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Christlichsoziale Partei#

1893 von Karl Lueger als demokratische Partei gegründet. Die Keimzelle der Christlichsozialen Partei waren die "Vereinigten Christen", der "Christlichsoziale Verein" (1887 gegründet) und der "Christlichsoziale Arbeiterverein" aus den Reihen der christlichsozialen Bewegung. Die Partei bekämpfte aus einer Position des Antisemitismus den Liberalismus und die Deutschliberale Partei. K. Lueger zur Seite standen Karl Freiherr von Vogelsang und Prinz Aloys Liechtenstein. Da hinter Lueger das kleine und mittlere Bürgertum von Wien stand, erhielt seine Partei 1895 im Wiener Gemeinderat die Zweidrittelmehrheit. Durch ihre großösterreichisch-föderalistische Politik gewann die Partei schließlich die Sympathie von Hof und Adel, die ihr anfangs ablehnend gegenüberstanden; durch die Vereinigung mit den altklerikalen, konservativen Gruppen die der bäuerlichen Massen.

Aus den Reichsratswahlen 1907 ging die Christlichsoziale Partei ("Deutsche Christlichsoziale" und Altklerikale) als die stärkste Partei im Abgeordnetenhaus hervor, erlitt aber nach dem Tod Luegers (1910) bei den Wahlen 1911 eine Niederlage. Seit dieser Niederlage, durch die sie ihre Stimmenmehrheit in Wien an die Sozialdemokraten verlor, erhielt die Partei ihre Wählerstimmen hauptsächlich von der katholischen Landbevölkerung und vom Bürgertum. Während des 1. Weltkriegs stand die Christlichsoziale Partei auf der Seite der Staatsautorität; nach dem Umsturz 1918 stimmte sie für die Errichtung der Republik und zunächst auch für einen Anschluss an Deutschland.

1918-20 bildete sie mit der Sozialdemokratischen Partei eine Koalitionsregierung, übernahm aber 1920 als stärkste Partei in Koalition mit der Großdeutschen Volkspartei (bis 1932) und dem Landbund (1927-34) die Regierungsgeschäfte. Sie stellte ab 1920 - mit Ausnahme von 1921/22 und 1929/30 (Johann Schober) den Bundeskanzler, 1928-38 auch den Bundespräsidenten (Wilhelm Miklas). Nach dem Rücktritt von Ignaz Seipel (1929) als Parteiobmann übernahm Carl Vaugoin die Führung der Christlichsozialen Partei, der eine Annäherung an die Heimwehr anstrebte. Da sich das Bündnis mit dieser nicht bewährte, kehrte die Christlichsoziale Partei wieder zur Koalitionspolitik mit Großdeutschen und Landbund zurück (ab 1932 mit den Landbündlern allein). Nach dem Ende der parlamentarischen Demokratie (1933/34), der Gründung der Vaterländischen Front und der Verkündigung der Maiverfassung löste sich die Christlichsoziale Partei im September 1934 auf und ging in der Vaterländischen Front auf.

Nach 1945 übernahm die hauptsächlich von ehemaligen christlichsozialen Politikern neugeschaffene Österreichische Volkspartei die Tradition der Christlichsozialen Partei.

Mandate im Abgeordnetenhaus bzw. Nationalrat#

WahljahrMandate der Christl.-soz. ParteiStimmen(in %)Soz.-dem.Partei(z. Vergleich)Gesamtzahl der Mandate
189730 (14)417
189730 (14)417
190798 (87)516
191176 (82)516
19196935,93(72)170
19208541,82(69)183
19238245(68)165
19277349(71)165
19306635,65(72)165

Literatur#

  • F. Stauracz, Eine wahre Volkspartei ..., 1904
  • Kralik, K. Lueger und der christliche Sozialismus, 1923
  • A. Ernst, Die Christlichsoziale Partei und die österreichische Sozialpolitik bis 1918. Dissertation, Wien 1948
  • F. Funder, Vom Gestern ins Heute, 1952
  • Protokolle des Klubvorstandes der Christlichsozialen Partei 1932-34, 1980

Weiterführendes#


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