Seite - 1413 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Vertreibung 1920
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nov. Ljubljana, Borovlje 1979, 109–112, 182, 245–46, 281 ; H. Haas :
Die rechtliche Lage der slowenischen Volksgruppe Kärntens nach Saint-
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lage und Rechtswirklichkeit der Volksgruppen und Sprachminderheiten in
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Das Minderheitenschutzverfahren des Völkerbundes und seine Auswir-
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tik im europäischen Umfeld. Wien/München 1996.
Janez Stergar ; Üb.: Bojan-Ilija Schnabl
Vertreibung 1920. Nach dem Zerfall der Habsburger-
monarchie und der Schaffung des neuen südslawischen
SHS-Staates 1918 kam es zu bedeutenden politischen
und wirtschaftlich bedingten Wanderungsbewegungen
(→ Emigration in Drittstaaten, → Binnenwanderun-
gen), wobei zahlreiche Menschen aus Verwaltungs-,
Universitäts- und Industriezentren nach → Jugosla-
wien »zurückkehrten«. Unmittelbar nach der → Volks-
abstimmung 1920 sowie in den Monaten danach ver-
ließen einige Tausend (von zwei- bis dreitausend), nach
einigen Schätzungen sogar von zu 6.000 bis 15.000
Kärntner Slowenen Kärnten/Koroška und die → Ab-
stimmungszone, ebenso die »jugoslawischen« Lehrer,
Beamten und Militärs. Grund war der steigende offene
antislowenischen Druck (in wesentlich geringerem
Maße die besseren Beschäftigungsmöglichkeiten und
Lebensbedingungen). Laut den Angaben der Volks-
zählung 1931 lebten im damaligen Jugoslawien 29.521
Personen, die auf dem Gebiet der Republik Österreich
geboren waren, davon lebten 16.736 im Bereich der
sog. Drau-Banschaft (Slowenien ohne Küstenland/
Primorska) und 6.350 in der Save-Banschaft (Teile des
heutigen Kroatien). Keine Angaben gibt es hingegen,
wie viele davon mit slowenischer → Muttersprache
oder ethnische Slowenen waren.
Ebenso unmöglich ist es, die genaue Zahl jener Slo-
wenen zu erfassen, die vor der Volksabstimmung und
unmittelbar danach aus Kärnten/Koroška emigriert
sind. Der wichtigste Grund für diese Wanderbewegun-
gen war die Suche nach einer Lebensexistenz, die bei Beibehaltung der slowenischen Identität in Kärnten/
Koroška infrage gestellt war (→ Assimilationszwang,
→ Germanisierung). Bereits vor 1914 kamen Kärnt-
ner Slowenen auf das Gebiet des heutigen Slowenien
auf der Suche nach Arbeit, es waren dies Eisenbahner,
Wald- und Sägearbeiter. Es sollen dies über 1.500 Per-
sonen gewesen sein. Beschäftigung fanden sie vor al-
lem in der Gorenjska (Oberkrain), in der slowenischen
Štajerska (Steiermark) und in → Trieste/Trst/Triest,
der Stadt mit der damals größten slowenischen Bevöl-
kerungszahl weit vor Ljubljana, Maribor und Klagen-
furt/Celovec. Eine große Zahl dieser Slowenen fand
auch im Eisenhüttenwerk in Jesenice Beschäftigung.
Eine größere Zahl von Kärntner Slowenen, vor allem
aus dem → Gailtal/Zilja und dem → Val Canale/Gail-
tal/Kanalska dolina (→
Südkärnten/Južna Koroška),
emigrierte vor 1914 in die USA und nach Kanada.
Viele unterstützten mit dem Ersparten die heimischen
Bauernhöfe. Bekannt sind Beispiele aus Feistritz im
Gailtal/Bistrica na Zilji und aus Achomitz/Zahomec,
von wo eine beachtenswerte Zahl von Slowenen ins
Küstenland/Litorale/Primorska und nach Trieste/Trst/
Triest emigrierte und dort im Handel Beschäftigung
fand (F. → Wiegele). Auch ein beträchtlicher Teil der
slowenischen Intelligenz, vor allem Richter und Lehrer,
fand in Kärnten/Koroška keine Beschäftigung und war
gezwungen, anderswo zu arbeiten : in der slowenischen
Štajerska in der Gorenjska, im Küstenland/Litorale/
Primorska und in Trieste/Trst/Triest. Bekannt sind die
Fälle von Dr. Martin → Zwitter, Dr. Ivan → Gra-
fenauer, Dr. Ožbolt → Ilaunik, Jaka → Špicar u. a.
Der Priester Jurij →
Trunk fand vor dem Ersten Welt-
krieg und als politischer Flüchtling nach 1921 angese-
hene slowenische Landsleute aus Kärnten/Koroška in
Ägypten (Dr. Karel → Pečnik), in Jerusalem (Dr. Mar-
tin → Ehrlich) und in den USA (Alojzij Mlinar,
Janez/John Smolej, Josip Varh). Noch während des
»großen Krieges« fand im Krainischen Landesmuseum
Dr. Àngela → Piskernik, die in Kärnten/Koroška als
erste slowenische promovierte Naturwissenschafterin
unerwünscht war. In Zentralslowenien fanden damals
Kärntner Slowenen eine Zuflucht, die bereits im Zuge
der Verfolgungen am Beginn des Krieges mit Italien
eingesperrt und einige von ihnen auch verurteilt wor-
den waren (→
Militärgerichtsbarkeit, → Internierun-
gen 1919). Bald nach dem Ende des Krieges gesellten
sich zu ihnen einige Kärntner Slowenen, die aus den
Lagern der Entente einen Weg zu den jugoslawischen
Freiwilligen an der Front in Thessaloniki fanden. We-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602