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Mittelalterliche Baudenkmale.
,1 iens Baudenkmale reichen nur mit wenigen Resten in die erste Zeit
des mittelalterlichen Aufblühens der Stadt zurück. Ihr Entstehen fällt
so ziemlich mit dem Zeitpunkte zusammen, iu welchem die österreichischen
Markgrafen ihren Sih nach der kleinen aus der Römerzeit stammenden
^ Vindobona verlegten. Gemäß der steten wichtigen politischen Bedeutung
dieser Ansiedlung erhob sich dieselbe während des Mittelalters zu einer Stätte, in der sich
die Baukunst in großen Zügen entwickeln konnte/ so zwar, daß Wien als Sitz einer der
vier deutschen Haupt-Bauhütten, der Centralpunkt wurde, von welchem ans sich die
fortschreitende Entwicklung der Banformen strahlenförmig über das gesammlc östliche
Donangebiet verbreitete.
Bei dem Umstände, als Wien mehrfachen Zerstörungen dnrch Brand und Belagerung
ausgesetzt war, sind nur die hervorragenden kirchlichen (Gebäude aus der Zeit des Mittel-
alters ganz oder theilweise erhalten geblieben, allein diese genügen, um auf die große
Kunstblüte schließen zu könuen, welche seit dem Auftreten des Hauses Habsburg in Wien
geherrscht hat.
Werfen wir zunächst einen flüchtigen Blick auf die mittelalterlichen Befestignngs-
Anlagen der Stadt, so sehen wir das kleine anfängliche Wien, wie es aus der Römerzeit
übriggeblieben war, auf einem gegen Westen mäßig ansteigende!», an den übrigen Seiten
aber ziemlich steil emporragenden Hügel gelegen und gemäß dessen oberer Fläche eine
nahezu im Viereck gruvvirte Aulage bildend, welche Grundform bei den ersten nicht sehr
beträchtlichen Erweiterungen ziemlich unverändert, aber in ausgedehnteren Ilmfassnngslinieu
beibehalten blieb, Umwalliiugcn und Maucrzüge, Thürme imd Thore, Pallisadenrcihen
und Gräben schützten diese älteste Anlage. Die Namen Pcilerthor nnd Graben erinnern
an diese Zeit. Die späteren bis König Ottokar reichenden und rasch aufeinanderfolgenden
Erweiterungen brachten nahezu die Stadt zu jener Ausdehnung, mit welcher ihre räumliche
Entwicklung für das Mittelalter abgeschlossen wurde. Diese Veränderungen machten aber
neue Befestigungsbauten nothwendig, die auch entstanden. Neue Wälle uud Ringmauern
umschlossen die Stadt, viele Thürme, besonders an der Noroscite nnd gegen den Donau-
Arm, erhöhten die Wehrkraft der Maueru, sechs wohlbefestigte Thore (das stärkste das
Kärntnerthor) und mehrere Pförtlein vermittelten den Verkehr über die Stadt hinaus.
So blieb das Bild der Stadt bis in die Zeit, als die Türken zum ersten Male vor Wiens
Mauern erschienen (1529). Nun mußten die altcu fortificatorischeu Werke neuen Bauten
zum Schutze der Stadt weichen, Bauten, die der verheerenden Wirkung des Schießpulvers
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien, Band 1
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Wien und Niederösterreich, 1. Abteilung: Wien
- Band
- 1
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1886
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.13 x 22.72 cm
- Seiten
- 348
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch
Inhaltsverzeichnis
- Landschaftliche Lage Wiens 3
- Zur Geschichte Wiens 5
- Wiens architektonische Entwicklung 51
- Wiener Volksleben 91
- Die Musik in Wien 123
- Die deutsche Literatur in Wien und Niederösterreich 139
- Das Wiener Schauspiel 169
- Malerei und Plastik in Wien 205
- Wiener Kunstindustrie 263
- Voltswirthschaftliches Leben in Wien 277