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Gesundbrunnen für das Vieh#

Höhere UV-Einstrahlung#

Gesundbrunnen für Mensch und Vieh (Bregenzerwald).
Gesundbrunnen für Mensch und Vieh (Bregenzerwald).

Die Sonneneinstrahlung ist infolge der staub- und rauchfreien, dünneren und trockeneren Luft im Alpengebiet kräftiger. Sie beträgt in Meereshöhe etwa 50%, in l .800 m Seehöhe dagegen rund 75%. Darin liegt auch die stärkere Einwirkung der Höhenstrahlen (ultraviolette Strahlen) begründet.

Die Auswirkungen der intensiveren Strahlung sind:

  • vor allem Bildung von Vitamin D;
  • Einbau von Kalk und Phosphor in die Knochensubstanz; Rachitis kommt zur Abheilung;
  • der Vitamin-D-Gehalt der Almmilch ist um das Zwei- bis Dreifache größer als der der Talmilch.

Zum Schutz gegen die UV-Strahlung wird die Haut der Tiere in der Hornhautschicht verdickt und mit Farbstoff (erst rot, dann braun) ausgestattet. Durch die UV-Strahlung werden gewisse Bestandteile in der Haut verändert und ihre Fermente anders wirksam gemacht; es treten neue Stoffe auf und in den Körper ein. Darauf beruht auch die Heilwirkung der Behandlung durch Ultraviolett-Licht.

Aber auch der Nährstoffgehalt der Alpenpflanzen ist bei sonst gleichem Pflanzenbestand bis zu einem Drittel höher als jener der Niederungen, und das Futter ist aromatischer als in den Talniederungen.

Der Luftdruck nimmt je hundert Meter Höhenunterschied um etwa 8 mm Quecksilbersäule ab. Die dünnere Luft hat aber einen geringeren Gehalt an Sauerstoff und Kohlensäure.

Intensivere Atmung#

Das Wasser der Almseen hat Trinkqualität.
Das Wasser der Almseen hat Trinkqualität.

Dies hat zur Folge, daß die Atmung intensiviert und vertieft werden muß, was wiederum zur Kräftigung von Lunge und Herz und in der Folge zu einer erhöhten Bildung von roten Blutkörperchen führt.

Im Durchschnitt steigt bei der Alpung der Rinder der Hämoglobingehalt um 10% an. Dadurch kommt es zu einem besseren Sauerstofftransport und schließlich zu einer Anregung des gesamten vegetativen Nervensystems.

Mehr rote Blutkörperchen#

Bei der Alpung vermehren sich bei den Rindern die roten Blutkörperchen im Durchschnitt um 37%, die weißen nehmen um 5% ab. Die dünne Luft bedingt infolge ihres geringeren Sauerstoffgehalts noch größere Änderungen im Körper der Tiere als das Höhenlicht. Kommen Kühe zu rasch aus dem Tiefland in Höhen um 2.000 m, so können auch sie bergkrank werden. Anpassungsfähige Lebewesen überwinden diese Bergkrankheit sehr rasch.

Größere Abwehrkraft gegen Krankheiten#

Kälte und Sturm sowie große Temperaturunterschiede beeinflussen die Lebewesen auf der Alm. Diese Klimaeigenheiten stellen an den tierischen Körper große Ansprüche, vor allem an die Anpassungsfähigkeit. Sie härten ihn ab und machen ihn abwehrkräftig gegen ähnlich wirkende Angriffe auf den Körper im Alter, besonders dann, wenn ein wachsendes Rind diese harte Kur durch zwei Almsommer hindurch mitgemacht hat.

Bei Almtieren erhält das Haarkleid eine pelzartige Beschaffenheit, und die Tiere sind dichter mit gröberem, längerem Deckhaar und kürzerem, feinerem Unterhaar besetzt, das bei reiner Stallhaltung und Heimweide in nur geschützter Lage fehlt. Beim Schaf begünstigt das Almklima allerdings die Ausbildung gröberer Wolle. Man kann sich leicht vorstellen, daß sich die ständige Reizwirkung des harten alpinen Klimas auf die Gewebezellen und deren Inhalt direkt auswirkt. Das Tier ist somit ausgestattet, Wetterunbilden standzuhalten - ein Zustand, der häufig über Jahre hinweg erhalten bleibt, so daß es tatsächlich zu einer größeren Abwehrkraft gegen Krankheiten kommt.

Auch der Gang im unebenen Gelände ist für die Übung der Muskeln, Sehnen und Gelenke bedeutungsvoll. Diese Gewebe werden trockener und fester, und das Nervensystem wird leistungsfähiger. Das ganze Tier wird lebhafter und findiger, sein Körper erhält eine schlankere Form, Bein- und Rückenfehler treten zurück.

Höheres Durchschnittsalter#

Die Alpung macht die Tiere vielfach gegen eine gefürchtete Rinderkrankheit, nämlich gegen die Tuberkulose, widerstandsfähig. Gealpte Tiere erreichen ein höheres Durchschnittsalter, eine längere Zuchtfähigkeit und eine höhere Kälberzahl als nicht gealpte.

Besonders gefährdet sind heute Kühe, welche auf intensiv gedüngten Talweiden gehalten werden und nicht mehr gealpt sind; bei ihnen kommt es sehr häufig zu Fruchtbarkeitsstörungen.

Vorteile der Alpung auch für den Menschen#

Auf den Almen gibt es keine Pollen und Staubmilben, keine Industrieabgase oder verunreinigtes Wasser, daher auch keine Allergien und Asthma. Die notwendige körperliche Betätigung beim Besuch einer Alm tut dem menschlichen Körper unendlich gut, und daher gibt es hier auch keine Neurosen.

Wie schön, daß viele der besten Dinge im Leben nicht käuflich sind - auch ein Almbesuch gehört dazu...




Bilder und Text stammen aus dem Buch: "Die schönsten Almen Österreichs: Brauchtum & Natur - Erwandert und erlebt", H. und W. Senft, Leopold Stocker Verlag, 2009.