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vom 03.12.2019, aktuelle Version,

Andrea del Verrocchio

Reiterbildnis des Bartolomeo Colleoni in Venedig, Bronze, 1493

Andrea del Verrocchio, eigentlich Andrea di Michele Cioni (* 1435[1][2] in Florenz; † 7. Oktober 1488 in Venedig[3]) war als Bildhauer und Maler einer der einflussreichsten Künstler in der Übergangszeit von der Früh- zur Hochrenaissance.

Leben

Verrocchio war der Sohn des Ziegelbrenners Michele di Francesco Cioni. Seine Geschwister waren der 8 Jahre jüngere Tommaso, eine jüngere früh verstorbene und drei weitere Schwestern. Der Vater starb in der zweiten Hälfte der 1450er Jahre und Verrocchio wohnte mit seiner Stiefmutter im Borgo von San Ambrogio in Florenz. Über frühe Jahre ist nur wenig Gesichertes bekannt.

Nach einer Quelle des 17. Jahrhunderts lernte er bei dem Goldschmied Giuliano da Verrocchio, dessen Namen er annahm, und nicht bei den berühmten Ghiberti und Michelozzo. Auch soll er eine Ausbildung als Bildhauer erhalten haben. Mitte der 1460er Jahre begann sein Aufstieg als Bildhauer, unter der tatkräftigen Förderung durch Piero de’ Medici und dessen Sohn Lorenzo il Magnifico. Zur selben Zeit scheint er sich intensiver mit Malerei beschäftigt zu haben; es ist jedoch unsicher, ob bzw. wo er gelernt hat. Spekuliert wurde über Alesso Baldovinetti oder Fra Filippo Lippi. 1472 trat er der Lukas-Bruderschaft der Maler bei. Verrocchio wurde Kurator der Antikensammlung der Familie Medici in Florenz. Als Restaurator hatte er Gelegenheit, antike Statuen eingehend zu studieren und so die Grundlagen seiner eigenen Werke zu schaffen.

Über zwei Jahrzehnte lang leitete er eine produktive, universell ausgerichtete Werkstatt, in der neben Skulpturen und Gemälden auch Kunsthandwerk wie Kostüme und Ausstattung für Festlichkeiten angefertigt wurden. Sie war gleichzeitig eine gut besuchte Ausbildungsstätte für junge Künstler der Hochrenaissance, unter anderen Sandro Botticelli,[1] Lorenzo di Credi, Leonardo da Vinci (unterrichtet etwa von 1470 bis 1477),[1][4] und Perugino.[4]

Verrocchio heiratete nicht. Lange unterstützte er seine Schwester Margarita, deren Kinder vorübergehend in seinem Haus wohnten.

Werke

Skulpturen

David ( Bargello, Florenz)
Andrea del Verrocchio: Maria mit Kind, Gemäldegalerie, Berlin

Bedeutend war Verrocchio vor allem als Bildhauer. Er war der führende florentinische Bildhauer seiner Zeit. Bei dem 1472 fertiggestellten Grabmal für Piero und Giovanni di Medici beeindruckt die originelle Komposition. Vor 1476 schuf er eine Bronzefigur des David, ausdrucksvoll mit lebendigem Schönheitsideal. Mit dem unvollendeten Grabrelief des Kardinals Forteguerri nimmt Verrocchio die theatralischen Effekte der barocken Bildhauerkunst vorweg. Von 1478 stammt ein Terracotta-Relief der Jungfrau Maria (jetzt im Bargello in Florenz).

Zu seinen beeindruckendsten Werken zählt die Bronzegruppe Christus und Thomas in Orsanmichele, die technische Perfektion mit Gespür für Komposition und Emotionalität verbindet.

1483 erhielt er von der Republik Venedig den Auftrag, zum Andenken an den Söldnerführer Condottiere Bartolomeo Colleoni eine Reiterstatue zu schaffen, die erst nach seinem Tode nach dem fertigen Tonmodell gegossen und vor San Giovanni e Paolo in Venedig aufgestellt wurde. Die spannungsgeladene Reiterstatue genügt, um die Vorstellung einer ganzen Streitmacht zu evozieren, die dem Kommandanten nachdrängt. Der Colleoni beeinflusste die Entwicklung der Reiterstandbilder bis in das 19. Jahrhundert.

Seine Porträtbüsten, die Naturalismus und Idealisierung vereinen, wurden von der Antikensammlung der Medici inspiriert.

Verrocchios Skulpturen zeichnen sich durch Realitätssinn aus, durch gezielt eingesetzte Licht- und Schatteneffekte und wechselseitige Durchdringung von Figur und Raum und gaben damit entscheidende Anstöße für den (Florentiner) Stil der Hochrenaissance. Sein Putto mit Delfin zeigt erstmals die Spiral-Pose, die keine bevorzugte Betrachtungsrichtung kennt. Verrocchio löste Figuren aus ihrer Bindung an eine Ansicht von einem Standpunkt aus, was in der Bildhauerei den Weg zum Manierismus und Barock öffnete.

Gemälde

Taufe Christi, um 1475, Uffizien, Florenz

Seine malerische Tätigkeit ist ab 1469 dokumentiert und muss vorher, jedenfalls vor Auflösung der Lippi-Werkstatt in Prato ausgeübt worden sein. Schon 1472 als sein 20-jähriger Gehilfe Leonardo da Vinci der Lukas-Bruderschaft beitritt, ist die Wirkung seiner Lehrtätigkeit in den Frühwerken Domenico Ghirlandaios und Francesco Botticinis sichtbar. Kaum eines der ihm zugeschriebenen Gemälde ist sicher zuzuordnen und die Datierung ist unsicher. Das Gemälde Tobias und der Engel (1470–1480, National Gallery, London) wird seiner Werkstatt unter möglicher Beteiligung Leonardo da Vincis zugeschrieben. Um 1475 fertigte er die Taufe Christi (Uffizien, Florenz), an der die Beteiligung des jungen Leonardo da Vinci unverkennbar ist. Zu dieser Zeit überstieg sein Atelier an Umfang und Bedeutung alle übrigen Florentiner Werkstätten. Aus dieser Zeit stammen viele Madonnenbilder, die mit Verrocchio in Verbindung gebracht werden. Eines der wenigen Gemälde, die ihm zugeschrieben werden, ist Maria mit dem Kind (um 1470, Gemäldegalerie, Berlin).[4][5] In den 1470er Jahren fertigt er den Pistoiese Altar als letztes Gemälde.

Als Maler war Verrocchio eher ein anregender Lehrer als ein Neuerer. Er gehörte jedoch wohl zu den Ersten, die die Luftperspektive in der Landschaftsdarstellung einsetzten. Um eine Beteiligung am Zyklus der sieben Tugenden (ursprünglich für das Tribunale della Mercanzia, heute in den Uffizien) bewarb er sich mit einer Zeichnung des Glaubens vergeblich.[6][7]

Literatur

Commons: Andrea del Verrocchio  – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. 1 2 3 Metropolitan Museum of Art
  2. Enciclopedie online bei treccani.it
  3. ANDREA di Michele, detto il Verrocchio, Dizionario Biografico degli Italiani - Bd. 3 (1961); RKDartists
  4. 1 2 3 Encyclopaedia Britannica
  5. National Gallery of Art
  6. Dario A. Covi: Andrea del Verrocchio: Life and work. Leo S. Olschki, Florenz 2005, ISBN 978-88-222-5420-7, S. 173 (englisch).
  7. Alison Wright: The Pollaiuolo Brothers. Yale University Press, New Haven/London 2005, ISBN 0-300-10625-4, S. 13, 230 (englisch).