Carl Giskra
Carl Giskra (auch Karl Giskra) (* 29. Januar 1820 in Mährisch-Trübau; † 1. Juni 1879 in Baden bei Wien) war ein Politiker des Kaisertums Österreich und nach 1867 der k.u.k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.
Leben
Carl Giskra erlangte 1840 in Wien die philosophische und 1843 die juristische Doktorwürde, seit 1846 Supplent der Staatswissenschaften an der Universität Wien. Im Revolutionsjahr 1848/49 führte er die Akademische Legion (1848) in Wien und war Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung. 1850 kehrte er nach Wien zurück.
Seit 1860 war er als Rechtsanwalt in Brünn tätig; von 1861 bis 1867 Abgeordneter der deutsch-liberalen Partei im mährischen Landtag, seit 1862 auch im Reichsrat. 1866 wurde Carl Giskra Bürgermeister von Brünn (Juli 1866 bis Dezember 1867)[1] und entfaltete eine anerkannte administrative und organisatorische Tätigkeit. Die Brünner Kaunitz-Straße, tschechisch Kounicova, nach Wenzel Robert von Kaunitz benannt, trug 1885–1918 und 1940–1946 seinen Namen. 1867 wurde er Präsident des österreichischen Abgeordnetenhauses und war 1867–1870 österreichischer Innenminister. Er führte vor allem die Trennung der politischen Verwaltung von der Justiz durch. Er trat 1867 für die Dezemberverfassung und für die Lösung des Konkordates (Staatskirchenvertrag) ein und war zuletzt Direktor der „Ersten österreichischen Spar-Casse“.
Eigennützige Beteiligung an finanziellen Unternehmen sollen seinen Ruf beschädigt haben. 1873 wurde er wieder in seinem Wahlbezirk Brünn in Mähren in das Abgeordnetenhaus gewählt.
Carl Giskra war in erster Ehe mit Aloisia Arnstein (* 1815 in Wien; † 1854 ebenda), einer Stiefnichte des Schriftstellers Benedikt David Arnstein, verheiratet;[2] die Trauung hatte 1845 im Stephansdom stattgefunden.[3] 1860 vermählte er sich mit Elisabeth Zuech, geb. Hauschka (* 1825 in Pettau; † 1900 in Wien).[2] Der zweiten Ehe entstammte der gleichnamige Sohn Karl (* 22. Februar 1864 in Brünn, † 24. Oktober 1919 in Gersau, Kanton Schwyz), der 1871 zum Freiherrn von Giskra erhoben wurde.[4] Als Angehöriger des österreichischen Diplomatischen Dienstes war er 1905 Legationsrat in Washington, 1910 in Sofia, 1914 außerordentlicher Gesandter Österreichs und bevollmächtigter Minister im Haag.[5] Er soll Georg von Schönerer wegen eines verbalen Angriffs auf seinen verstorbenen Vater zum Duell gefordert haben.
Carl Giskra verstarb 1879 in einer von der Familie um 1870 bezogenen Villa in Baden bei Wien in der Marchetstraße 70.[6] Er wurde am 3. Juni 1879 auf dem unweit gelegenen Friedhof St. Helena bestattet.[7]
Literatur
- Wilhelm Kosch: Biographisches Staatshandbuch. Lexikon der Politik, Presse und Publizistik, Band 1, 1959.
- Alois Czedik von Bründelsberg und Eysenberg: Zur Geschichte der k.k. österreichischen Ministerien 1861–1916. Band 1, 1917, Seite 92 ff.
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum, Oldenbourg, München 1979, Seite 440, ISBN 3-486-49491-0.
- Constantin von Wurzbach: Giskra, Karl. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 5. Theil. Verlag der typogr.-literar.-artist. Anstalt (L. C. Zamarski & C. Dittmarsch.), Wien 1859, S. 199 f. (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Jiskra. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 10. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 188 (Digitalisat).
- Giskra Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 446 f. (Direktlinks auf S. 446, S. 447).
- Dieter Haintz: Carl Giskra. Ein Lebensbild. Dissertation Uni Wien 1962, OCLC 50907085 [8]
- Karl Giskra, 1820–1879. In: Gerhard Will: Personalbibliographien von Professoren der Philosophischen Fakultät zu Wien im ungefähren Zeitraum von 1820 bis 1848 mit biographischen Angaben. Dissertation Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1972, DNB 720406404, S. 37 f.
Weblinks
- Giskra, Karl Dr. phil. Dr. iur.. Kurzbiografie auf der Webseite des Österreichischen Parlaments
- Biographische Daten von Carl Giskra im Biographischen Handbuch des NÖ Landtages 1861–1921
- † Dr. Carl Giskra.. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, 3. Juni 1879, S. 1 (Online bei ANNO).
Einzelnachweise
- ↑ Dr. jur. et phil. Karl Giskra in Encyklopedie dějin města Brna (tschechisch)
- 1 2 Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. Band 1: A-K. Amalthea, Wien 2011, ISBN 978-3-85002-750-2, S. 30–31.
- ↑ Trauungsbuch - 02-088 | 01., St. Stephan | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | fol. 114 | Matricula Online. Abgerufen am 22. März 2020.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser (1871-1942), 45. Jahrgang 1895 und 91. Jahrgang 1941. Verlag Gotha Justus Perthes
- ↑ Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut), R. Oldenbourg Verlag München Wien 1979, Seite 440, ISBN 3 486 49491 0
- ↑ Bettina Nezval: Villen der Kaiserzeit. Sommerresidenzen in Baden. 2., erweiterte Auflage. Berger, Horn/Wien 2008, ISBN 978-3-85028-476-9, S. 81 f.
- ↑ Das Leichenbegängniß Giskra’s.. In: Neue Freie Presse, Morgenblatt, 4. Juni 1879, S. 6, unten links (Online bei ANNO).
- ↑ Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund
Personendaten | |
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NAME | Giskra, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Politiker, Landtagsabgeordneter |
GEBURTSDATUM | 29. Januar 1820 |
GEBURTSORT | Mährisch-Trübau |
STERBEDATUM | 1. Juni 1879 |
STERBEORT | Baden bei Wien |
User/Graupp Ingrid-Charlotte/KARL_GISKRA
-- Graupp Ingrid-Charlotte, Sonntag, 12. September 2021, 11:47
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Carl Giskra , Lithographie von Josef Kriehuber , 1861 | Eigenes Foto einer Originallithographie aus eigenem Besitz | Josef Kriehuber | Datei:Carl Giskra.jpg | |
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Imperial Coat of Arms of Austria used in 1915 | Eigenes Werk , Based on a work by Hugo Gerhard Ströhl (1851–1919): Oesterreichisch-Ungarische Wappenrolle. Die Wappen ihrer k.u.k. Majestäten, die Wappen der durchlauchtigsten Herren Erzherzoge, die Staatswappen von Oesterreich und Ungarn, die Wappen der Kronländer und der ungarischen Comitate, die Flaggen, Fahnen und Cocarden beider Reichshälften, sowie das Wappen des souverainen Fürstenthumes Liechtenstein. Anton Schroll, Wien 1890, 1895 (2. Auflage 1900). Date of original work: 1890 and 1900. Online by www.hot.ee | Sodacan | Datei:Imperial Coat of Arms of Austria.svg |