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Vom Freunde
»Einer ist immer zu viel um mich« – also denkt der Einsiedler. »Immer
Einmal Eins – das giebt auf die Dauer Zwei!«
Ich und Mich sind immer zu eifrig im Gespräche: wie wäre es auszuhalten,
wenn es nicht einen Freund gäbe?
Immer ist für den Einsiedler der Freund der Dritte: der Dritte ist der Kork,
der verhindert, dass das Gespräch der Zweie in die Tiefe sinkt.
Ach, es giebt zu viele Tiefen für alle Einsiedler. Darum sehnen sie sich so
nach einem Freunde und nach seiner Höhe.
Unser Glaube an Andre verräth, worin wir gerne an uns selber glauben
möchten. Unsre Sehnsucht nach einem Freunde ist unser Verräther.
Und oft will man mit der Liebe nur den Neid überspringen. Und oft greift
man an und macht sich einen Feind, um zu verbergen, dass man angreifbar
ist.
»Sei wenigstens mein Feind!« – so spricht die wahre Ehrfurcht, die nicht
um Freundschaft zu bitten wagt.
Will man einen Freund haben, so muss man auch für ihn Krieg führen
wollen: und um Krieg zu führen, muss man Feind seinkönnen.
Man soll in seinem Freunde noch den Feind ehren. Kannst du an deinen
Freund dicht herantreten, ohne zu ihm überzutreten?
In seinem Freunde soll man seinen besten Feind haben. Du sollst ihm am
nächsten mit dem Herzen sein, wenn du ihm widerstrebst.
Du willst vor deinem Freunde kein Kleid tragen? Es soll deines Freundes
Ehre sein, dass du dich ihm giebst, wie du bist? Aber wünscht dich darum
zum Teufel!
Wer aus sich kein Hehl macht, empört: so sehr habt ihr Grund, die
Nacktheit zu fürchten! Ja, wenn ihr Götter wäret, da dürftet ihr euch eurer
Kleider schämen!
Du kannst dich für deinen Freund nicht schön genug putzen: denn du sollst
ihm ein Pfeil und eine Sehnsucht nach dem Übermenschen sein.
Sahst du deinen Freund schon schlafen, – damit du erfahrest, wie er
aussieht? Was ist doch sonst das Gesicht deines Freundes? Es ist dein eignes
Gesicht, auf einem rauhen und unvollkommnen Spiegel.
Sahst du deinen Freund schon schlafen? Erschrakst du nicht, dass dein
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352