Friederike Goßmann
Friederike Goßmann, seit 1861 verheiratete Friederike Prokesch von Osten (* 23. März 1838 in Würzburg; † 14. August 1906 in Gmunden, Österreich) war eine deutsch-österreichische Schauspielerin.
Leben
Friederike Goßmann war die Tochter des Schriftsteller und Gymnasialprofessors Johann Bartholomäus Goßmann, mit dem sie in früher Jugend nach München kam. Ihre Mutter war die Opernsängerin Johanna Constanzia Goßmann, ihre Schwester Marie Goßmann war ebenfalls eine Theaterschauspielerin.
Nachdem Friederike Goßmann durch Constanze Dahn ihre theatralische Ausbildung erhalten hatte, debütierte sie 1853 als Leonie im Damenkrieg (von Eugène Scribe) in München und ging dann nach Königsberg, wo sie, wie auch in Elbing, Danzig und Gumbinnen, ungewöhnliches Interesse erregte.
1855 kam sie an das Thaliatheater in Hamburg, 1857 an das Hofburgtheater in Wien. Hier spielte sie zuerst die Titelrolle in dem Schauspiel Die Grille von Charlotte Birch-Pfeiffer, welche durch sie eine typische Gestaltung erhielt und mit ihrem Namen gleichsam identisch wurde.
In Hamburg spielte sie einst neben Pierre Levassor (1808–1870) sogar die Carlotta in La nuit aux soufflets mit der Sicherheit und Verve einer geborenen Französin. Natürlichkeit nach der neckischen wie nach der rührenden Seite hin war der unbeschreibliche Reiz, der alle ihre Darstellungen umgab und das Ergebnis ihrer sorgfältigsten Studien stets wie Äußerungen des Augenblicks erscheinen ließ.
Infolge ihrer Vermählung 1861 mit Anton Freiherrn von Prokesch-Osten (1837–1919, dem Sohn des 1871 in den erblichen Grafenstand erhobenen Anton Prokesch von Osten), zog sie sich von der Wiener Hofbühne zurück. Von 1862 bis 1867 gastierte sie noch in Wohltätigkeitsvorstellungen und während der Wintermonate auf den größeren Bühnen Deutschlands, auch in St. Petersburg und Amsterdam.
Friederike von Prokesch-Osten, geb. Goßmann lebte danach meist in Gmunden in ihrer „Villa Prokesch-Osten“, die auf alten Ansichtskarten Gmundens abgebildet ist. In Gmunden entfaltete sie mit ihrem Ehemann bedeutende soziale und kulturelle Aktivitäten,[1] so begründete sie 1891 den Zweigverein Gmunden des „Frauenhilfsvereins vom Rothen Kreuze für Oberösterreich“. Aus ihrer Ehe hatte sie eine Tochter, Johanna, die später den k.u.k. Obersten Viktor Freiherrn von Schleinitz (1865–1957) heiratete und mit ihm einen Sohn hatte, Nikolaus Schleinitz-Prokesch (1895–1955), der eine diplomatische Laufbahn einschlug und dessen Nachkommenschaft sich bis heute fortsetzt.
Rollen (Auswahl)
- Marie – Feuer in der Mädchenschule (Théodore Barrière)
- Hedwig – Sie hat ihr Herz entdeckt (Wolfgang Müller von Königswinter)
- Bianca – Der Widerspenstigen Zähmung (William Shakespeare)
- Leonie – Der häusliche Krieg (Ignaz Franz Castelli)
- Grille – Die Grille (Charlotte Birch-Pfeiffer)
- Lorle – Dorf und Stadt (Charlotte Birch-Pfeiffer)
- Margarete – Erziehungsresultate oder guter und schlechter Ton (Karl Ludwig Blum)
- Julie – Sie schreibt an sich selbst (Karl von Holtei)
- Jeanne – Lady Tartüffe (Delphine de Girardin)
- Hermana – Kind des Glücks (Charlotte Birch-Pfeiffer)
- Carlotta – La nuit aux soufflets (Philippe François Dumanoir)
Werke
- Rosenlieder – Gedichtesammlung unter ihrem Geburtsnamen Fr. Gossmann Wien: Gerold 1875
- Mein Grillenzimmer – Erinnerungen unter ihrem Ehenamen Prokesch-Osten, Friederike von Wien: 1892
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Goßmann, Friederike. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 5. Theil. Verlag der typogr.-literar.-artist. Anstalt (L. C. Zamarski & C. Dittmarsch.), Wien 1859, S. 277 f. (Digitalisat).
- Gossmann, Friederike; verehel. Gfn. Prokesch von Osten. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 35.
- Friederike Großmann. In: Unsere Tage. Blicke aus der Zeit in die Zeit, Band 2 (1860/61), S. 228–233 (Google Books).
- Balduin Groller: Aus dem Stammbuche der „Grille“. In: Die Gartenlaube. Heft 27, 1875, S. 452–454 (Volltext [Wikisource]).
- Ludwig Eisenberg: Friederike Goßmann. In: Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Paul List, Leipzig 1903, S. 340–341 (daten.digitale-sammlungen.de).
- Günther Hansen: Goßmann, Friederike. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 651 f. (Digitalisat).
- Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen: Ein Lexikon. Böhlau, Köln u. a. 2010, S. 283 f. (Google Books).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Prokesch von Osten, Anton Gf. (1795–1876), Feldzeugmeister, Diplomat und Reiseschriftsteller. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 301 f. (Direktlinks auf S. 301, S. 302).
Personendaten | |
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NAME | Goßmann, Friederike |
ALTERNATIVNAMEN | Prokesch von Osten, Friederike |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-österreichische Schauspielerin |
GEBURTSDATUM | 23. März 1838 |
GEBURTSORT | Würzburg |
STERBEDATUM | 14. August 1906 |
STERBEORT | Gmunden, Österreich |
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Friederike Goßmann , Lithographie von Josef Kriehuber , 1859 | Eigenes Foto einer Originallithographie | Josef Kriehuber | Datei:Friederike Gossmann.jpg | |
Wappen des österreichisch-ungarischen Feldzeugmeisters und k.k. Geheimen Rates Anton Freiherrn Prokesch von Osten (1795–1876), verliehen anlässlich seiner Erhebung in den österreichischen Grafenstand 1871. Zeichnung von Gerd Hruška ( http://ghruska.weebly.com/ ). Für weitere Informationen zu dieser Standeserhebung siehe AustroAristo.com ( http://www.austroaristo.com/ ) | Eigenes Werk | HruskaHeraldik (Gerd Hruška) | Datei:Graf Prokesch von Osten (1871) – Gerd Hruška.png | |
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