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Lieben, Robert von#

* 5. 9. 1878, Wien

† 20. 2. 1913, Wien


Physiker und Erfinder


Robert von Lieben
Robert von Lieben. Foto. © Bildarchiv der ÖNB, Wien, für AEIOU
Neffe von Adolf Lieben


Robert von Lieben wurde am 5. September 1878 in begütertem Elternhaus als Sohn des Börsenkammerpräsidenten geboren.

Schon als Kind sagte ihm ein geregelter Schulbesuch nicht zu und ebensowenig das Lernen von Fächern, die ihn nicht interessierten. Da Roberts Eltern genug Vermögen besaßen, ließen sie ihn privat unterrichten. Sein spezielles Interesse galt den neuesten Erkenntnissen der Physik, ihren praktischen Anwendungen und Chemie.

Seine Eltern richteten ihm bald ein kleines Privatlaboratorium ein, als junger Mann baute er in der väterlichen Villa in Brühl bei Mödling die elektrische Beleuchtung ein, wobei er die Wasserkraft der Höldrichsmühle ausnutzte.

Später besuchte Robert von Lieben das akademische Gymnasium und danach die Realschule.

Ohne jedoch einen Schulabschluss zu machen, trat er seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger bei einem Ulanenregiment an. Nach einem unglücklichen Sturz vom Pferd wurde er jedoch schon nach wenigen Wochen entlassen.

Danach ging Robert von Lieben nach Nürnberg, wo er als Volontär bei "Siemens-Schuckert" tätig war und sich so praktische Erfahrungen in der Elektrotechnik erwarb.

Schon mit 18 Jahren gelang von Lieben die Konstruktion eines Apparates zur photographischen Aufnahme des Auges, eines Drehstrommotors für die Starkstromtechnik und vieles andere.

Danach besuchte er als Gasthörer Vorlesungen in Experimentalpysik an der Universität Wien bei Franz Exner, bevor er um 1899 an das Institut für physikalische Chemie nach Göttingen wechselte und bei Walther Nernst - dem späteren Chemie-Nobelpreisträger - studierte, dort aber nach einem Jahr Aufenthalt ebenfalls nicht abschloss.

Zurückgekehrt nach Wien, richtete sich Lieben ein eigenes Laboratorium ein, wo er zuerst mit dem Chemiker Dr. Leiser an seinen Erfindungen arbeitete.

Da Lieben selbst Autofahrer war, beschäftigte ihn das Problem einer elektromagnetischen Kupplung. Die ersten erfolgreichen Flugversuche weckten seine Begeisterung; an einem in Paris gekauften "Wright'schen "Aeroplan" brachte er Verbesserungen an und überließ dieses Gerät der österreichischen Armee.

Es fesselten ihn aber auch theoretische Fragen der Physik und Chemie, sein besonderes Interesse galt der "Atomistik". Bei all dieser Vielseitigkeit strebte Lieben aber ein Ziel an - die Konstruktion des "elektrolytischen Phonographen".

Besonderes Interesse weckte in Lieben das Telefonwesen, und so kaufte er 1904 eine Telefonfabrik im tschechischen Olmütz und baute sie aus. Er wollte die Telefontechnik verbessern und für den Fernverkehr nutzbar machen - damals war die Telefonie ja auf Grund von Schwierigkeiten bei der Sprachübertragung auf den Nahverkehr und Großstädte beschränkt.

Da aber die Führung des Betriebs auch kaufmännisches Interesse voraussetzte, verkaufte er die Firma bald wieder und konzentrierte auf das Problem der Verstärkung in der Telefonie.

Lieben war von Anfang an klar, dass die Verstärkung nicht auf mechanischem, sondern nur auf elektrischem oder magnetischen Weg möglich wäre. Am 4. März 1906 meldete er sein "Kathodenstrahlenrelais für Stromwellen" zum Patent an.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern, den früheren Studienkollegen Eugen Reisz und Siegmund Strauß, ersetzte er nach weiteren Forschungen die ursprüngliche Verwendung magnetischer Ablenkung durch die Gittersteuerung und 1910 war die "Lieben'sche Verstärkerröhre", kurz die "Lieben-Röhre", reif für die praktische Verwendung.

Im September 1911 präsentierte von Lieben eine mit seinen Mitarbeitern weiterentwickelte Röhre ("LRS-Relais") als Telephonieverstärker.

1911 heiratete Robert von Lieben Anny Schindler, eine Schauspielerin am Wiener Burgtheater.

1912 verkaufte Robert von Lieben seine Patente um 100.000 Reichsmark an das extra gegründete "Lieben-Consortium", bestehend aus den Firmen Siemens und Halske, AEG, Telefunken und Felten und Guillaume.

Lieben Robert, Schottenbastei
Gedenktafel R.v. Lieben
Gymnasium Schottenbastei
© Rainer Lenius

Robert von Lieben hat mit seinen Patenten die Grundlage für die elektronische Verstärkung von elektrischen Signalen geschaffen. Die "Lieben-Röhre", wie sie ab Ende 1912 in Deutschland industriell erzeugt wurde, fand zur Verstärkung von Telefonsignalen und später besonders in der Funktechnik eine erfolgreiche Anwendung und stellt zusammen mit der Audionröhre des Amerikaners Lee de Forest den Vorläufer der späteren Radioröhre dar. Diese herrschte in der Rundfunk-Technologie unumschränkt bis Anfang der 1950er Jahre, als sie allmählich vom Transistor verdrängt wurde.

Robert von Lieben starb am 20. Februar 1913 nach schwerer Krankheit.


Er ist in der Familiengruft auf dem Döblinger Friedhof bestattet. Im 12. Bezirk ist eine Straße nach ihm benannt und am Gymnasium Wien 1, Schottenbastei 7-9, das er besuchte, ist eine Gedenktafel angebracht.

Literatur#

  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Neue Deutsche Biographien
  • F. Czeike: Historisches Lexikon Wien

Weiterführendes#

Quellen#



Redaktion: I. Schinnerl


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