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Kaffeehaus (Café)#

Ausgehend von Konstantinopel wurden die ersten Kaffeehäuser in Europa in Venedig (1645), London (1652), Marseille und Hamburg (1671) sowie Paris (1672) eröffnet.

Wien folgte erst 1685 mit dem von dem Griechen Johannes Theodat (Diodato) gegründeten Kaffeehaus. 1686 erhielten 3 ehemalige Kundschafter der 2. Türkenbelagerung Wiens (1683) ebenfalls das Privileg, darunter Georg Kolschitzky, der lange Zeit fälschlich als Begründer des Wiener Kaffeehauses galt.

1736 gab es neben weiteren so genannten "Hofbefreiten" (kaiserliches Privileg der Steuerfreiheit auf 20 Jahre) auch 19 bürgerliche Kaffeehäuser und ambulante "Wasserbrenner", die neben Rosolio (Gewürzlikör) auch Kaffee brannten und ausschenkten. Im Gegensatz zu den einfachen Wirtshäusern boten die bürgerlichen Kaffeehäuser (erstes 1697 von Isaak de Luca eröffnet) mehr Komfort und Service, so ab 1703 die ersten regelmäßig erscheinenden Zeitungen oder öffentliches Billard. Dadurch wurde das Wiener Kaffeehaus bald zu einer Institution des gesellschaftlichen Lebens. Die Erlaubnis, im Sommer Tische und Sessel vor dem Kaffeehaus aufzustellen, erhielt um 1750 erstmals der Cafetier Gianni Tarroni am Graben (von "Giannis Garten" leitet sich die Bezeichnung "Schanigarten" her).

1788 engagierte M. Wiegand für sein Café Bellevue beim Kärntnertor erstmals Musiker (Konzertcafé). Die Glanzzeit des Wiener Kaffeehauses war das Biedermeier, man begann die Kaffeehäuser luxuriös mit Spiegeln, Lustern, Plüsch und Silbergeschirr auszustatten (berühmt Neuners "Silbernes Kaffeehaus" in der Spiegelgasse).

Das Kaffeehaus war zum Brennpunkt von Politik und Gesellschaft, Kunst und Literatur (Literatencafés) geworden. Es wurde geschäftlicher, privater und geselliger Treffpunkt, um dort zu reden, zu lesen (in- und ausländische Journale) oder zu spielen (Billard, Schach, Kartenspiele).

Um 1870 kamen die Kaffeehäuser im Nobelprater an der Hauptallee in Mode. Weitere berühmte Kaffeehäuser waren das Café Dommayer (gegründet 1787), das Dobner (1796), das Café Volksgarten (1818), die Casa Piccola (1830), das Griensteidl (1847), das Café Central (1860), das Landtmann (1873), das Café Museum (1899), das Prückel (1903) und das Hawelka (1938). Das zu jeder Art von Kaffee servierte Glas Wasser wurde früher unaufgefordert nachgefüllt.

Nach 1950 schlossen viele Kaffeehäuser, doch kam es um 1990 zu einer Wiederbelebung der Kaffeehauskultur. So gibt es heute in Wien über 1100 Cafés aller Art, fast 1000 Espresso-Bars und über 200 Café-Konditoreien.


In der langjährigen Wiener Kaffeehaustradition werden - je nach der Mischung mit Milch oder Obers - zahlreiche Varianten von Kaffee angeboten:
klein, groß, verlängert, kurz, jeweils schwarz oder braun; Melange mehr licht oder mehr dunkel, Schale Braun oder Schale Gold, Kapuziner (mit Milch und Schlagobers), Franziskaner (Melange licht mit Schlagobers und Schokostreusel), g´spritzt heißt mit Rum ("Fiaker") oder Cognac, und "der Maria Theresia" enthält Orangenlikör; "Einspänner" wird ein Mokka mit Schlag im Glas genannt, eine Melange mit Eidotter nennt man "Kaisermelange".

Weiterführendes#

Literatur#

  • G. Gugitz, Das Wiener Kaffeehaus, 1940
  • H. Singer, Im Wiener Kaffeehaus, 1959
  • G. Oberzill, Ins Kaffeehaus, 1983
  • C. Brandstätter und W. J. Schweiger, Das Wiener Kaffeehaus, 1986
  • Das Wiener Café, Ausstellungskatalog Jacobs Suchard Museum, 1989
  • H. Veigl, Wiener Kaffeehaus - früher, 1989
  • B. Sinhuber, Zu Gast im alten Wien, 1989
  • T. Martinek, Kaffeehäuser in Wien, 1990
  • Österreichisches Café & Konditorei Journal, monatliches Organ der Fachgruppe Kaffeehäuser Wien

Quellen#