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Habsburg-Lothringen, Otto#

(Otto Franz Josef)


* 20. 11. 1912, Reichenau auf Schloß Wartholz(Niederösterreich)

† 4. 7. 2011, Pöcking (Bayern)


Politiker, Publizist


Habsburg-Lothringen Otto
Otto Habsburg-Lothringen. Foto.
© Votava, Wien, für AEIOU

Otto Habsburg kam am 20. November 1912 in Reichenau/Niederösterreich als Sohn von Erzherzog Carl von Österreich (dem späteren Kaiser Karl I., König von Ungarn) und Erzherzogin Zita, geborene Prinzessin von Bourbon-Parma, zur Welt. Sein vollständiger Name lautete Franz Josef Otto Robert Maria Anton Karl Max Heinrich Sixtus Xaver Felix Renatus Ludwig Gaetan Pius Ignatius von Habsburg.

Er war der letzte Kronprinz (1916-18) der österreichisch-ungarischen Monarchie.


Nach der Zerstörung der Donaumonarchie am Ende des Ersten Weltkrieges 1918 verzichtete Kaiser Karl auf seinen Anteil an den Regierungsgeschäften, widerrief jedoch diesen Verzicht beim Verlassen Österreichsa in Feldkirch, und die Familie zog sich nach Eckartsau im Marchfeld zurück. Im März 1919 wurden die "Habsburgergesetze" verabschiedet: es wurden nicht nur die Herrscherrechte und sonstigen Vorrechte des Hauses Habsburg-Lothringen aufgehoben, sondern auch festgelegt, dass alle Mitglieder, die sich nicht als 'getreue Staatsbürger' bekannten, des Landes verwiesen wurden.

Die kaiserliche Familie emigrierte daraufhin in die Schweiz. Nach zwei Restaurationsversuchen in Ungarn wurde Kaiser Karl (mit seiner Familie) auf die Insel Madeira verbannt, wo Kaiser Karl am 1. April 1922 an der Spanischen Grippe starb.

Otto wuchs in Spanien auf, studierte ab 1929 in Belgien Sozialpolitik und Staatswissenschaften und promovierte 1935 an der Universität in Löwen.


Seit dem 20. 11. 1933 war Otto das Oberhaupt des Hauses Habsburg-Lothringen und widmete sich in den darauf folgenden Jahren dem Kampf gegen den Nationalsozialismus und gegen den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich. Da die Habsburger 1918 nicht auf den Kaiserthron verzichtet hatten, versuchte er im Februar 1938 eine Restauration und forderte Bundeskanzler Schuschnigg auf, angesichts der Hitlerschen Erpressungspolitik, ihm die Regierungsgeschäfte zu übergeben.

1939 reiste er zum ersten Mal in die USA und knüpfte Kontakte zu Präsident Roosevelt und der politischen Szene in Washington. Als die Deutschen Belgien und Frankreich überfielen, mussten die Habsburger endgültig in die USA fliehen.

Während des Zweiten Weltkriegs wirkte er in den USA für die Wiederherstellung Österreichs, engagierte sich gegen die Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetenland und den deutschen Ostgebieten sowie für die Selbstbestimmung Südtirols.

Nach dem Krieg kehrte er nach Europa zurück, doch das Wiederinkraftsetzen der alten österreichischen Verfassung und damit des Habsburgergesetzes im Jahr 1945 verhinderte seine Rückkehr nach Österreich, und er ließ sich 1950 in Bayern nieder.


Am 10. 5. 1951 heiratete er in Nancy Prinzessin Regina von Sachsen-Meiningen (mit der er 7 Kinder bekam) und übersiedelte 1954 nach Pöcking am Starnberger See.

Obwohl ihm die niederösterreichische Landesregierung am 8. 5. 1956 die österreichische Staatsbürgerschaft bestätigte, das Innenministerium am 8. 2. 1957 den Namen Dr. Otto Habsburg-Lothringen festlegte und er selbst am 21. 2. 1958 seine erste Verzichtserklärung auf Herrschaftsansprüche und sonstige Vorrechte der Familie abgab, löste seine am 5. 6. 1961 der Bundesregierung übergebene Loyalitätserklärung vom 31. Mai die sogenannte Habsburger-Debatte aus.


Am 20. 7. 1965 stellte die niederösterreichische Landesregierung für ihn und seine Gattin einen Staatsbürgerschaftsnachweis aus und am 1. 6. 1966 das Innenministerium einen österreichischen Reisepass.

Die Wiedereinreise nach Österreich wurde nach jahrelangem Rechtsstreit erst 1966 durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes möglich - und so reiste er am 31. 10. 1966 erstmals bei Kufstein für wenige Stunden nach Österreich ein; am 5. 7. 1967 besuchte er Wien.


Im Mai 1973 wurde Habsburg-Lothringen als Nachfolger von Richard Coudenhove-Kalergi Präsident der Paneuropa-Union (Ehrenpräsident ab 2004) - die Idee eines vereinten Europas war seine neue Mission.

Otto Habsburg erkannte, dass dieses Projekt der Einigung der Europäischen Staaten eine neue, zeitgemäße Übersetzung des Habsburgischen Vielvölkerreiches sein konnte - ein freiwilliger Zusammenschluss von Demokratien. Für diese Idee setzte er sich unermüdlich ein.


Dr. Otto Habsburg veröffentlichte 37 Bücher in neun Sprachen zu Themen der Geschichte, der Gesellschafts- und Sozialpolitik, sowie insbesondere der Europapolitik; daneben verfasste er zahllose Buch-, Zeitschriften- und Zeitungsbeiträge.


Im Juni 1978 erhielt Habsburg-Lothringen unter Beibehaltung der österreichischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.


1979 wurde er als Spitzenkandidat der bayrischen CSU Abgeordneter zum Europäischen Parlament und blieb für über 20 Jahre als Obmann der christdemokratischen EVP-Fraktion im außenpolitischen Ausschuss, als Präsident und Vizepräsident der Ungarn-Delegation sowie als Alterspräsident des Parlamentes tätig.


1989 war er Initiator und Schirmherr des Paneuropäischen Picknicks an der österreichisch-ungarischen Grenze (bei dem 700 DDR-Deutsche die erste große Massenflucht wagten).


Nach dem Tod seiner Frau im Februar 2010 hatte sich Dr. Otto Habsburg aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und lebte im Kreis seiner Familie in Pöcking am Starnberger See.

Er verstarb (98-jährig) am 4. Juli 2011 in seiner Villa in Pöcking am Starnberger See (nahe München) im Kreise seiner Kinder und fand seine letzte Ruhestätte in der Kapuzinergruft in Wien (neben seiner Ehefrau Regina).

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • zahlreiche Ehrendoktorate (Universitäten Milwaukee, Nancy, Tampa, Cincinnati, Jerusalem, Ferrara, Pécs (Fünfkirchen), Veszprém, Budapest, Turku, Osijek, Skopje)
  • Bayerischer Verdienstorden
  • Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • Großkreuz des Ordens der Befreiung, Kommandeur der Ehrenlegion, Frankreich
  • Goldene Freiheitsmedaille des Kosovo
  • Großkreuz des Orden von König Dmitar Zvonimir, Kroatien
  • Kommandeur des Orden der drei Sterne, Lettland
  • Kommandeur des Orden Grossherzog Gediminas, Litauen
  • Großkreuz des Nassauischen Hausordens vom Goldenen Löwen, Luxemburg
  • Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli, Malteserorden
  • Medaille der Königlichen Marokkanischen Akademie
  • Kommandeur mit Stern des Orden vom Großen Führer Hilal-I-Quaid-I-Azam, Pakistan
  • Groß-Kommandeur der Verdienstlegion, Rhodesien
  • Großkreuz des Orden der Heiligen Agatha, San Marino
  • Großkreuz des Orden Carlos III., Spanien
  • Großkreuz des Orden von Afrika
  • Großer Verdienstorden des Landes Südtirol
  • Großkreuz des Verdienstorden der Republik Ungarn
  • Großkreuz des Orden Sankt Gregorius des Großen (St. Gregorius-Orden), Vatikan
  • Großkreuz des Orden Sankt Sylvester, Vatikan
  • Ehrenritter des Deutschen Orden
  • Ehrenkreuz des Stiftes Lilienfeld in Gold
  • Europäischer Karlspreis der Sudetendeutschen Landsmannschaft, 1970
  • Ehrenplakette für Verdienste um das Volkstumsrecht und den deutschen Osten des Bundes der Vertriebenen
  • Médaille du Mérite Européen von Luxemburg
  • Literaturpreis der Französischen Akademie, 1963, 1970
  • Robert Schuman-Goldmedaille, 1977
  • Goldmedaille der Stadt Paris
  • Konrad Adenauer-Preis, 1977
  • Internationaler Benediktpreis der Stadt Mönchengladbach, 1982
  • Louise Weiss-Preis, 1987
  • International Humanitarian Award der jüdischen "Anti-Defamation League"
  • Europa-Medaille des Freistaates Bayern, 1990
  • Schlesier-Schild der Landsmannschaft Schlesien, 1991
  • Publizistik-Preis der Deutschland-Stiftung
  • Europapreis Coudenhove-Kalergi, 1994
  • Sonderstufe der Europa-Medaille der Paneuropa-Union Deutschland
  • Sankt Nikolaus-Friedenspreis, 1997
  • Ehrenmitglied im kroatischen Drachen-Orden, 1997
  • Gary G. Schlarbaum-Preis, 1998
  • Robert Schuman-Medaille der EVP-Fraktion des Europa-Parlamentes, 1999
  • Ehrenmitglied der Fraktion der Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament
  • Goldene Ehrennadel der Österreichischen Widerstandsbewegung O5, 2000
  • Ehrenteller des Europäischen Militär-Fallschirmsprungverbandes e.V. AEPM Assiette d' Honneur en Etain
  • St. Liborius-Medaille für Einheit und Frieden des Erzbistums Paderborn, 2002
  • Hans Klein-Medaille der Jungen Union Bayern, 2002
  • Steuerzahlerpreis der Taxpayers Association of Europe, 2003
  • Deutsch-Französischer Paneuropa-Preis für Europäische Einigung, 2003
  • Goldene Freiheitsmedaille des Kosovo, 2004
  • Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union, 2004
  • Europamedaille Karls IV. der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation, 2005
  • Eustachius-Medaille des Landesjagdverbands Bayern, 2007)

Publikationen (Auswahl)#

  • Entscheidung für Europa, 1953
  • Soziale Ordnung von morgen, 1957
  • Im Frühling der Geschichte, 1961
  • Karl V., 1967
  • Europa - Großmacht oder Schlachtfeld, 1967
  • Politik für das Jahr 2000, 1968
  • Idee Europas, 1977

Literatur#

  • E. Feigl, Otto von Habsburg, Profil eines Lebens, 1992
  • Das große Buch der Österreicher – 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild (1987), ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl


Kaiser Karl widerrief im März 1919 seine lediglich mit Bleistift (!!!) unterfertigte Verzichtserklärung beim Verlassen Deutschösterreichs. Daher die Habsburger-Gesetze....; die Parlamentswahlen vom Februar 1919 waren für seine Anhänger eine "Minderheitenfeststellung", wozu natürlich die Sixtus-Affäre wesentlich beitrug.

-- Glaubauf Karl, Freitag, 8. Juli 2011, 15:23


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