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Von der Selbst-Ueberwindung
»Wille zur Wahrheit« heisst ihr’s, ihr Weisesten, was euch treibt und brünstig
macht?
Wille zur Denkbarkeit alles Seienden: also heisse ich euren Willen!
Alles Seiende wollt ihr erst denkbar machen : denn ihr zweifelt mit gutem
Misstrauen, ob es schon denkbar ist.
Aber es soll sich euch fügen und biegen! So will’s euer Wille. Glatt soll es
werden und dem Geiste unterthan, als sein Spiegel und Widerbild.
Das ist euer ganzer Wille, ihr Weisesten, als ein Wille zur Macht; und auch
wenn ihr vom Guten und Bösen redet und von den Werthschätzungen.
Schaffen wollt ihr noch die Welt, vor der ihr knien könnt: so ist es eure letzte
Hoffnung und Trunkenheit.
Die Unweisen freilich, das Volk, – die sind gleich dem Flusse, auf dem ein
Nachen weiter schwimmt: und im Nachen sitzen feierlich und vermummt die
Werthschätzungen.
Euren Willen und eure Werthe setztet ihr auf den Fluss des Werdens; einen
alten Willen zur Macht verräth mir, was vom Volke als gut und böse geglaubt
wird.
Ihr wart es, ihr Weisesten, die solche Gäste in diesen Nachen setzten und
ihnen Prunk und stolze Namen gaben, – ihr und euer herrschender Wille!
Weiter trägt nun der Fluss euren Nachen: er muss ihn tragen. Wenig thut’s,
ob die gebrochene Welle schäumt und zornig dem Kiele widerspricht!
Nicht der Fluss ist eure Gefahr und das Ende eures Guten und Bösen, ihr
Weisesten: sondern jener Wille selber, der Wille zur Macht, – der
unerschöpfte zeugende Lebens-Wille.
Aber damit ihr mein Wort versteht vom Guten und Bösen: dazu will ich
euch noch mein Wort vom Leben sagen und von der Art alles Lebendigen.
Dem Lebendigen gieng ich nach, ich gieng die grössten und die kleinsten
Wege, dass ich seine Art erkenne.
Mit hundertfachem Spiegel fieng ich noch seinen Blick auf, wenn ihm der
Mund geschlossen war: dass sein Auge mir rede. Und sein Auge redete mir.
Aber, wo ich nur Lebendiges fand, da hörte ich auch die Rede vom
Gehorsame. Alles Lebendige ist ein Gehorchendes.
Und diess ist das Zweite: Dem wird befohlen, der sich nicht selber
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Buch Also sprach Zarathustra"
Also sprach Zarathustra
- Titel
- Also sprach Zarathustra
- Autor
- Friedrich Wilhelm Nietzsche
- Datum
- 1885
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.0 cm
- Seiten
- 354
- Kategorie
- Geisteswissenschaften
Inhaltsverzeichnis
- Zarathustras Vorrede 2
- Teil 1 - Die Reden Zarathustras 19
- Von den drei Verwandlungen 20
- Von den LehrstĂĽhlen der Tugend 22
- Von den Hinterweltlern 25
- Von den Verächtern des Leibes 28
- Von den Freuden- und Leidenschaften 30
- Vom bleichen Verbrecher 32
- Vom Lesen und Schreiben 34
- Vom Baum am Berge 36
- Von den Predigern des Todes 39
- Vom Krieg und Kriegsvolke 41
- Vom neuen Götzen 43
- Von den Fliegen des Marktes 46
- Von der Keuschheit 49
- Vom Freunde 51
- Von tausend und Einem Ziele 53
- Von der Nächstenliebe 55
- Vom Wege des Schaffenden 57
- Von alten und jungen Weiblein 60
- Vom Biss der Natter 63
- Von Kind und Ehe 65
- Vom freien Tode 67
- Von der schenkenden Tugend 70
- Teil 2 - Also sprach Zarathustra 75
- Das Kind mit dem Spiegel 77
- Auf den glĂĽckseligen Inseln 80
- Von den Mitleidigen 83
- Von den Priestern 86
- Von den Tugendhaften 89
- Vom Gesindel 92
- Von den Taranteln 95
- Von den berĂĽhmten Weisen 98
- Das Nachtlied 101
- Das Tanzlied 103
- Das Grablied 106
- Von der Selbst-Ueberwindung 109
- Von den Erhabenen 112
- Vom Lande der Bildung 115
- Von der unbefleckten Erkenntniss 118
- Von den Gelehrten 121
- Von den Dichtern 123
- Von grossen Ereignissen 126
- Der Wahrsager 130
- Von der Erlösung 134
- Von der Menschen-Klugheit 139
- Die stillste Stunde 142
- Teil 3 - Also sprach Zarathustra 145
- Der Wanderer 147
- Vom Gesicht und Räthsel 150
- Von der Seligkeit wider Willen 155
- Vor Sonnen-Aufgang 158
- Von der verkleinernden Tugend 161
- Auf dem Oelberge 167
- Vom VorĂĽbergehen 170
- Von den AbtrĂĽnnigen 173
- Die Heimkehr 178
- Von den drei Bösen 182
- Vom Geist der Schwere 187
- Von alten und neuen Tafeln 191
- Der Genesende 222
- Von der groĂźen Sehnsucht 228
- Das andere Tanzlied 231
- Die sieben Siegel 236
- Teil 4 - Also sprach Zarathustra 243
- Das Honig-Opfer 245
- Der Notschrei 248
- Gespräch mit den Königen 251
- Der Blutegel 256
- Der Zauberer 259
- AuĂźer Dienst 267
- Der häßlichste Mensch 271
- Der freiwillige Bettler 276
- Der Schatten 280
- Mittags 283
- Die BegrĂĽĂźung 286
- Das Abendmahl 291
- Vom höheren Menschen 293
- Das Lied der Schwermut 313
- Von der Wissenschaft 319
- Unter Töchtern der Wüste 322
- Die Erweckung 330
- Das Eselsfest 334
- Das trunkne Lied 339
- Das Zeichen 352