von Jakob Lederlein, 1578 Kozma Ahačič, 2013 Pfarrer in die Freie Reichsstadt Kempten berufen, er verfasste eine Kirchenordnung, die den Einfluss Wit- tenbergs erkennen lässt. Hier kommt es zur Begegnung mit dem ehemaligen Bischof von Koper/Capodistria, Pietro Paolo Vergerio, der ihn zum Übersetzen der Hl. Schrift in die südslawischen Sprachen anregte. In der Folge veröffentlichte T. 1555 vier Bücher in latei- nischer →  Schrift, die noch zu seinen Lebzeiten viele Änderungen erfuhren : Neuauflage von Abecedarium und Catechismus, Evangelium des Heiligen Matthäus, ein Gebet der Christen, die wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Letzteres ist zu Unrecht mit »Vergerius« un- terzeichnet. Trotz solcher und anderer Konflikte, wel- che die Zusammenarbeit zwischen ihnen belasteten, kam es 1565 am Sterbebett von Vergerio, dem T. den letzten Trost erwies, zur Versöhnung. T. wird die Leitung der von Hans →  Ungnad von Sonneck im Amandushof in Urach gegründeten »Win- dischen, Chrabatischen und Cirulischen Trukherey« übertragen (→  Windisch), wo zwischen 1561 und 1564 insgesamt 39 slowenische, kroatisch-glagolitische und kroatisch-kyrillische Drucke in über 30.000 Ex- emplaren hergestellt wurden, um auch die südslawische orthodoxe Bevölkerung für die Reformation zu gewin- nen und so die militärische Lage am Balkan zu ent- spannen. Dieser missionarische Ansatz rückte erstmals die Ostkirchen in das Blickfeld. 1560 von den Krainer protestantischen Landständen zum Superintendenten berufen, kehrte T. 1561 nach Ljubljana zurück und widmete sich dem Aufbau einer reformatorischen Kirche. Zu diesem Zweck verfasste er eine Kirchenordnung (Slovenska Cerkovna ordninga, Tübingen 1564), die für alle slowenischsprachigen Re- gionen (T. nannte →  Krain/Kranjska, die Untersteier- mark/Spodnja Štajerska, Kärnten/Koroška, →  Görz/ Goriško, die Windische Mark/Slovenska marka, Met- lika, den Karst/Kras und Istrien/Istra) bestimmt war und sich als ein Instrument zur Integration der slowe- nischen Sprache im Gottesdienst und in der Schule hätte erweisen sollen. Dieses erste gedruckte sloweni- sche Rechtsdenkmal erschien ohne Titelblatt und ohne Vorrede, wurde aber vom katholischen Landesherrn unverzüglich konfisziert und als Eingriff in dessen lan- desfürstliche Rechte zurückgewiesen. T. wurde aber- mals ins Exil nach Württemberg (1565 Lauffen, 1566 Derendingen) vertrieben. In seinem Werk Catehismus sdveima islagama [Katechismus mit zweierlei Ausle- gungen] (1575) forderte T. die Kärntner Protestanten auf, sich an diese Kirchenordnung zu halten. T., eine umfassend humanistisch gebildete Persön- lichkeit, ist die herausragende Zentralfigur des slowe- nischen protestantischen Kulturschaffens nach dem Vorbild Erasmus’ von Rotterdam. Seine beiden ersten Bücher Catechismus und Abecedarium (1550), die er in Tübingen in gotischer Schrift in einer dem slowe- nischen Sprachsystem angepassten vereinfachten deut- schen Orthografie drucken ließ, und sein letztes Buch (Hishna Postilla, 1595, die Hauspostillen Luthers, von T.s Sohn Felician postum veröffentlicht), stellen Mei- lensteine des protestantischen literarischen Schaffens überhaupt dar. Nach 1555 erschienen seine Bücher in lateinischer Schrift, der Catechismus 1555 ist mit den Initialen N.  V.  T. unterschrieben : Negri, Vergerius, Trubar. Auf Basis der Dialekte des kulturellen Zentrums Ljubljana, an der Grenze der Gorenjska und der Dolen- jska (Ober- und Unterkrain), begründete T. die sloweni- sche Schriftsprache, die überdialektal und normativ war sowie in der Lage, alle Bereiche des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens abzudecken. Damit festigte er die Eigenständigkeit des Slowenischen auch gegenüber den Nachbarsprachen, und entwickelte es stilistisch und syntaktisch weiter. Den Wortschatz schöpfte er aus zeitgenössischen Sprachen und aus überlieferten Texten. T. übersetzte als Erster das Neue Testament zur Gänze (1582), wobei er sich auf deutsche (Luther, Heinrich Bullinger), lateinische (Vulgata, Erasmus von Rotterdam) und italienische Quellen, aber auch auf den griechischen Urtext stützte (verschiedene Auf- lagen ab 1555). Bei der Übersetzung des Psalters (1566), des einzigen von ihm übersetzten alttestamentarischen Textes, berücksichtigte er neben Schweizer, lateinischen und deutschen Vorlagen auch das Original, weshalb seine Übersetzung auch eine Treue zum Ursprungstext aufweist. In den Katechismen sind Lieder und Ge- dichte eingerückt. Originalbearbeitungen enthält das Herzog Christian von Württemberg gewidmete Buch Articuli (1562), das die Confessio Augustana (1530) sowie das Württembergische und das Sächsische Be- kenntnis (1553) zu einem Bekenntnis zusammenfasste, T. aber den Vorwurf der Bekenntnisvermischung ein- trug. Wegen seiner unklaren konfessionellen Profilie- rung zwischen Zürich (Bullinger) und Württem- berg (Brenz, Andreae), insbesondere in der Lehre vom Abendmahl, wurde zeitweise der Druck der Bi- belübersetzung eingestellt und jener der Kirchenord- nung verschoben, bis ein Beweis der Rechtgläubigkeit im Sinne der Württemberger Orthodoxie vorlag. Bei
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Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Untertitel
Von den Anfängen bis 1942
Band
3 : PO - Ž
Autoren
Katja Sturm-Schnabl
Bojan-Ilija Schnabl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79673-2
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
566
Kategorien
Geographie, Land und Leute
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
  2. Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
  3. Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
  4. Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
  5. Verzeichnis der Abbildungen 1580
  6. Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
  7. Biographien der Herausgeber 1602
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