Holl, Adolf#
* 13. 5. 1930, Wien
† 23. 1. 2020, Wien
Priester und Religionssoziologe
Adolf Holl wurde am 13. Mai 1930 als uneheliches Kind in Wien geboren.
Sein leiblicher Vater starb im Krieg, die Mutter schloss mit Karl Holl eine Scheinehe. Er wohnte mit seiner Mutter bei einer Beamtenwitwe, beide zogen den jungen Adolf Holl gemeinsam auf.
Nach der Matura 1948 trat er ins Priesterseminar ein, wurde 1954 zum Priester geweiht und promovierte 1955 in katholischer Theologie.
Während seiner Zeit als Kaplan in der Pfarre St. Johann Evangelist und in der Neulerchenfelder Pfarrkirche widmete sich weiteren Studien in Philosophie, Psychologie und Geschichte, die er 1961 mit einem weiteren Doktorat abschloss.
Ab 1963 war er als Dozent an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien tätig.
Sein Buch "Jesus in schlechter Gesellschaft" (1971) führte zu einem Konflikt mit der katholischen Kirche, 1973 wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen, 1976 wurde er von Wiener Erzbischof Kardinal Franz König - für den er Reden geschrieben hatte - vom Priesteramt suspendiert.
In der Folge publizierte Holl zahlreiche philosophische und theologische Werke, hielt Vorträge und wurde österreichweit auch als Diskussionsleiter der ORF-Diskussionssendung "Club 2" bekannt. Zuletzt war er als Schriftsteller und freier Publizist tätig.
Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#
- Preis der Stadt Wien für Geisteswissenschaften, 1995
- Ehrendoktor der Universität Klagenfurt, 2000
- Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik, 2003
- Axel-Corti-Preis, 2006
Werke (Auswahl)#
- Jesus in schlechter Gesellschaft, 1971
- Mystik für Anfänger, 1977
- Der letzte Christ, 1979
- Was ich denke, 1994
- Die Ketzer, 1994
- Die religiöse Militanz und deren Begütigung, 1996
- Die linke Hand Gottes. Biographie des heiligen Geistes, 1997
- Falls ich Papst werden sollte. Ein Szenario, 1998
- Brief an die gottlosen Frauen, 2002
- Weihrauch und Schwefel: Ein Monolog
- Der lachende Christus, 2005
- Die unheilige Kirche: Geschlecht und Gewalt in der Religion, 2005
- Om und Amen. Eine universale Kulturgeschichte des Betens, 2006
- Wie gründe ich eine Religion, 2009
- Können Priester fliegen?, 2012
- Braunau am Ganges, 2015
Literatur#
- "Das Adolf Holl Brevier. Kritische Andachten" zusammengestellt von Walter Famler. Residenz Verlag St. Pölten 2010, 223 Seiten
- "Holl. Bilanz eines rebellischen Lebens" von Harald Klauh. Residenz Verlag Salzburg 2018, 368 S.
Weiterführendes#
- Strasser, P.: Enthebung aus dem Alltag (Essay)
- Boberski, H.: Zwischen Weihrauch und Schwefel (Essay)
- Friedrich, O.: Ein süßes Gefühl (Essay)
- Sutterlüty, G.: "Wer zweifelt, der denkt (Essay)
- Historische Bilder zu Adolf Holl (IMAGNO)
Quellen#
- Österr. Gesellschaft für Literatur
- Literaturhaus
- Wiener Zeitung,
- ORF Ö1
- Residenzverlag
- Virtuelle Literaturzeitschrift
- Kath. Presseagentur
- Die ZEIT
- Nachruf ORF
Redaktion: P. Diem
Die Kirche hat seinerzeit die Frage Holl nicht christlich behandelt. Vielleicht könnte man ihn im Verlauf der gegenwärtigen Diskussion rehabilitieren, schließlich erscheinen seine Bücher im katholischen Residenz-Verlag.
--Glaubauf Karl, Mittwoch, 26. Mai 2010, 09:01
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