Der Wappenschmuck des Wiener Justizpalastes#
Der Bau des Wiener Justizpalastes wurde mit kaiserlicher Entschließung vom 4. 9. 1874 („in steter Fürsorge für die Bedürfnisse der Rechtspflege und der rechtssuchenden Bevölkerung“) zur Unterbringung der in der Haupt- und Residenzstadt Wien ansässigen Gerichtshöfe angeordnet.
Von einer Jury wurde der Entwurf des Wiener Architekten Alexander Wielemans, Edler von Monteforte (1843 – 1911), ausgewählt, im Mai 1875 mit den Fundamentsarbeiten begonnen und bereits 1881 der Bau samt Innenausstattung (als bedeutende Schöpfung des späteren Historismus) vollendet; die feierliche Schlusssteinlegung nahm wiederum Kaiser Franz Josef I. am 22. 5. 1881 persönlich vor. Die Gesamtkosten hatten sich auf 2,75 Mio Gulden belaufen.
Der Neubau beherbergte den Obersten Gerichts- und Cassationshof mit der Generalprocuratur, das Oberlandesgericht für Nieder- und Oberösterreich sowie Salzburg (samt Oberstaatsanwaltschaft), das Landesgericht für Civilrechtssachen und das Handelsgericht Wien. Der Bau hat seither sehr wechselvolle Zeiten erlebt.
Der Monumentalbau hat seit Anbeginn die Grundform eines rechtwinkeligen Viereckes von 100 m x 80 m; die Hauptfront ist zur Ringstraße mit dem Parlament gerichtet, vor ihr liegt heute der Grete-Rehor-Park (vormals Schmerlingpark).
Zum Haupteingang an der nördlichen Gebäudeseite gelangt man über eine 14 m breite Freitreppe (samt Auffahrtsrampen), deren abschließende Postamente mit zwei mächtigen Löwen (des Südtiroler Bildhauers Emanuel Pendl) geziert werden. Die Ende der Neunzigerjahre des vorigen Jahrhunderts fertig renovierte Außenfassade zeichnet sich durch feine und künstlerisch wertvolle Detaildurcharbeitung aus. Unter anderem finden sich hier Waage und Rutenbündel (Fasces) als Symbole des Rechtswesens.
Die große Zentralhalle oder Aula ist ein dreigeschossiger glasgedeckter Arkadenhof mit einer überdimensionalen und ebenfalls von Pendl in Marmor geschaffenen Statue der Justitia in sitzender Stellung mit vergoldetem Schwert und Gesetzbuch. In den Bogenfeldern über den Pfeilersäulen befinden sich die Wappen der seinerzeit im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder, für welche der Oberste Gerichtshof die gemeinsame Gerichtsinstanz bildete. Gegenüber der Nische mit der Justitia befindet sich eine prächtige Uhr; oberhalb der Statue das ehemals kaiserlich-österreichische Wappen. Die Aula zieht viele in- und ausländische Besucher an und bietet auch den Rahmen für festliche Ereignisse.
Im zweiten Stock auf der Seite des Obersten Gerichtshofs liegt das Große Foyer, an dessen Innenwand die Namen aller Präsidenten des Obersten Gerichtshofs in Marmor gemeißelt sind. Ebenfalls im zweiten Stock befinden sich die historisch originalgetreu rekonstruierten Verhandlungssäle des Obersten Gerichtshofs. Vor deren Eingängen sind Inschriftstafeln zur Erinnerung an die ehemaligen Präsidenten des Oberlandesgerichts Wien angebracht.
- Quelle: Oberster Gerichtshof
- Alle Fotos: P. Diem
Krain: In silbernem Schild ein bekrönter, rotbewehrter blauer Adler, der über Brust und Flügel mit einer mondsichelförmigen von Gold und Rot geschachten Spange belegt ist. Von 1849-1918 war Krain ein eigenes Herzogtum, heute gehört es zu Republik Slowenien. Die Farben Gold und Silber der Brustspange änderten sich zur Zeit der Monarchie immer wieder. Der erste Farbwechsel von Silber auf Gold war als Gunsterweisung des Herrschers gedacht (Wappenbesserung). Als 1848 zum ersten Mal die Farben Weiß, Blau und Rot als die „wahren“ slawischen Farben propagiert wurden, wollte man dahin umfärben. Wirklich durchgesetzt hat sich diese Farbkombination aber erst 1915.
Istrien: In Blau eine goldene, rot bewehrte Ziege. Das Wappen von Istrien steht als zusammenfassendes Symbol für das nach 1848 gebildete österreichisch-illyrische Küstenland, bestehend aus den Grafschaften Görz und Gradiska, sowie der Markgrafschaft Istrien. Die reichsunmittelbare Stadt Triest wird durch ein eigenes Wappen repräsentiert.
Kärnten: In einem von Gold und Rot gespaltenen Schild vorne drei übereinandergestellte schwarze, schreitende Löwen, hinten ein silberner Balken. Das Herzogtum Kärnten gehörte seit 1335 den habsburgischen Erbländern an.
Schlesien/ Mähren: Der Schild ist von Schlesien und Mähren gespalten. Schlesien: In einem goldenen Schild ein gekrönter, goldbewehrter schwarzer Adler, belegt mit einem silberne, in Kleeblättern endenden Halbmond. Mähren: In Blau ein von Gold und Rot geschachter gekrönter Adler. Ursprünglich waren die Farben, so wie bei Krain, silbern-rot und wurden durch eine Wappenbesserung in golden-rot geändert.
Böhmen: In Rot ein goldgekrönter aufrechter silberner Löwe mit Doppelschwanz. Das Königreich Böhmen war seit dem Hochmittelalter immer wieder mit Österreich verbunden, dauerhaft von 1526 bis 1918.
Galizien: In blauem Schild eine rote Binde mit einer darauf schreitenden schwarzen Dohle, darunter drei goldene Kronen 2:1. Das Königreich Galizien bestand ursprünglich aus zwei Fürstentümern Galizien und Lodomerien. Beide Länder kamen 1772 bei der ersten polnischen Teilung an Österreich bis 1918.
Oberösterreich: In einem gespaltenen Schild rechts in Schwarz ein goldener rotbezungter Adler mit roten Krallen; links in Silber zwei rote Pfähle. Das Wappen ist erstmals um 1390 bezeugt und stellt eine Kombination aus den beiden Wappen der Babenberger dar, einerseits das alte Adler-Wappen, andererseits die neuen babenbergischen Farben Rot-Weiß-Rot.
Niederösterreich: In Blau fünf goldene Adler, 2:2:1 gestellt. Das Fünfadlerwappen von Niederösterreich hat eine eigene Entstehungsgeschichte und entstand im Zusammenhang mit dem heiligen Leopold als Fantasiewappen. Es erschien erstmals um 1330/50 auf Glasscheiben im Stift Klosterneuburg und wurde als Wappen des Markgrafen Leopold gedeutet, obwohl es zu dessen Lebzeiten noch gar keine Wappen gegeben hatte. Tatsächlich blieben aber im Stift Stücke eines blauen Seidenstoffes mit darauf gestickten goldenen Vogeldarstellungen erhalten, die als Gewand des Heiligen angesehen wurden.Tirol:
In einem silbernen Schild ein goldgekrönter roter Adler mit goldenen Flügelspangen mit kleeblattförmigen Enden. Der grüne Lorbeerkranz („Ehrenkränzel“) hinter dem Kopf wurde hier aus unklaren Gründen weggelassen, obwohl er schon seit 1521 einen Bestandteil des Wappens bildet. Die gefürstete Grafschaft kam 1335 zum Haus Österreich.
Steiermark: In grünem Schild ein silberner, rotgehörnter und rotbewehrter Panther, der aus dem Rachen Flammen hervorstößt. So wäre das Wappen richtig dargestellt worden, stattdessen wurde die rote Farbe der Hörner und der Flammen in Gold umgewandelt.
Triest: Geteilt, oben in Gold ein gekrönter schwarzer Doppeladler, unten der mit der goldenen Lanzenspitze des heiligen Sergius belegte österreichische Bindenschild. Triest, die größte Hafenstadt der k.u.k. Monarchie wurde schon seit dem Mittelalter von den benachbarten Patriarchen von Aquileja bedrängt und von den Venezianern belagert, weshalb es sich schon 1382 dem Schutz Herzog Leopolds III. und damit dem Haus Österreich unterwarf. Der große wirtschaftliche Aufschwung begann unter Karl VI., der 1719 Triest zum Freihafen erklärte.
Bukowina:
Ein schwarzer Büffelkopf (Auerochs) mit roter Zunge und silbernen Hörnern, begleitet von drei goldenen Sternen, in einem von Blau und Rot gespaltenen Schild. Die Bukowina war bereits 1775 zu Österreich gekommen, jedoch erst 1849 zu einem eigenen Herzogtum erhoben worden.
Staatswappen der Republik Österreich nach 1945: Der freischwebende schwarze Adler mit Mauerkrone und Hammer und Sichel in den goldenen Fängen. Auf der Brust der rot-weiß-rote Bindenschild und auf dem Kopf eine goldene Mauerkrone. Obwohl die Feldfarbe (Hintergrund) in der Verfassung nicht definiert ist, besitzt der Wappenadler hier einen goldenen Hintergrund. Wahrscheinlich um mit dem auf der anderen Seite befindlichen kleinen kaiserlichen schwarzen Doppeladler, der ebenfalls schwarz ist und auf der Brust das genealogische Wappen des Hauses Habsburg trägt, und ebenfalls in einem goldenen Feld erscheint, eine symbolische Symmetrie zu bilden. Bei diesem Bild handelt es sich um die Übermalung des lange in die Zweite Republik hinein vorhanden gewesenen doppelköpfigen, nimbierten Adlers des "Bundesstaates Österreich (1934-1938).
Der Besucher wird von einem in der Decke eingelassenen Schlussstein mit dem lateinischen Wort „Salus“ begrüßt, das zwar Gesundheit bedeutet, aber so viel wie „Salutem dicere“ (antike Grußformel) bedeutet.Die Bautafel nennt den ursprünglichen Architekten Alexander Wielemans Edlen von Monteforte und den zweiten Architekten Heinrich Ried, der den Justizpalast nach dem Brand von 1927 aufstockte und äußerlich umgestaltete. Architekt Wielemans hat sich nach der Manier mittelalterlicher Baumeister auch in effigie verewigt und zwar im Fuß des kleinen Rundbalkons beim Eingangsportal.
Die Eingangsportale und die Arkadenbögen im Erdgeschoß werden vom sog. „Ständestaatsadler“, der 1934-1938 das Staatswappen bildete, verziert. Am Sitz oberster Staatsorgane der demokratischen Republik Österreich ist das in Erz gegossene "Überleben" der Symbolik des autoritären, durch Verfasssungsbruch zustande gekommenen "Ständestaates" äußerst problematisch.
Vergleiche hierzu:
- Doppeladler
- Die Internationale der faschistischen Symbole
Die Justitia, als zentrale Skulptur in der Mitte der Säulenhalle, wurde 1877 von Emanuel Pendl (1845-1927) geschaffen. Schwert und Waage waren seit der Antike die Attribute der Justitia (Gerechtigkeit), die meistens auch noch mit verbundenen Augen dargestellt wird, um ihre Unparteilichkeit unter Beweis zu stellen. Hier wird sie jedoch mit einem Buch, dem Gesetzbuch, dargestellt, um darauf hinzuweisen, dass ab nun die geschriebene Verfassung als oberste Norm gilt, von der alle anderen Rechte abgeleitet werden. Zugleich ist damit auch der Hinweis verbunden, dass die k.u.k. Monarchie ab 1868 eine konstitutionelle geworden ist.
Darüber ist das kleine kaiserliche Wappen in einer Architekturnische abgebildet. Das Giebelfeld zeigt die Kaiserkrone. Der schwarze Doppeladler trägt Schwert und Zepter im rechten und den Reichsapfel im linken Fang. Auf der Brust das genealogische Wappen der Habsburger, den von Habsburg (In Gold ein roter Löwe), Österreich (Bindenschild rot-weiß-rot) und Lothringen (In Gold drei gestümmelte Adler auf rotem Schrägbalken) aufgespaltenen Herzschild. Die beiden Heiligenscheine (Nimben), die die Adlerköpfe umgeben sind jedoch falsch. Die Adlerköpfe des österreichischen Kaisertums besaßen kleine Kronen (keine Nimben). Die Reichsadler des Heiligen Römischen Reiches, das 1806 zu bestehen aufgehört hat, besaßen zwar Heiligenscheine, nicht aber das Kaisertum Österreich, das staatsrechtlich gesehen, sogar nur bis 1867 reichte. Danach gab es nur „Cisleithanien“ oder die „Reichsratsländer“; erst 1915 wurden diese Länder als „Österreich“ bezeichnet. Die Länderwappen sind an den beiden Längsseiten aneinandergereiht.
Die Statue der "Austria" im Hof des Wiener Justizpalastes (ca. 1881)#
Der Justizpalast wurde 1875-81 nach Plänen von Alexander Wielemans (1843-1910) erbaut. Im Zentrum des Mittelrisalits befand sich eine große Austria-Statue von Edmund von Hellmer (Bild unten). Nach dem Brand am 15. Juli 1927 wurde die Statue im linken Innenhof aufgestellt, der zur Zeit nicht begehbar ist, da eine auf Säulen stehende Glaskonstruktion (neue Bibliothek) eingebaut wurde. Ritter von Hellmer schuf auch die Vindobona an der Rückseite des Rathauses und die plastische Gruppe um Kaiser Franz Joseph I. im Giebel des Parlaments.
Es wäre wünschenswert, diese repräsentative Statue außerhalb des Hauses aufzustellen oder zumindest für Besucher leicht zugänglich zu machen. Auch könnte sie mittels Bild oder Videokamera in eine historische Ausstellung über die wechselhafte Baugeschichte des Justizpalastes integriert werden.
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