August Diehl
August Diehl (* 4. Januar 1976 in West-Berlin) ist ein deutscher Schauspieler.
Leben
August Diehl stammt aus einer Künstlerfamilie. Er ist der Sohn des Schauspielers Hans Diehl (* 1940); seine Mutter ist Kostümbildnerin. Sein jüngerer Bruder Jakob Diehl (* 1978) ist Komponist und Schauspieler.
Diehl ist seit 1999 mit der Schauspielerin Julia Malik verheiratet. Er spielte mit ihr zusammen im Mai 2008 bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen.[1] Im Mai 2009 wurde ihr erstes Kind, eine Tochter, in Berlin geboren.
In der Nacht zum 8. März 2011 unternahm Diehl gemeinsam mit Pete Doherty und einem Unbekannten eine Kneipentour in Regensburg, wo sich beide zu Dreharbeiten für den Film Confession of a Child of the Century aufhielten. Dabei schlugen eine oder mehrere der drei Personen das Schaufenster eines Schallplatten- und CD-Geschäfts in der Altstadt ein und stahlen aus der Dekoration eine Gitarre und eine Schallplatte.[2] Ging die Polizei zunächst von Einbruchdiebstahl aus, kam man später zum Schluss, dass die Beteiligten zum Tatzeitpunkt berauscht und schuldunfähig gewesen seien. Die Staatsanwaltschaft Regensburg beantragte gegen Diehl und Doherty einen Strafbefehl wegen fahrlässigen Vollrausches.[3]
Schauspielkarriere
Nach dem Abitur an einer Waldorfschule[4] studierte Diehl an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin Schauspiel. Diehls Vorbilder sind die Schauspieler Gert Voss, mit dem er zusammen spielte, und Robert De Niro.[5]
Seine erste Filmarbeit, die Hauptrolle als Computerhacker Karl Koch im Kinofilm 23 – Nichts ist so wie es scheint aus dem Jahr 1998, brachte ihm Bekanntheit und den Deutschen Filmpreis als bester Darsteller ein. Es folgten zahlreiche weitere Filmrollen sowie Theaterarbeiten an den großen deutschsprachigen Bühnen, für die er weitere Auszeichnungen erhielt. In dem Filmdrama Was nützt die Liebe in Gedanken (Kinostart: November 2004) nach der Steglitzer Schülertragödie 1927 spielte er, an der Seite von Daniel Brühl, die Rolle des 19-jährigen Oberschülers Günther Scheller.
In Quentin Tarantinos Oscar-prämiertem Film Inglourious Basterds hatte Diehl 2009 eine größere Rolle als SS-Sturmbannführer Dieter Hellstrom. Im amerikanischen Actionthriller Salt, der im August 2010 in die Kinos kam, ist Diehl als Ehemann der von Angelina Jolie gespielten Hauptfigur zu sehen.
Neben seinen Hauptrollen in den deutschen Kinofilmen Die kommenden Tage (2010) und Wer wenn nicht wir trat Diehl 2011 auch im Musikvideo zu Herbert Grönemeyers Single Schiffsverkehr auf.
Seit 2009 ist Diehl in der Band „hands up-excitement!“[6] als Gitarrist aktiv.
Mit Beginn der Spielzeit 2013/2014 ist August Diehl Ensemblemitglied am Burgtheater Wien.
Im Jahr 2019 verkörperte Diehl in Terrence Malicks Filmdrama Ein verborgenes Leben den österreichischen Landwirt und Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter. In der sechsteiligen TV-Serie Die Neue Zeit (Erstausstrahlung: September 2019) über die Gründerjahre des Staatlichen Bauhauses in Weimar übernahm er die Rolle des Architekten und Bauhausgründers Walter Gropius, der eine für die Serie erfundene Liebesbeziehung mit der Kunststudentin Dörte Helm (Anna Maria Mühe) führt.[7]
August Diehl ist Mitglied der Deutschen Filmakademie.[8] Er lebt in Berlin.
Theater
- 1997: Nach Hause, Regie: Lore Stefanek (Maxim-Gorki-Theater, Berlin)
- 1998: Don Carlos, Regie: Reiner Heise (Maxim-Gorki-Theater, Berlin)
- 1998: Höllenangst, Regie: Lore Stefanek (Maxim-Gorki-Theater, Berlin)
- 1998–1999: Gesäubert von Sarah Kane, Regie: Peter Zadek, mit Ulrich Mühe, Susanne Lothar, Uwe Bohm (Hamburger Kammerspiele)
- 1999: Das Leben – ein Traum, Regie: Michael Gruner (Stadttheater Dortmund)
- 2000: Die Möwe von Tschechow, Regie: Luc Bondy, mit Gert Voss, Jutta Lampe, Johanna Wokalek (Burgtheater Wien)
- 2001: Roberto Zucco von Koltes, Regie: Klaus Michael Grüber (Akademietheater Wien)
- 2001–2003: Der Jude von Malta, Regie: Peter Zadek, mit Gert Voss, Ignaz Kirchner, Uwe Bohm (Burgtheater Wien)
- 2003: Ödipus auf Kolonos, Regie: Klaus Michael Grüber, mit Bruno Ganz, (Burgtheater Wien in Koproduktion mit den Wiener Festwochen)
- 2003–2005: Don Karlos von Schiller, Regie: Laurent Chétouane (Hamburger Schauspielhaus)
- 2006: Zur schönen Aussicht von Ödön von Horváth, Regie: Martin Kušej (Hamburger Schauspielhaus)
- 2008: Ein Mond für die Beladenen von Eugene O’Neill, Regie: Frank Hoffmann, mit Hans Diehl, Julia Malik, Marc Limpach und Marco Lorenzini (Ruhrfestspiele Recklinghausen)
- 2009: Major Barbara von George Bernard Shaw, Regie: Peter Zadek (Schauspielhaus Zürich)
- 2012: Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin von Heinrich von Kleist (Burgtheater Wien in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen)
- 2013: Hamlet von William Shakespeare, Regie: Andrea Breth (Burgtheater Wien)
- 2014: Das Geisterhaus von Isabel Allende, Bühnenfassung von Antú Romero Nunes und Florian Hirsch unter Verwendung der Übersetzung von Anneliese Botond, Regie: Antú Romero Nunes (Akademietheater Wien)
- 2016: Diese Geschichte von Ihnen von John Hopkins, Regie: Andrea Breth (Akademietheater Wien)
- 2018: Eines langen Tages Reise in die Nacht von Eugene O'Neill, Regie: Andrea Breth (Burgtheater Wien)
Filmografie
- 1998: 23 – Nichts ist so wie es scheint
- 1998: Entering Reality
- 1999: Die Braut
- 1999: Poppen (Kurzfilm)
- 2000: Kalt ist der Abendhauch
- 2000: Hilflos
- 2000: Der Atemkünstler
- 2001: Love the Hard Way
- 2002: Tattoo
- 2002: Haider lebt – 1. April 2021
- 2003: Anatomie 2
- 2003: Lichter
- 2003: Birkenau und Rosenfeld (La petite prairie aux bouleaux)
- 2004: Was nützt die Liebe in Gedanken
- 2004: Der neunte Tag
- 2004: Feuer in der Nacht (Live übertragener Fernsehfilm)
- 2004: Mouth to Mouth
- 2005: Kabale und Liebe
- 2005: Wattläufer
- 2006: Slumming
- 2006: Ich bin die Andere
- 2007: Die Fälscher
- 2007: Freischwimmer
- 2007: Nichts als Gespenster
- 2008: Herrn Kukas Empfehlungen
- 2008: Buddenbrooks
- 2008: Dr. Alemán
- 2008: Anonyma – Eine Frau in Berlin
- 2009: Inglourious Basterds
- 2010: Wenn einer von uns stirbt, geh ich nach Paris (Erzählerstimme)
- 2010: Salt
- 2010: Die kommenden Tage
- 2011: Wer wenn nicht wir
- 2011: Schiffsverkehr (Musikvideo von Herbert Grönemeyer)
- 2012: Wir wollten aufs Meer
- 2012: Confession (Confession of a Child of the Century)
- 2012: Die Abenteuer des Huck Finn
- 2013: Layla Fourie
- 2013: Nachtzug nach Lissabon (Night Train to Lisbon)
- 2013: Frau Ella
- 2013: The Husband
- 2015: Dirk Ohm – Illusjonisten som forsvant
- 2015: En mai, fais ce qu’il te plaît
- 2016: Close to the Enemy (Fernsehserie)
- 2016: Diamant noir
- 2016: Allied – Vertraute Fremde (Allied)
- 2017: Der junge Karl Marx (Le jeune Karl Marx)
- 2018: Parfum (Fernsehserie)
- 2018: Kursk
- 2018: Vidocq – Herrscher der Unterwelt (L'Empereur de Paris)
- 2019: Ein verborgenes Leben (A Hidden Life)
- 2019: Die Neue Zeit (Fernsehserie)
Hörbücher
- 2004: Der Clan der Otori – Das Schwert in der Stille (als Takeo)
- 2004: Der Clan der Otori – Der Pfad im Schnee
- 2005: Der Clan der Otori – Der Glanz des Mondes
- 2008: In Plüschgewittern von Wolfgang Herrndorf
- 2013: Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf
- 2013: Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque
- 2014: Hafenlichter von Jens Eisel[9]
- 2016: Jakob der Lügner von Jurek Becker
- 2017: Die Terranauten von T.C. Boyle, Der Hörverlag, München
Auszeichnungen
- 1998: Einzeldarstellerpreis beim Schauspielschultreffen in München
- 1998: Bayerischer Filmpreis als Bester Nachwuchsschauspieler für 23
- 1999: Auszeichnung der Zeitschrift Theater heute als Nachwuchsschauspieler des Jahres für seine Rolle als Robin in der Theaterinszenierung Gesäubert von Peter Zadek
- 1999: Deutscher Filmpreis als Bester Hauptdarsteller für 23
- 2000: Nestroy-Nominierung als Bester Nachwuchs
- 2000: Deutscher Shooting Star des europäischen Films
- 2000: O.E. Hasse-Preis für 1998/1999
- 2001: Alfred-Kerr-Darstellerpreis des Berliner Theatertreffens für die Rolle des Kostja in Die Möwe
- 2001: Ulrich-Wildgruber-Preis
- 2004: Undine Award als Bester jugendlicher Hauptdarsteller in einem Kinospielfilm für seine Rolle als Günther in Was nützt die Liebe in Gedanken
- 2005: Preis der deutschen Filmkritik als Bester männlicher Hauptdarsteller 2004 für Was nützt die Liebe in Gedanken
- 2005: DIVA-Award als Bester Schauspieler des Jahres (Jurypreis) für Was nützt die Liebe in Gedanken
- 2005: Nominierung für den Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller für Der neunte Tag
- 2011: Nominierung für den Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller für Wer wenn nicht wir
- 2014: Emder Schauspielpreis im Rahmen des Internationalen Filmfests Emden-Norderney
- 2014: Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Bester Schauspieler“ als Hamlet am Wiener Burgtheater
- 2019: International Actors Award beim Film Festival Cologne
- 2020: BZ Kulturpreis
Siehe auch
Weblinks
- August Diehl in der Internet Movie Database (englisch)
- August Diehl bei filmportal.de (mit Fotogalerie)
- Timo Stein: „Vielleicht müssen wir bald gegen uns selber auf die Straße gehen“ – Interview mit August Diehl. In: Cicero vom 3. Oktober 2011
- Annabel Wahba: Das Jahr des August Diehl. In: Die Zeit, Nr. 49 vom 27. November 2008, S. M22
- Literatur von und über August Diehl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Kerstin Halstenbach: Das Spielfreude-Gen. derwesten.de, 27. April 2008, abgerufen am 8. März 2013.
- ↑ Brach Skandal-Rocker Doherty in Plattenladen ein?
- ↑ Strafbefehl gegen Pete Doherty
- ↑ Annabel Wahba: Das Jahr des August Diehl. In: Die Zeit. 27. November 2008, abgerufen am 4. Januar 2013.
- ↑ Sendung „Gero von Boehm begegnet: August Diehl“, ausgestrahlt am 7. April 2008, 22:25 auf 3sat
- ↑ hands-up-excitement.de
- ↑ August Diehl in "Die Neue Zeit": Reden über das Frauenbild am Bauhaus. In: kurier.at. Abgerufen am 13. Januar 2020.
- ↑ August Diehl. In: deutsche-filmakademie.de. Deutsche Filmakademie, abgerufen am 6. März 2019.
- ↑ Popshot: Rezension zum Hörbuch. 30. September 2014, abgerufen am 2. Oktober 2014.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Diehl, August |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 4. Januar 1976 |
GEBURTSORT | Berlin |
License Information of Images on page#
Image Description | Credit | Artist | License Name | File |
---|---|---|---|---|
August Diehl beim Photo Call zu Der junge Karl Marx bei der Berlinale 2017 | Eigenes Werk | Maximilian Bühn | Datei:August Diehl Photo Call Der junge Karl Marx Berlinale 2017 02.jpg | |
The Wikimedia Commons logo, SVG version. | Original created by Reidab ( PNG version ) SVG version was created by Grunt and cleaned up by 3247 . Re-creation with SVG geometry features by Pumbaa , using a proper partial circle and SVG geometry features. (Former versions used to be slightly warped.) | Reidab , Grunt , 3247 , Pumbaa | Datei:Commons-logo.svg | |
Piktogramm zum Kennzeichnen von Informationen bei einer Wahl/Abstimmung. | Own illustration, 2007 | Arne Nordmann ( norro ) | Datei:Pictogram voting info.svg | |
Salzburger Festspiele 2012: Peter Simonischek und August Diehl in Heinrich von Kleists Prinz Friedrich von Homburg | Salzburger Festspiele | Luigi Caputo | Datei:Salzburger Festspiele 2012 - Prinz Friedrich von Homburg.jpg |