Seite - 1392 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Urbanc, Dr. Anton
kind« des Pfarrers U., welcher eine steile Karriere ma-
chen sollte und 1956 als Prälat ins Domkapitel nach
Klagenfurt/Celovec berufen wurde. U. nahm in diesem
Jahr an einer →
Wallfahrt nach Lourdes in Frankreich
teil, wovon einige Großfotografien im Pfarrhof Schwa-
begg/Žvabek zeugen.
Die Festveranstaltung zum 25-jährigen Bestand
des Kulturvereines fand am Christi-Himmelfahrt-Tag,
dem 30. Mai 1935 statt. Das Programm war umfang-
reich. Insbesondere wurde der Pfarrer U. mit Ehrungen
bedacht und zum Ehrenbürger der Gemeinde Schwa-
begg/Žvabek ernannt. Trotz Schlechtwetters war der
ganze Ort versammelt, um dies mitzuerleben. Die In-
formantin Lena Potočnik ›vulgo Rihtarjeva, erinnerte
sich an diese Feier, auf der sie den Chorleiter Foltej
→ Hartman kennenlernte : »Die Sänger aus Loibach
hat der Pfarrer U. eingeladen. Vor jeder Ansprache und
zwischen den Pausen trat dieser Chor auf.« Auch nach
dem Ende der Veranstaltung sang der Männerchor
aus Loibach/Libuče bei gemütlichem Beisammensein
»schöne slowenische Lieder aus jungen Herzen«.
Die Informantin Lonca Steharnik (* 1911) vulgo
Lukner schilderte die 30er-Jahre als Zeit, in der im
Dorf Schwabegg/Žvabek immer gesungen wurde
(→ Volkslied, → Chorwesen). Es gab kein Radio. Es
war sehr feierlich anzuhören, wenn die Burschen im
Dorf samstags auf der Brücke beim Klemen, unter der
Linde am Dorfplatz (beim vulgo Kupic) oder beim
Gasthaus Lukner aufsangen. Wenn U. dabei war, zahlte
er ihnen was und trug ihnen auf, sie mögen noch ein
Volkslied oder ein Pläpperliedchen (kleprca) anstimmen.
Im April 1938 wurde der politische Wechsel in den
beiden Pfarren ohne Blutvergießen vollzogen, »zumal
der größte Teil der Bevölkerung nationalsozialistisch
eingestellt war«. Doch bald kam es zur Unterdrückung
der slowenischen Sprache und Kultur und auch zur
Verfolgung der politisch und kulturell tätigen Personen,
insbes. der slowenischen Priester. Die slowenischen
Pfarren in Südkärnten wurden mit deutschsprachigen
Priestern besetzt, die slowenischen Priester in deutsch-
sprachige Pfarren versetzt. Einen Sonderfall stellte
die Nichtversetzung des Seelsorgers von Schwabegg/
Žvabek, U. dar, indem sich dieser im Laufe seiner lang-
jährigen Tätigkeit in allen politischen Kreisen Ansehen
erworben hatte und eine »politisch motivierte Verset-
zung« von der Bevölkerung überhaupt nicht verstanden
worden wäre. Auf ihn wurde jedoch politischer Druck
ausgeübt. Im Mai 1942 besichtigte ein Vertreter der
Ansiedlungsgesellschaft die Pfarrpfründe von Schwa- begg/Žvabek. Der Pfarrhof von Schwabegg/Žvabek
lieferte etwa im Jahre 1942 enorme Wirtschaftserzeug-
nisse ab, z. B. Weizen 935 kg, Roggen 1.204 kg, Holz
35 m3 und einen Doppelspänner-Leiterwagen.
U. konnte am 15. Oktober 1945 das Jubiläum der
40-jährigen Tätigkeit in der Pfarre Schwabegg/Žvabek
feiern, das von der gesamten Pfarrgemeinde »mit An-
sprachen und Gesang« sowie feierlicher Segensandacht
begangen wurde. Er laborierte bereits an seinem Bein,
sodass er nicht mehr so energisch wirtschaften konnte.
Er hatte als Landwirt des Pfarrhofes etliche neue Ma-
schinen angeschafft, die er nachbarschaftlich verlieh.
Auch bei der Elektrifizierung hatte er wesentlichen
Anteil gehabt.
Im Referenzwerk über die verstorbenen Kärntner slo-
wenischen Priester der Diözese → Gurk/Krška škofija
aus dem Jahre 1968 wird U. dahin gehend gewürdigt,
er wäre 42 Jahre und 3 Monate Vater und Schutzherr,
Führer und Ermunterer seiner Pfarrangehörigen in der
einsamen Pfarre Schwabegg/Žvabek gewesen. Für sie
hätte er gearbeitet, gebetet, für sie hätte er gelebt und
Leid ertragen. Für seine Verdienste hätte er vom Bi-
schof den Titel geistlicher Rat erhalten.
27 geistliche Mitbrüder und an die 1.600 Gläubige
begleiteten U. auf seinem letzten Erdenwege am 1. Fe-
bruar 1948. Seine letzte Messe hatte er am 8. Dezember
1947 gehalten und sich danach ins Sanatorium Maria-
hilf in Pflege begeben, wo er am 29. Januar 1948 ver-
starb. Der Propst → Benetek aus → Tainach/Tinje
verabschiedete sich von ihm im Namen der Mitbrüder
in der Kirche und der Bleiburger Dekan Thurner
hielt eine Rede am Grabe in deutscher Sprache. Seine
positive Ausstrahlung blieb lange in Erinnerung. Im
Jahre 1950 erinnerten sich die Pfarrangehörigen seiner
in würdiger Weise, indem sie aus Anlass der vor 50 Jah-
ren stattgefundenen Primiz U.s eine Feier und Andacht
gestalteten.
Lit.: Naši rajni duhovniki. hg. KKZ. Celovec 1968, 437–440.
Engelbert Logar
Urbanc, Dr. Anton (Ps. dr. Andrej Ziljan, * 13. Juni 1895
St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji, † 15. April 1956
Ljubljana), Jurist, Publizist, ethnopolitischer Aktivist.
U. stammte aus der Familie des Land- und Gastwir-
ten sowie Händlers Peter Urbanc (1865–1925), vulgo
Korpar aus St. Stefan an der Gail/Štefan na Zilji. Die-
ser war selbst ein äußerst angesehener ethnopolitischer
Aktivist (Vorsitzender der Sparkasse, Ausschussmit-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602