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Von tausend und Einem Ziele
Viele Länder sah Zarathustra und viele Völker: so entdeckte er vieler Völker
Gutes und Böses. Keine grössere Macht fand Zarathustra auf Erden, als gut
und böse.
Leben könnte kein Volk, das nicht erst schätzte; will es sich aber erhalten,
so darf es nicht schätzen, wie der Nachbar schätzt.
Vieles, das diesem Volke gut hiess, hiess einem andern Hohn und Schmach:
also fand ich’s. Vieles fand ich hier böse genannt und dort mit purpurnen
Ehren geputzt.
Nie verstand ein Nachbar den andern: stets verwunderte sich seine Seele ob
des Nachbarn Wahn und Bosheit.
Eine Tafel der Güter hängt über jedem Volke. Siehe, es ist seiner
Überwindungen Tafel; siehe, es ist die Stimme seines Willens zur Macht.
Löblich ist, was ihm schwer gilt; was unerlässlich und schwer, heisst gut,
und was aus der höchsten Noth noch befreit, das Seltene, Schwerste, – das
preist es heilig.
Was da macht, dass es herrscht und siegt und glänzt, seinem Nachbarn zu
Grauen und Neide: das gilt ihm das Hohe, das Erste, das Messende, der Sinn
aller Dinge.
Wahrlich, mein Bruder, erkanntest du erst eines Volkes Noth und Land und
Himmel und Nachbar: so erräthst du wohl das Gesetz seiner Überwindungen
und warum es auf dieser Leiter zu seiner Hoffnung steigt.
»Immer sollst du der Erste sein und den Andern vorragen: Niemanden soll
deine eifersüchtige Seele lieben, es sei denn den Freund« – diess machte
einem Griechen die Seele zittern: dabei gieng er seinen Pfad der Grösse.
»Wahrheit reden und gut mit Bogen und Pfeil verkehren« – so dünkte es
jenem Volke zugleich lieb und schwer, aus dem mein Name kommt – der
Name, welcher mir zugleich lieb und schwer ist.
»Vater und Mutter ehren und bis in die Wurzel der Seele hinein ihnen zu
Willen sein«: diese Tafel der Überwindung hängte ein andres Volk über sich
auf und wurde mächtig und ewig damit.
»Treue üben und um der Treue Willen Ehre und Blut auch an böse und
fährliche Sachen setzen«: also sich lehrend bezwang sich ein anderes Volk,
und also sich bezwingend wurde es schwanger und schwer von grossen
Hoffnungen.
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den Lehrstühlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glückseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berühmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom Vorübergehen 170
- Von den Abtrünnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der großen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- Außer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die Begrüßung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352