Seite - 1563 - in Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška - Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
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Zwitter, Dr. Vinko
Kärnten/Zveza slovenskih organizacij na Koroškem ge-
wählt, dem er bis zum Jahre 1982 vorstand. 1963 bis
1984 war er auch als Anwalt tätig.
Z. vertrat das Konzept des politischen Pluralismus
innerhalb der → Minderheit und unterstützte die Inte-
gration in die Mehrheitsparteien. Sein Stellvertreter im
Zentralverband slowenischer Organisationen, Hanzi
Ogris, wurde 1970 zum ersten slowenischen Land-
tagsabgeordneten nach dem Zweiten Weltkrieg auf der
Liste der SPÖ gewählt.
Z. befürwortete das akkordierte und koordinierte
Auftreten aller politischen Richtugen der Kärntner
Slowenen. Er ist der (Haupt-)Autor des ersten Me-
morandums der Kärntner Slowenen, das im Jahre 1955
auf der Basis des Artikel 7 des Staasvertrages ein um-
fangreiches Forderungspaket formulierte und an die
österreichische Bundesregierung übergeben wurde. Er
bereitete auch die vielen weiteren Memoranden über
den Artikel 7 vor und vertrat immer die These, dass es
in Volksgruppenfragen nicht nur um die Existenzsiche-
rung, sondern auch um das Recht auf Entwicklung der
Volksgruppen geht. Darüber verfasste er Abhandlungen,
die in slowenischen, österreichischen und internationa-
len Zeitschriften veröffentlicht wurden.
Als Obmann des Zentralverbandes slowenischer
Organisationen nahm er an allen Gesprächen mit füh-
renden Spitzenpolitikern Österreichs, Sloweniens und
→
Jugoslawiens teil.
Im Jahre 1975 initiierte Z. das Treffen der Volks-
gruppen und Minderheiten der Nachbarländer, das
viele Jahre hindurch in den verschiedenen Nachbarstaa-
ten durchgeführt wurde und sich durch hohes intellek-
tuelle Niveau auszeichnete.
Er wirkte auch in internationalen Minderheitenor-
ganisationen mit, wie etwa der Internationalen Verei-
nigung zum Schutz bedrohter Sprachen und Kulturen
(A.I.D.L.C.M), wo er über viele Jahre auch stellvertre-
tender Vorsitzender war. Z. verfasste zahlreiche Bei-
träge über die rechtliche, politische und kulturelle Lage
der Kärntner Slowenen.
Quellen : A INV OMV 13 (Korrespondenz über die Deportation
der Familie), 54 (Kriegserinnerungen, datiert mit 14. 7. 1945).
Werke : Franci Zwitter publizierte in : Svoboda, mesečnik Slovenske
Koroške Jg. 1949, 1950, 1951, Naši razgledi in Ljubljana sowie im
Slovenski Vestnik in Klaenfurt/Cevovec ; Grundsätze und Aspekte eines
modernen Volksgruppenrechtes. In : Slovenski vestnik, 30. 9. 1977, Nr. 39
(1833).
Lit.: SBL ; ES ; OVSBL. – A. Malle : Mejniki v življenju dr. Francija
Zwittra. In : KK 1983 ; A. Malle : Dr. Franci Zwitter – sedemdesetletnik. In : Vestnik koroških partizanov 3–4 (1983) 96–102 ; B. Marušič : Sto
slovenskih politikov. Ljubljana 2002, 216, 217 ; S. Karner, V. Sima, J.
Stergar : Wer ist wer ? Slowenen in Kärnten – Deutschkärntner in Slowe-
nien. In : S. Karner, A. Moritsch (Hg.) : Aussiedlung – Verschleppung
– nationaler Kampf. Klagenfurt 2005, 323–324.
Marjan Sturm
Zwitter, Maria (Marija, »Mary«, geb. Lussnig, * 6. Fe-
bruar 1888 Draschitz/Drašče [Hohenthurn/Straja vas],
† 26. März 1949 Achomitz/Zahomec), Kulturaktivistin.
Z. wanderte mit ihren Eltern im Alter von fünf Jah-
ren in die USA aus, wo sie auch ihre Schulausbildung
absolvierte. Nach der Rückkehr aus Amerika arbeitete
sie vorerst in der Gemischtwarenhandlung ihrer Mut-
ter in Draschitz/Drašče, zeitgleich erfolgte auch die
Einführung in die slowenische Sprache und Literatur
durch die Brüder Franz und Sebastian → Schaubach,
da das junge Mädchen nach seiner Rückkehr aus den
USA vorerst besser Englisch als Slowenisch gespro-
chen hatte. 1908 heiratete sie den Achomitzer Land-
wirt und Holzhändler Franz Zwitter (1876–1931),
einen Onkel von Vinko →
Zwitter und des späteren
Laibacher Historikers Fran →
Zwitter. Aus dieser
Ehe stammten sechs zwischen 1909 und 1919 gebo-
rene Kinder, darunter Dr. Franz/Franci und Dr. Mar-
tin/Mirt Zwitter. Bald nach ihrer Heirat wurde Z.
im in Achomitz/Zahomec beheimateten slowenischen
→ Kulturverein Katoliško slovensko izobraževalno dru-
štvo → Zila aktiv und in den folgenden Jahrzehnten
zu einem seiner führenden Mitglieder, organisierte vor
allem Kulturveranstaltungen, Haushalts- und Fortbil-
dungskurse. Von 1942 bis 1945, als die Familie ihres
ältesten Sohnes im Zuge der → Deportationen von ih-
rem Hof vertrieben worden war, lebte Z. bei ihrer älte-
ren Tochter im Raum Klagenfurt/Celovec und konnte
erst nach Kriegsende nach Achomitz/Zahomec zu-
rückkehren. Nach 1945 zog sich Z. aus dem örtlichen
Vereinsleben weitestgehend zurück.
Quellen : ADG und Pfarrarchive Feistritz/Gail und Göriach, Tauf-,
Heirats- und Sterbematriken.
Lit.: Lebenserinnerungen ihrer Tochter Paula Wiegele (1912–
2007), In : Tako smo živeli. Živilenjepisi koroških Slovencev, Bd. 7. Kla-
genfurt/Celovec 1999, 53–74, v. a. 51–57. P. Wiesflecker : »…
hast halt
doch noch deine liebe Heimat …« Die Aussiedlung slowenischer Familien
aus dem Gebiet der Gemeinden Feistritz an der Gail und Hohenthurn. In :
Car. I 202 (2012), 435–470, v. a. 455–456.
Peter Wiesflecker
Zwitter, Dr. Vinko (Vinzenz, * 19. Juli 1904 Draschitz/
Drašče [Hohenthurn/Straja vas], † 3. Mai 1977 Tö-
Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
Von den Anfängen bis 1942, Band 3 : PO - Ž
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten/Koroška
- Untertitel
- Von den Anfängen bis 1942
- Band
- 3 : PO - Ž
- Autoren
- Katja Sturm-Schnabl
- Bojan-Ilija Schnabl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79673-2
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 566
- Kategorien
- Geographie, Land und Leute
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Lemmata Band 3 Po–Ž 1049
- Verzeichnis aller AutorInnen/BeiträgerInnen und ihrer jeweiligen Lemmata 1571
- Verzeichnis aller ÜbersetzerInnen und die von ihnen übersetzten Lemmata 1577
- Verzeichnis der BeiträgerInnen von Bildmaterial 1579
- Verzeichnis der Abbildungen 1580
- Synopsis (deutsch/English/slovensko) 1599
- Biographien der Herausgeber 1602