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vom 16.05.2022, aktuelle Version,

Günther Witzany

Günther Witzany (* 25. August 1953 in Salzburg) ist ein österreichischer Philosoph.

Leben

Witzany studierte Philosophie, Politikwissenschaft und Moraltheologie in Salzburg und München und promovierte 1983 bei Annemarie Pieper mit der Arbeit Transzendentalpragmatik und Ek-sistenz. Normenbegründung – Normendurchsetzung.

Witzany gründete 1985 die „erste Philosophische Praxis in Österreich“.[1][2] Nach Aristoteles gibt es drei Wege die Welt zu erschließen, die theoretische Vernunft, die praktische Vernunft und die ästhetische Vernunft; Witzany widmet sich in seiner Philosophischen Praxis laut eigener Aussage allen drei Ebenen.

In der „ästhetischen Vernunft“ betreibt er Projekte und Diskussionen mit Künstlern wie Otto Beck in seinen Arche-Projekten (1986 bis 1989), in einem Musikprojekt N.I.L.F.I.S.C. (New Intellectual Line for International Sound Communication) mit Helmut Strasser, Hannes Renger, Hans Stefan, Norbert Grössenberger, Rudi Renger und Wolfgang Seierl (seit 1980)[3] und in Gesprächen über Kunst und Philosophie mit Hermann Kremsmayer, Hermann Ober, Hans Müller, Johannes Grützke, Stefan Krön, Dieter Kleinpeter, Herwig Beyerl oder Dietmar Erlacher.

In der „praktischen Vernunft“ war er Mitherausgeber (zusammen mit Helmut Gruber und Wilhelm Hasenauer) der Vierteljahreszeitschrift Arche Nova – Ideenforum für Wertwandel und Friedensforschung (1986 bis 1992). Er arbeitete zusammen mit Christian Vötter und Susanna Vötter-Dankl in dem ökologischen Nachhaltigkeitsprojekt Alternativ-Technologie-Zentrum (1989 bis 1998). 1990 gab er zusammen mit Eva-Maria Schalk das Buch Die Rettung der Erde. Alternative Energie aus Sonne Wind und Wasser heraus. Darin weisen die Autoren auf die Gefahren des Klimawandels hin und präsentieren Lösungsvorschläge. Mit Christian Vötter entwickelte Witzany eine Methode zur nachhaltigen Belebung von Regionalstrukturen K.O.H.R. (Kern-Orientierungen-Helfen-Regionen). Er begleitete wissenschaftlich die „No Problem“-Musiktherapie für geistig bzw. körperlich Schwerbehinderte (1985 bis 1995). Mit dem Kulturverein Tauriska, der Leopold Kohr Akademie und mit Alfred Winter arbeitete er ab 1988 in den Bereichen geistige Dorferneuerung und Kulturmanagement. 1999 erfolgte die Gründung der „Fachstelle für barrierefreie Orts- und Stadtraumgestaltung“ (Mitglied im ÖNORM-Ausschuss). Als Herausgeber versammelte er in den 90er-Jahren österreichische Intellektuelle (Paul Blau, Freda Meissner-Blau, Günther Gorbach, Alfred Haiger, Friedensreich Hundertwasser, Gerhard Jagschitz, Hermann Knoflacher, Leopold Kohr, Hanswerner Mackwitz, Günther Nenning, Rupert Riedl, Karl Socher, Heinz Stockinger, Peter Weish, Christian Felber, Roland Rainer, Alfred Winter) in zwei EU-kritischen Publikationen (Verraten und Verkauft. Das EG-Lesebuch. Unipress 1993; Zukunft Österreich. EU-Anschluß und die Folgen. Unipress 1998).[4]

In der „theoretischen Vernunft“ betreibt er philosophische Forschung in den Bereichen Naturphilosophie, Sprachphilosophie, Biokommunikation, Philosophie der Biologie, Biosemiotik, Friedensforschung, Technokratie.

Von 1987 bis 1990 entwickelt Witzany eine eigenständige „Philosophie der Biologie“ (Theorie der kommunikativen Natur): Organismen koordinieren und organisieren ihr Verhalten durch Kommunikationsprozesse. Die Evolutionsgeschichte ist für Witzany deshalb eine Geschichte von Kommunikationslogik und -dynamik der Organismen. Der genetische Code ist sprachlich strukturiert und unterliegt kombinatorischen (grammatischen), inhaltsspezifischen (semantischen) und kontextabhängigen (pragmatischen) Regeln. Da sich keine Sprache selber spricht und auch kein Code selbst codiert geschieht Evolution im genetischen Bereich deshalb nicht durch zufällige Mutationen, sondern durch Genom-bearbeitungskompetente Agenten.[5] Die molekulare Syntax des genetischen Codes ist nicht das Ergebnis einer zufällig entstandenen Mischung, sondern einer kompetenten Textbearbeitung. Die Agenten der genetischen Textbearbeitung sind nicht-lytische, sesshafte Virenstämme und subvirale RNA-Gruppen, deren bevorzugter Lebensraum Genome zellulären Lebens sind.[6] Die „Theorie der kommunikativen Natur“ entwickelte Witzany weiter zu einer „Theorie der Biokommunikation“, die er systematisch auf alle bekannten Organismenreiche (Viren, Archaea, Bakterien, Protozoa, Pilze, Tiere, Pflanzen) anwendet.[7][8][9] Die Theorie der Biokommunikation ist laut Witzany die erste und einzige integrative Theorie, die sowohl empirisch als auch nicht-reduktionistisch und nicht-mechanistisch alle Bereiche belebter Natur umfasst.[10] Aufgrund ihres pragmatischen Ansatzes vermeidet sie strikt die Verwendung von metaphysischen Erklärungsmodellen (holistisch, mechanistisch, atomistisch) und ermöglicht ein neues Grundverständnis belebter Natur durch die Analyse aller zeichenvermittelten Interaktionen innerhalb und zwischen Zellen, Organen, Geweben und Organismen. "Leben" ist demnach ein soziales Ereignis, das durch die sich gegenseitig ergänzenden Ebenen der RNA-Kommunikation, Virus-Kommunikation und Zell-Kommunikation ermöglicht wird.[11]

Witzany organisierte zusammen mit Wolfgang Bauer 1991 das Symposium Klein Sein oder Nicht Sein. Für eine Kultur der Selbstbeschränkung (mit Erwin Chargaff, Peter Cornelius Mayer-Tasch, Robert Jungk und Leopold Kohr)[12], mit Wolfgang Hofkirchner 2006 den 1. Biosemiotik-Kongress in Österreich (Biosemiotics in Transdisciplinary Contexts, Helsinki, Umweb, 2007)[13] und mit Erich Hamberger 2008 den 1. internationalen Kongress über natürliche Gentechnik und natürliche Genom-Bearbeitung: „Natural Genetic Engineering and Natural Genome Editing“[14] u. a. mit James Shapiro, Patrick Forterre, Eshel Ben Jacob, Peter Gogarten, Jürgen Brosius, Luis Villarreal, Jean Nicolas Volff, I King Jordan, Gertrudis Van de Vijver[15] und 2009 „Cancer and Communication“ (u. a. mit Harald zur Hausen) sowie mit der Leopold Kohr Akademie und Wolfgang Bauer 2009 die Tagung „Zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsplanung - Wieviel Kohr braucht die City“.[16]

2014 organisierte er den 1. Internationalen Kongress über DNA-Lebensräume und ihre RNA-Bewohner: DNA Habitats and it's RNA Inhabitants[17] u. a. mit Jürgen Brosius, Eric Westhof, John Mattick, Luis Villarreal, David Prangishvili, Eugene Koonin, Mart Krupovic, Ricardo Flores, Corrado Spadafora, Eörs Szathmary, Joan Curcio, Karin Mölling, Keizo Tomonaga, und Peter Unrau.[18]

2018 organisierte er den Internationalen Kongress Evolution – Genetic Novelty/Genomic Variations by RNA Networks and Viruses[19] u. a. mit Chantal Abergel, Gustavo Caetano Anolles, Irene Chen, Jean-Michel Claverie, Bryan Cullen, Valerian Dolja, Eugene Koonin, Dusan Kordis, Mart Krupovic, Jeff Miller, Karin Moelling, Forest Rohwer, James Shapiro, Luis P. Villarreal, Eric Westhof, Steven Zimmerly.

Seit 2001 ist Witzany zusammen mit Ewald Hiebl Herausgeber der gesammelten Werke von Leopold Kohr. Weiterhin ist er Mitglied in der World Society for Virology, der RNA Society, im Editorial Board der Internationalen Biosemiotik-Gesellschaft (2008–2015), beim World Journal of Biological Chemistry, der New York Academy of Sciences (seit 2009), im Internationalen Städteforum Graz (seit 1999) und dem Netzwerk The Third Way of Evolution.[20]

Veröffentlichungen

Bücher

  • Philosophieren in einer bedrohten Welt. Vorträge und Essays wider die technokratische Vernunft. Die Blaue Eule, Essen 1989.
  • Transzendentalpragmatik und Ek-sistenz. Normenbegründung – Normendurchsetzung. Die Blaue Eule, Essen, 1991.
  • Größenwahn, Geschwindigkeitsrausch, Vereinigungsfieber. Texte zum Ende der Fortschrittsreligion. Unipress, Salzburg 1992.
  • Natur der Sprache – Sprache der Natur. Sprachpragmatische Philosophie der Biologie. Königshausen & Neumann, Würzburg 1993.
  • Life: The communicative Structure. A new Philosophy of Biology. Books on Demand, Hamburg 2000.
  • The „Logos“ of the „Bios“. 1. Contributions to the foundation of a three-leveled biosemiotics. Umweb, Helsinki 2006.
  • The „Logos“ of the „Bios“. 2. Bio-Communication. Umweb, Helsinki 2007.
  • Biocommunication and Natural Genome Editing. Springer, Dordrecht 2010.
  • Biokommunikation und natürliche Bearbeitung genetischer Texte. Die Anwendung der sprachpragmatischen Philosophie der Biologie. BoD, Norderstedt 2011.
  • mitdenker.at; 30 Jahre Telos-Philosophische Praxis. BoD, Norderstedt 2017; ISBN 978-3-7431-3847-6.
  • Infectious Thoughts: Discovering Biology as a Social Science. 2021; (Mit L.P. Villarreal); doi:10.13140/RG.2.2.35183.66725
  • Leopold Kohr verstehen. Tauriska Verlag, Neukirchen a.G.V 2022, ISBN 978-3-901257-64-3.

Herausgeber

  • Die Rettung der Erde. Alternative Energie aus Sonne, Wind und Wasser. Unipress Verlag, Salzburg 1990. (Mit E.M. Schalk)
  • Zur Theorie der Philosophischen Praxis. Die Blaue Eule, Essen 1991.
  • Bernhard Hölzl: Tractatus poetico-philosophicus. Über Simulation. Die Blaue Eule, Essen 1991.
  • Melanie Berg: Philosophische Praxen im deutschsprachigen Raum. Die Blaue Eule, Essen 1992.
  • Zeno Bucher: Die Abstammung des Menschen als naturphilosophisches Problem. Königshausen & Neumann, Würzburg 1992.
  • Verraten und Verkauft. Das EG-Lesebuch. Unipress, Salzburg 1993.
  • Zukunft Österreich. EU-Anschluss und die Folgen. Unipress, Salzburg 1998.
  • Leopold Kohr: Das Ende der Großen. Zurück zum menschlichen Maß. Müller, Salzburg 2002. (mit E. Hiebl)
  • Leopold Kohr: Die überentwickelten Nationen. Müller, Salzburg 2003. (mit E. Hiebl)
  • Leopold Kohr: Weniger Staat. Gegen die Übergriffe der Obrigkeit. Müller, Salzburg 2004. (mit E. Hiebl)
  • Leopold Kohr: Die Lehre vom rechten Maß. Müller, Salzburg 2005. (mit E. Hiebl)
  • Leopold Kohr: Entwicklung ohne Hilfe. Müller, Salzburg 2007. (mit E. Hiebl)
  • Biosemiotics in Transdisciplinary Contexts. Proceedings of the Gathering in Biosemiotics 6, Salzburg 2006. Umweb, Helsinki 2007.
  • Leopold Kohr: Probleme der Stadt. Müller, Salzburg 2008. (mit E. Hiebl)
  • Natural Genetic Engineering and Natural Genome Editing. Annals of the New York Academy of Sciences. Wiley & Sons, New York 2009.
  • Leopold Kohr: Das akademische Wirtshaus. Müller, Salzburg 2010. (mit E. Hiebl)
  • Zukunftsfähige Stadt- und Verkehrsplanung. BoD, Norderstedt 2010.
  • Biocommunication in Soil Microorganisms. Springer, 2011.
  • Biocommunication of Plants. Springer, 2012 (mit Frantisek Baluska).
  • Biocommunication of Fungi. Springer, 2012.
  • Viruses: Essential Agents of Life. Springer, 2012.
  • Leopold Kohr: Am Vorabend von 1984. (Hg: Leopold Kohr Akademie), 2013.
  • Hermann Knoflacher: VERKEHRT. Plädoyer für ein anderes Leben. Salzburg 2013.
  • Biocommunication of Animals. Springer, 2014.
  • DNA Habitats and Their RNA Inhabitants. Annals of the New York Academy of Sciences. Wiley & Sons, New York 2015.
  • Biocommunication of Ciliates. Springer, 2016 (mit Mariusz Nowacki).
  • Leopold Kohr: Ernst Friedrich Schumacher zu Ehren. (Hg: Leopold Kohr Akademie), 2016.
  • Leopold Kohr: Das Ende Großbritanniens. (Hg: Leopold Kohr Akademie), 2017.
  • Biocommunication of Archaea. Springer, 2017.
  • Memory and Learning in Plants. Springer, 2018 (mit Frantisek Baluska und Monica Gagliano).
  • Genome Invading RNA Networks. Frontiers in Microbiology, 2018 (mit Luis P. Villarreal).
  • Genetic Novelty and Genomic Variation by RNA-Networks and Viruses. Wiley & Sons, New York, Annals of the New York Academy of Sciences 2019.
  • Biocommunication of Phages. Springer, 2020.

Einzelnachweise

  1. http://sciencev1.orf.at/science/wagnleitner/13688
  2. Peter Moser: Die erste philosophische Praxis in Österreich Rückblick auf 30 Jahre „Telos“. In: Information Philosophie. Band 4, 2016, S. 108112.
  3. http://www.nilfisc.at
  4. http://www.mitdenker.at/zukunft/
  5. https://www.huffingtonpost.com/suzan-mazur/guenther-witzany-modern-s_b_7947442.html
  6. https://www.sn.at/salzburg/chronik/philosoph-guenther-witzany-unsere-erde-ist-ein-planet-der-viren-99298054
  7. „The Logos of the Bios 2. Bio-Communication“, Helsinki, Umweb, 2007
  8. Biocommunication and Natural Genome Editing, Springer, Netherlands, 2010
  9. biocommunication book series Springer Netherlands
  10. 1 Was ist Biokommunikation? Witzany. Abgerufen am 16. April 2022 (deutsch).
  11. Guenther Witzany: What is Life? In: Frontiers in Astronomy and Space Sciences. Band 7, Nr. 7, März 2020, S. 113.
  12. PDF bei biocommunication.at
  13. https://web.archive.org/web/20130727041828/http://www.biosemiotics2006.org/
  14. https://www.nyas.org/annals/natural-genetic-engineering-and-natural-genome-editing/
  15. http://www.naturalgenome.at
  16. Archivierte Kopie (Memento vom 7. Januar 2017 im Internet Archive)
  17. https://nyaspubs.onlinelibrary.wiley.com/toc/17496632/2015/1341/1
  18. http://www.rna-agents.at
  19. https://www.nyas.org/annals/special-issue-genetic-novelty-and-genomic-variation-by-rna-networks-and-viruses-vol-1447/
  20. https://www.thethirdwayofevolution.com